Dividenden Blog

30. Juni 2017

Deduktion vs. Induktion

Habt ihr schon mal die BBC Serie Sherlock geschaut? Sherlock ist ein Detektiv und ein Meister der Deduktion. Deduktion ist die Kunst oder Fähigkeit aus allgemeinen Fakten oder Wissen logische Schlussfolgerungen abzuleiten. Holmes kann durch genaues Beobachten der Menschen und Ereignisse um ihn herum exakte Theorien beschreiben, die er meist später auch beweisen kann. Deduktion geht von grundsätzlich beweisbaren, allgemeingültigen Wissen aus und versucht dies auf den Einzelfall anzuwenden.

Jeder von uns betreibt in gewissem Maße Deduktion, oft völlig unbewusst.

Ein Beispiel?

  • Wenn ich Wasser abbekomme werde ich nass. (Regel)
  • Draußen regnet es gerade. (Beobachtung)
  • Wenn ich bei Regen raus gehe werde ich nass. (Resultat)

Das ist logisch und man braucht wenig Wissen dafür. Es ist so lange gültig bis es falsifiziert werden kann.

Ich bin eher ein Meister der Induktion.

Das hat jetzt wieder was mit den Wahrnehmungsverzerrungen zu tun über die ich schon einmal geschrieben hatte.

Induktion ist genau das Gegenteil von Deduktion. Es bedeutet aus vereinzelten, isolierten Fakten oder Erfahrungen eine allgemeine Regel abzuleiten. Das muss natürlich keine falsche Regel sein, aber die Gefahr besteht.

Beispiel:

  • Ich habe auf eine Herdplatte gefasst. (Fall, Beobachtung)
  • Darum habe ich mir die Finger verbrannt. (Resultat)
  • Wenn man eine Herdplatte berührt verbrennt man sich die Finger. (Regel)

Hmm .. jein .. es kommt natürlich drauf an ob die Herdplatte an ist oder nicht.

Während eine korrekte Deduktion also ziemlich kugelsicher ist, sind Induktionen angreifbarer. Aus einer Einzelbeobachtung falsche Schlüsse zu ziehen ist eher die Regel als die Ausnahme.

Wichtig ist nun, daß wir beide Möglichkeiten haben. Wir können Deduktion und Induktion anwenden. Allerdings sind wir keine Vulkanier. Das logische Denken ist uns als Konzept zwar bewusst und wir sind in der Lage es zu benutzen. Viel lieber denken wir aber emotional. Und somit verzerrt sich unsere Wahrnehmung.

Das liegt daran das wir nicht alle Fakten kennen bzw. diese uns nicht zugänglich sind. Wir interpolieren fehlende Informationen um eine Regel zu erstellen.

Diese fehlenden Informationen beziehen wird aus unserer Erfahrung, ggf. aber auch dem Confirmation Bias und/oder unserer Filterblase, also dem Umfeld in dem wir uns bewegen.

Gut das war nun eine lange Einführung. Aber diese Woche hat meine Induktion mal wieder zu einem akuten Anfall von Existenzangst geführt.

Wie das (und ich beschreibe meinen Gedankengang)?

Meine Firma fusioniert mit einer anderen Firmengruppe. Mein Chef verkauft seine Anteile. Er erhält dafür Anteile an der neuen, fusionierten Firma. (Soweit die Fakten)

Jedesmal wenn ich solche Veränderungen erlebt habe wurden Kollegen überflüssig. Der Status Quo ändert sich und meine Komfortzone ist irgendwie nicht mehr so geil. Was bringt die Zukunft? Brauchen die mich noch? Können die auf mich verzichten? Entlassen die nun? Wie wird die Arbeit und das Tagesgeschäft in Zukunft aussehen. Setzen die mir jetzt nen Businesskasper vor die Nase? Verlässt mein Chef mittelfristig die Firma? Als Fragen habe ich das zwar formuliert. Bei mir sind es aber Ängste.

Ich könnte jetzt ne ganze Weile so weiter machen.

Was ist induktiv bei mir passiert?

  • Die Firma fusioniert mit einer Anderen. (Fall, Beobachtung)
  • Wenn das (in meinem bisherigen Berufsleben) so war, wurden Kollegen entlassen, gab es unangenehme Veränderungen. (Resultat)
  • Wenn Firmen fusionieren werden Leute entlassen und der Job macht keinen Spass mehr. (Regel)

Was sind aber (heute) die Fakten?

  • Die fusionierte Firma hat 500 Mitarbeiter
  • Außerdem ca. 100 offene Stellen für die Kollegen gesucht werden
  • Keiner wird entlassen, wir haben soviel Arbeit .. es wäre einfach nur dämlich.
  • Es bleibt erst mal alles so wie es ist.
  • Cultural Fit ist den Chefs wichtig .. darum langsam Schritt für Schritt
  • Negative Auswirkungen? Möglich. Aktuell unwahrscheinlich

Ihr seht was passiert. Ich kenne Fakten. Ich habe Erfahrungen. Ich weiß nicht was in 2,3 oder 5 Jahren mit meinem Job passieren wird. Ich erzeuge dieses fehlende Wissen durch Erfahrungen und Gefühle.

Und das ist leider (verfickt nochmal) FALSCH!

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