Dividenden Blog

31. März 2013

Opa erzählt vom Krieg

Den Umgang mit Geld hat mir wahrscheinlich meine Oma beigebracht. Immer wenns einen 10er gab hat sie drauf bestanden diesen ins Sparschwein zu stecken. Wenn ich am Weltspartag Geld aufs Sparbuch gebracht habe hat sie mir immer nen Bonus gegeben. Grundsätzlich habe ich glaub ich von ihr gelernt daß man immer nur das ausgeben kann was man auch hat.

Von meinem ersten Ferienjob habe ich mir mit 16 Jahren voller stolz eine 3D Grafikkarte und einen neuen 15 Zoll Monitor gekauft. Da waren damals knapp 1000 Mark weg und 2 Jahre später war die Hardware nichts mehr wert. Hier habe ich dann gelernt das Konsumgüter mehr oder weniger immer Geldvernichtung sind.

Mit 18 war ich am Monatsende immer komplett blank und musste auf das Taschengeld meiner Eltern warten. Ein doofer Zustand. Mein erstes richtiges monatliches Einkommen hatte ich als Zivi. Aber auch dieses Geld war Ende des Monats immer weg. Als Azubi war das nicht besser. Ich konnte mir endlich so viele schöne Dinge kaufen. Im Nachhinein bin ich nur froh das ich keine Dispo Möglichkeit auf meinem Girokonto habe. Meine Mutter (die damals das Konto mit mir eröffnet hat) hat das kategorisch ausgeschlossen.

Als mein Opa gestorben ist habe ich eine kleine Erbschaft gemacht. 10.000 Euro .. damals wahnsinnig viel Geld für mich und am besten daran war das ich absolute Hemmungen hatte das Geld auszugeben. Es hat sich nie so angefühlt als ob es wirklich meins ist. Als braver Enkel und Sohn habe ich das Geld erst mal auf dem Sparbuch gelassen.

Ich war auf dem Wirtschaftsgymnasium und die Börse war da immer ein Thema. 1998 das Internet war am boomen und hunderte kleiner Internet AG schossen wie Pilze aus dem Boden. Teilweise mit unglaublichen Business Modellen. Das hörte sich alles sehr verlockend an und scheinbar konnte man mit den Aktien Geld verdienen. Mit keiner Ahnung von nix bin ich nach Ettlingen zu BBBank marschiert und hab denen gesagt das ich in einen Neue Markt Aktienfonds investieren will.

Gesagt .. getan. Das ganze Geld in 3 Fonds investiert. Darunter der Uni Neue Märkte. Gekauft für ca. 40 Euro pro Anteil, verkauft für über 200 Euro pro Anteil .. in nicht mal 2 Jahren. Ja! Ich bin vor dem Platzen der DOTCOM Blase ausgestiegen. Aber (keine Angst) ich wusste es nicht. Ich hatte keine Ahnung. Und ob es Glück war? Ich fühlte mich damals so ungefähr wie Warren Buffett und George Soros in Person und dachte ich hätte Börse, Aktien usw. völlig durchschaut.

Aus den 10.000 Euro waren in der Spitze 35.0000 Euro geworden. Mit unendlicher Zuversicht habe ich dann Ende 2000 (dachte ja der Crash wäre vorbei) fröhlich alles in irgendwelche windigen Papiere investiert .. Hauptsache sie hatten irgendwie „ONLINE“ oder „.com“ im Namen .. zwei weiß ich sogar noch .. China Online und nordasia.com. Nordasia.com habe ich damals für über 100 Euro pro Anteil gekauft .. der Fond steht 12 Jahre später noch immer bei nur ca. 40 Euro.

2003 war ich dann bei weniger 10.000 Euro angekommen. Hatte wohl gelernt das ich dann doch kein Börsenguru bin. Danach war ich erst mal gefrustet und habe ein paar Jahre die Finger von den Finanzmärkten gelassen. Glaube ich zumindest.

2006 habe ich dann angefangen mit CFDs, Knock-out-Zertifikaten und Mini-Futures zu handeln. Im Grund scheiss hochriskantes Gezocke mit dem man sich durchaus auch innerhalb von einer Stunde komplett ruinieren kann. In einem Thailand Urlaub saß ich den ganzen Tag vorm Fernseher und hab die Börsenticker verfolgt. Die Kurse waren stark eingebrochen und ich hatte Panik.
Nach dem Depotcheck wusste ich aber das meine Stop Losses gezogen hatten. Ich war sogar mit Gewinn rausgekommen. Aber ich hatte mir doch irgendwie den Urlaub versaut und einen Giftgas Anschlag auf meine Nerven verübt.

In den Folgejahren habe ich dann brav in Aktien/Rentenfonds investiert .. so mit monatlicher Sparrate und brav konservativ. Nach einiger Zeit musste ich aber erschüttert feststellen das die Fonds in der Regel schlechter performten als der Vergleichsindex und zusätzlich noch hohe Gebühren und Ausgabeaufschläge verlangten. In Indexzertifikate zu investieren wäre also weit cleverer gewesen. Kurz habe ich auch Kapitallebensversicherungen ins Auge gefasst. Aber nach 20 Minuten mit dem Taschenrechner war klar das diese Anlageform nichts weiter als legale Piraterie ist. Den Bankern die mich beraten haben habe ich auch nie wirklich vertraut. Das Gefühl das diesen Menschen ihr Bonus wichtiger war als meine Interessen war einfach imminent. Blieb mir also nur das alles weiterhin in die eigenen Hände zu nehmen. Das habe ich dann auch getan. Aber vor allem habe ich mir das erste mal wirklich (nach fast 10 Jahren Gezocke) Gedanken über eine Strategie gemacht.

Kommentare:

  1. Daniel

    Imminent.
    Das musste ich erstmal googlen

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