Dividenden Blog

5. Oktober 2017

Oma

Ein Nachbar ist gestorben. Er war 52 Jahre alt. Angeblich Herzfehler. So richtig traurig bei einem Todesfall war ich bisher zweimal. Vor 20 Jahren als mein Kater eingeschläfert werden musste und als vor ein paar Jahren meine Oma (bei der ich teilweise aufgewachsen bin) gestorben ist.

Sonst berührt mich das Sterben irgendwie nicht. Manchmal denke ich, ich bin auf der Ebene irgendwie kaputt. Ich gehe auch nicht auf den Friedhof um der Toten zu gedenken. Wenn ich an meine Oma denken will tue ich es da wo ich gerade bin. Traurig bin ich dabei allerdings auch nicht wirklich. Ich denke da eher an die Marotten die jeder Mensch hat und muss eher schmunzeln.

Meine Oma kommt (kam) aus einem kleinen Dorf im Schwarzwald. Dort gab es damals eigentlich nur Landwirtschaft. Ich weiß nicht mehr wieso, aber ihre Eltern haben sie zur Buchhalterin ausbilden lassen, während ihre Altersgenossen nach 9 Jahren Hauptschule geheiratet haben und sich dann um den Nachwuchs und den landwirtschaftlichen Betrieb gekümmert haben.

Sie hat dann in einer Firma in der Nähe auch als Buchhalterin gearbeitet. Mein Opa war ebenfalls kein Landwirt sondern Elektriker. Er war selbständig und das ergänzt sich. Neben den fünf Kindern die sich groß gezogen haben, hat mein Opa gearbeitet und meine Oma dann später und mit den Kindern als seine Buchhalterin gearbeitet.

Das lief wohl auch ziemlich gut, denn meine Mutter und deren Geschwister haben ordentlich was geerbt. Opa und Oma waren sparsam. Große Ausgaben gab es nicht. Dinge wurden so lange verwendet und repariert bis sie wirklich hinüber waren. Obst und Gemüse wurden selbst angebaut und mein Opa fuhr einen 20 Jahre alten Opel Kadett Kombi. Sie haben in Ihrem Leben drei Häuser gebaut. Zwei davon vermietet und in einem gewohnt. Das war auch die Altersvorsorge. Das Geld wurde dann auf den Namen der Enkel angelegt, oder in Bundesschatzbriefe bei welchen es damals noch 7-9% Zinsen gab.

Meine Oma war manchmal etwas anstrengend .. wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hatte musste das auch erledigt werden. Oft musste ich dann natürlich mithelfen, sie irgendwo hin fahren, mit ihr einkaufen gehen, jenes Beet umgraben, dort den Rasen mähen oder mal 600kg Äpfel ernten. (Äcker hatte sie ne Menge). Bevorzugt auch die steinernen Geranientöpfe zwei mal im Jahr durchs Haus wuchten. Als Teenager habe ich das auch eher widerwillig und oft nur unter Protest gemacht. Trotzdem hat es sich aus finanzieller Sicht immer gelohnt.

Oma hat nämlich die besten Stundenlöhne gezahlt.

Geizig war sie nämlich überhaupt nicht. Kein Besuch bei Oma wo man nicht mit dem Fuffi in der Tasche wieder gegangen ist. Fürs Rasenmähen gabs schon mal nen Hunni und sämtliche Strafzettel die ich bekommen hab hat sie auch bezahlt (Mein Auto war damals auf Sie zugelassen .. günstigere Versicherung .. Geld sparen .. ihr wisst schon.)

Wenn Oma mir Geld gegeben hat dann NIE ohne nen Ratschlag:

Der Erste war immer ne Warnung .. Bub wenn du das Geld so in die Hosentasche steckst verlierst du es .. also schön in den Geldbeutel.

Der Zweite war immer .. Bub tu das Geld schön aufs Sparbuch.

Ja Oma .. mach ich .. immer noch!

Kommentare:

  1. Ex-Studentin

    Schöne Erinnerungen! Ich mach meine Trauer bisher vom Alter und Art des Todes abhängig. Wenn jemand mit 80/90 stirbt, ist das der Kreislauf des Lebens. Nicht aber, wenn jemand mit 20 stirbt. Bei Naturkatastrophen oder Anschlägen bin ich auch traurig. Aber wirkliche Trauer (tage-, jahrelang..),kenne ich nicht. Ich finde lange Krankheiten und Ungewissheit viel schlimmer.

  2. Matthias

    Hi Jenny,

    zwei ehemalige Mitschüler von mir sind mit Anfang 20 gestorben .. aber selbst hier hat mich das nicht in Trauerstimmung gebracht. Sicher ist es schrecklich wenn Leute durch Anschläge, Kriege oder Katastrophen ihr Leben verlieren .. ich fühle mich davon aber nicht wirklich betroffen ..

    Viele Grüße,
    Matthias

  3. Ex-Studentin

    Hi Matthias,
    viele würden dich um deinen Umgang mit dem Tod beneiden. Bei mir sind leider auch 2 Schulkameraden um die 20 gestorben. Beim ersten habe ich noch geweint, beim zweiten war ich dann auch schon abgestumpfter. Da ich ohnehin eine „Nomadin“ bin und nicht nahe meiner Heimat wohne, sehe ich meine Freunde und Familie nur alle paar Monate oder manche gar Jahre nicht. Wenn jemand stirbt, ist das an sich ähnlich: Ich habe sie in meiner Erinnerung, aber mein Alltag funktioniert auch ohne diese Personen. Wenn mein Freund oder meine Brüder nicht mehr da wären, das wäre für mich das Schlimmste.

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