Dividenden Blog

14. Oktober 2021

Ryanair Aktienanalyse

Ryanair Geschäftsmodell

Das Ryanair Geschäftsmodell hat mehrere Säulen. Natürlich geht es erst mal darum Menschen von einem unbekannten Kuhkaff in ein anderes zu fliegen, wo sie im Grunde nicht willkommen sind. Aber das machen mehr oder weniger alle Airlines. Ryanair ist da allerdings gerissener.

Man verbindet also Süderbrarup mit Buxtehude zu einem möglichst ähnlichen Preis wie ein ÖPNV Ticket. Den kann man aber nur verlangen, weil man von den Flughäfen auf denen man landet Marketing-Subventionen und extrem geringe Gebühren fordert. Hat zwar zur Folge, dass die wenigsten der angeflogenen Airports schwarze Zahlen schreiben und dauerhaft auf staatliche Subventionen angewiesen sind, aber da heute jeder drittklassige Landrat meint seinen Privatflughafen zu brauchen ist das wohl okay (schätze ich). Wenn ein Flughafen an der Gebührenschraube dreht, ist mann schneller wieder weg als Michael O’Leary Pups sagen kann, Grüße gehen raus an Frankfurt Hahn (Frankfurt hihihihi).

Im Flieger betreibt Ryanair durch Drückerkolonnen eine Art Strukturvertrieb. Das Personal muss gewisse Umsätze mit Zusatzverkäufen erwirtschaften sonst gibts vom Chef aufs Dach. Das erzeugt beim Personal solch einen Druck, dass dies nicht selten selbst den Ramsch kauft um die Quote zur erfüllen, was aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten (schweres Wort) auch sinnvoll ist, denn sonst müsste man den Fraß ja auf die Müllhalde karren.

Aja, das Personal oder sollte ich eher Sklaven sagen? .. gerne über Zeitarbeitsfirmen angestellt, die von Ryanair selbst gegründet wurden. Gibt es Arbeitsrechtliche Probleme macht man die Zeitarbeitsfirma dicht und setzt alle Angestellten auf die Straße. Dadurch spart man natürlich auch Personalkosten. Ein Ryanair Flugbegleiter kommt immerhin so auf 1.500 Euro Brutto (nicht in der Woche, sondern pro Monat).

Daneben kauft man im großen Stil Flugzeuge, aktuell nur bei Boeing, und dann auch nur wenn der Hersteller Preisen zustimmt die quasi gerade mal die nackten Produktionskosten decken (munkelt man). Da dies gerade die 737MAX ist und die, sagen wir mal, ein angekratztes Image hat nennt man die in Irland nun 737-8200. Rafft der normale Ryanair Neandertaler sowieso nicht. Die Flugzeuge verkauft man dann gerne zu Marktpreisen weiter und verdient damit noch Geld. Dumm nur, das sowohl Boeing als auch Airbus das Spiel durchschaut haben und Ryanair seine Preise wohl nicht mehr durchsetzen kann.

Ryanair Zukunftsaussichten

Sagen wir das mal so, solange dem Pöbel die Klimaerwärmung wurscht ist und man dringend für nen Samstag, zum saufen nach Ibiza fliegen muss steht das Geschäftsmodell wie ne Eins. Klar dem Laden könnten die Flugzeuge ausgehen, aber ich bin sicher das Michael (dem Fuchs) da noch was ganz Tolles einfällt. Zur Not kauft er russische oder chinesische Flieger und nennt sie dann einfach ConnerSheamus 9000. Und wenns von der EU weiterhin aufs Dach gibt (Subventionen, Umgang mit Personal) dann gründet man halt zukünftig Ryanair Aserbaidschan oder Ryanair Turkmenistan um dem ganzen Ärger aus dem Weg zu gehen.

Ryanair Wachstum

Allmählich gehen Ryanair die Flughäfen aus welche man noch einigermaßen sinnvoll verbinden könnte. Auch hat sich im Osten ein fieser Wettbewerber etabliert der noch ein bisschen extremer als die Iren unterwegs ist (Wizz Air). Ich denke aber, durch den Verkauf von Wärmedecken, Granderwasser und Kerrygold lässt sich der Umsatz pro Passagier noch massiv steigern. Die meisten Airlines in der EU stehen sowieso kurz vor der Pleite oder haben ne superdünne Kapitaldecke, Ryanair muss im Grunde nur abwarten und bei Gelegenheit zukaufen oder nicht mehr bediente Märkte mit seinem Produkt begeistern. Zur Not kann man aber auch wieder Michael O’Learys S-Klasse in Dublin als Taxi fahren lassen, das sorgte in der Vergangenheit auch schon für eine schwarze Null.

Ein weiteres Problem, welches aber wahrscheinlich erst in 50 bis 100 Jahren akut wird, einige Flughäfen dürften dann unter dem Meeresspiegel liegen. Ggf. findet man aber irgendwo noch ein paar alte Deutsche U-Boote und macht das ganze Ding halt einfach unter Wasser.

Ist die Ryanair Aktie ein Kauf?

Wenn man auf hässliche Airline Lackierungen steht, auf jeden Fall. Wenn man gerne mit seinen Steuergeldern ne solide und reiche Firma unterstützt würde ich davon eher abraten. Außer man möchte natürlich über Umwege seine gezahlten Steuern wieder zurück.

GETMAD Ultra-Qualitätsscore (GUQS) von 489 / 638

BTW:

Die nächsten Wochen mache ich mich hier wahrscheinlich rar, bin geschäftlich zwei Wochen unterwegs und auch noch fast zwei Wochen auf Korsika (Bier trinken und junge Menschen davon abhalten sich zu vervielfältigen) .. also kein Podcast, keine doofen Kommentare und keine unnützen Blogbeiträge.

Kommentare:

  1. Jens

    Eine tolle Analyse, bitte mehr davon.
    Mit Ryanair würdest du übrigens mit einer sehr klimaeffizienten Verbindung günstiger als mit dem Bus nach Korsika kommen:

    Karlsruhe / Baden-Baden nach Marrakesh
    dann
    Marrakesh nach Paris
    dann
    Paris nach Korsika

  2. JC83

    Hi mad,

    haha, seht gut. „Ironischerweise“ fliege ich nächste Woche „notgedrungen“ mit Ryan Air, denn da wo ich hin will, fliegt kein anderer hin^^, zumindest nicht direkt.

    Wie kommst du denn nach Korsika?

  3. mad

    @Jens und JC83

    ich fahre tatsächlich mit dem Bus 😉

  4. Andrea Ge

    Wow, viel Spaß und genieß die Zeit!
    Und danke für die Analyse, war lustig zu lesen 😉

  5. ziola

    Hallo Mad,

    interessante Analyse.
    In etwa 50-60% stimme ich dir zu – vor allem Umgang mit Mitarbeitern, aber auch mit Passagieren ist bei dieser Fluggesellschaft „einzigartig“. Meine beste persönliche Erfahrung war letzte Reihe und ein Typ vor mir, der seine Rücklehne nach hinten lehnte (damals ging es noch) – meine Kopffreiheit wurde damit auf 10cm reduziert…

    Was ich anders sehe:
    1. „Pöbel“ – klar gibt es hier eine große Sangria-Fraktion – dennoch sind es nicht alle. Die Billig-Flüge sind häufig einzige bezahlbare Möglichkeit für viele „nicht so lange hier Lebenden“ Ihre Familie im Herkunftsland zu sehen.
    2. Ebenso so kenne ich einige Rentner, die so die Europa-Städte bezahlbar erkunden konnten.
    3. Deren Einkaufsstrategie halte ich für das Übliche. Ich wage es zu bezweifeln, dass die „Großen“ aus irgendwelchen Gründen auf solche Angebote verzichten wurden. Man kauft vielleicht bessere Flugzeuge aber der Rest wird ähnlich abgewickelt.
    4. Im Grunde ist auch Ryanair der „Wegweiser“. Seit ein paar Jahren sehe ich ähnliche Entwicklung bei Lufthansa – die Ticketpreise scheinen „konstant“ zu bleiben – nur sind die Leistungen immer kleiner (Kein Gepäck mehr, nur HG, keine Getränke usw.). Es ist halt eine Art Krieg ums Überleben.
    5. Ob es mit dem Bus wirklich „besser“ ist – ich kenne mich eher mit dem Ostblock-LKW-Segment aus – im Vergleich hierzu ist da Ryanair ein „Top-Arbeitgeber“… Folglich gehe ich davon aus, dass die „Krawattenträger“ (die Bus-Fahrer) ähnliches erleben. Nur als Beispiel – Dieselklau aus dem Tank (kommt häufig z.B. in Italien vor) wird 50-50 als „Verlust“ zwischen Arbeitgeber und Fahrer abgerechnet…

    Gruss

    Slawek

Du hast auch was zu sagen: