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7. August 2025

Geiz vs. Frugalismus

Inspiriert vom letzten Beitrag.

Als Geiz bezeichnet man allgemein übertriebene Sparsamkeit.

Nun stellt sich für mich die Frage nach der Abgrenzung. Wo hört Sparsamkeit auf und wo beginnt Geiz?

Hier sehe ich zwei Facetten:

Geiz gegenüber mir und Geiz gegenüber anderen.

Ich denke, Geiz gegenüber anderen Menschen beginnt dort wo ich etwas in (für mich) ausreichender Menge habe, was ich aktuell nicht brauche und ich nicht bereit bin es zu teilen oder zu verleihen.

Das kann vieles sein, die Kirschen aus dem Garten, Werkzeug, Arbeitskraft, Wissen, die Zigarette am Bahnhof usw.

Ich will oder muss nicht jedem helfen oder mit jedem meine Kirschen teilen. Warum sollte ich einem fremden Menschen mein Werkzeug ausleihen? Geiz ist dann darauf bezogen, dass man diese Dinge auch NICHT mit Familie, Freunden oder Bekannten teilen will.

Natürlich gibt es auch Notfälle wo ich unbekannten Menschen helfen kann: Jemand Fremdes muss dringend mit einen Telefonanruf machen, ein Radfahrer hat nen Platten und ich überlasse ihm meinen Ersatzschlauch, der unbekannten Oma die Sprudelkiste in die Wohnung tragen usw.

Und es kommt auch sehr auf den Wert oder den Zeitaufwand an der die Sache hat die ich teilen oder nicht teilen will. Mein Auto würde ich nem fremden Menschen nicht ausleihen, aber sicher nem Freund und der Familie.

Wenn ich solche Dinge unterlasse könnte man es Geiz nennen.

Allerdings gibt es im Geiz gegenüber anderen so viele Schattierungen das es schwer ist eine Grenze zu ziehen.

Zumindest fällt es mir schwer ..

Aber vielleicht habt ihr ja konkretere Vorstellungen davon?

Zu Frugalismus gegenüber anderen fällt mir irgendwie nichts ein ..

Und dann mein ganz eigener Geiz.

Im Zug kostet die Cola vier Euro, warte ich auf den nächsten Bahnhof und kaufe sie dort für drei Euro? Oder ist mir das alles zu teuer weil ich weiß, dass es die Flasche im Supermarkt für zwei Euro gibt?

Wäre es geizig die Cola im Zug nicht zu kaufen wenn ich Durst habe? Oder wäre es nur sparsam (frugal)?

Ist es Geiz eine Jacke doch noch zu tragen obwohl sie schon bessere Tage gesehen hat?

Ist es Geiz bei der Sonderausstattung fürs Auto auf die Sitzheizung zu verzichten weil sie 1000 Euro Aufpreis kostet? Wäre es Geiz auf die schicken Alufelgen zu verzichten?

Ist es Geiz auf frische, gesunde Nahrungsmittel zu verzichten weil sie teurer sind?

In der Regel kommt es auf das verfügbare Geld an und auf meine individuellen Wünsche.

Beispiel von mir:

Ich fahre sehr gerne und viel Rad. Für ein wirklich sehr gutes Gravel Bike kann man zwischen 2.000 und 12.000 Euro ausgeben. Ausstattung, Marke, Rahmenmaterial sind sehr unterschiedlich etc. aber wenn es rein um ein leichtes Bike geht, dass auf Jahre Spaß macht reichen 2.000 Euro aus.

Wenn man meinen aktuellen Net Worth zugrunde legt entsprechen 2.000 Euro 0,13% … 12.000 Euro wären 0,8%.

Hätte ich ein Vermögen von 50.000 Euro wären es bei 2.000 Euro 4% und bei 12.000 Euro 24% … also der Preis des Bikes in Relation zu meinem finanziellen Spielraum.

Wenn ich nun ein Vermögen von 50k habe würde absolut jeder verstehen warum ich das günstige Bike nehme.

Bin ich (ganz persönlich) nun geizig weil ich nicht die 12.000 Euro ausgebe und in der Regel auch unter 4000 Euro (beim Bikekauf) bleibe oder ist das sparsam?

Ich kann es nicht so wirklich beantworten.

Ganz allgemein habe ich am Anfang des Artikels gedacht mir würde es leichter fallen eine Trennlinie zu finden .. aber ich glaube irgendwie wird das nix mehr.

Aber am Ende vielleicht mal meine Definition von Geiz:

Wenn ich etwas haben will, das mein Leben, meine aktuelle Situation verbessert oder ein sehr dringendes Bedürfnis befriedigt UND ich mir die Sache leisten kann .. UND … ich mir es dann NICHT gönne, dann bin ich geizig.

Alles andere ist für mich Frugalismus.


Kommentare:

  1. Ayelet

    Wenn Jemand mit ausreichendem Vermögen sich nur von billigen Mehlspeisen oder Aldi-Dosen ernährt dann ist das für mich krankhafter Geiz, diese Menschen behandeln sich selbst schlecht und Andere bestimmt auch, gegen Sparsamkeit hab ich nix, ich kaufe normalerweise auch nicht am Bahnhofskiosk Essen und Trinken wenn ich wohin fahre sondern nehme vorausschauend was mit.
    Ich gehe ab und an auch gerne auswärts Essen, es ist nicht die Regel denn ich koche qualitativ hochwertiges Essen daheim.
    Gutes Essen hat für mich halt Priorität, ich lege auch Wert auf eine anständige Garderobe (kein Boutiquen-Püppchen) und ebenso Sauberkeit.

    Ich kaufe nicht um Andere zu beeindrucken, offensichtlich zur Schau gestellter Besitz verfehlt seine Wirkung auf mich.
    Ich könnte vermutlich ein 12k Bike nicht unterscheiden von einem 4k Bike, fährt das Teure soviel besser?
    Spannendes Thema, aber Jeder hat da glaub seine eigene Wahrheit.

  2. Patric

    In seine eigenen Leidenschaften und Freu(n)den zu investieren (auch wenn es teuer sein kein) ist für mich niemals Geiz. Das sind Erlebnisse die Deinem Erinnerungs- und Feel-Good-konto gutgeschrieben werden. Es hat m.M. nach auch nichts mit Geiz zu tun, wenn Du Bedacht einkaufst und Dich nicht mit teuren Preisen über den Tisch ziehen lässt. Ich kaufe mir auch nix an Autobahnraststätten oder Flughäfen z.B.

    Wenn man so gut aufgestellt ist wie Du, und hat solche Gedanken, dann sollte man versuchen die Ursachen herauszufinden. Was war Deine ursprüngliche Intension vermögend zu werden? Sicherheit? „Kontrolle“? Angst (vor Armut) oder etwas zu verlieren? Oder war es ein zufälliges Nebenprodukt Deiner langjährigen beruflichen Tätigkeit?
    Hast Du ein schlechtes Gewissen gegenüber Anderen? Reagierst Du sensibel auf (versteckte) Vorwürfe von Mitmenschen oder auch dem erhobenen Zeigefinger der Medien und der Gesellschaft, was „man“ ja tun oder lassen soll? usw. usw.

    Ich lese ja jetzt schon sehr lange Dein Blog und was mir persönlich auffällt, Du denkst zu viel. Zerdenkst vieles sogar. Besonders wenn es Dinge betrifft die das Geld ausgeben betreffen. Du teilst Deine Gedanken mit uns, willst Meinungen wissen. Du bist also Unsicher und suchst im Außen nach Lösungen oder Antworten. Die findest Du nur in Dir selbst. Je mehr Leute Du fragst, desto mehr antworten bekommst Du, was es nicht unbedingt leichter macht.

    Wenn es Dir einen Mehrwert gibt, Geld auszugeben, dann tu es. Auch wenn es ein Fahrrad ist für 12K, das fährst Du mit Sicherheit 4-5 Jahre, und kannst es danach mit Sicherheit immer noch für gutes Geld verkaufen. In anderen Dingen bist Du sehr Sparsam und gleichst das wieder aus.

    Deine Rechnung mit dem Net Worth… mach doch mal eine Rechnung mit Emotional Worth oder Fun-Net-Worth. Dann sieht das Ergebnis schon wieder ganz anders aus.

    Lange Rede kurzer Sinn. Es gibt nur zwei Dinge auf die man im Leben Einfluss hat. Auf sein Handeln, und auf seine Reaktionen. Sei Selbstbewusst und zieh Dein Ding durch. Du machst das gut. Und viel wichtiger, hör nicht auf zu Schreiben, ich lese Deine Gedanken sehr gerne.

  3. JC83

    Moin,

    ich finde allgemein gültige Regeln (sofern möglich) immer hilfreich:
    Wenn sich eine Ausgabe nur im Nachkommastellenbereich meines Vermögens bewegt und ich Bock drauf habe, kaufe ich es einfach, denn man merkt es aufgrund der Schwankungen ohnehin nicht. Das geht natürlich nicht mehrmals wöchentlich, aber als grobe Richtung hat mir geholfen, mich hier deutlich zu entspannen.

  4. Fränk

    Hallo Mad,
    willkommen in meiner Welt. Lass uns doch mal ne Betroffenengruppe aufmachen…

    Alle reden/schreiben über Vermögensaufbau. Aber ich kenne keine Auseinandersetzung mit der Balance zwischen Geiz und Geil, wenn man FIRE dann geschafft hat. Ist ja auch ein Luxusproblem, also heul leise… ;o)

    Die über Jahrzehnte gelebte Sparsamkeit lässt sich auch mit ne Mio im Gepäck nicht einfach abstreifen – sie ist Teil der Persönlichkeit geworden. Auch die Gedanken über Geld und damit sinnvoll umzugehen lassen sich nicht ausschalten. Dazu ist das Thema zu interessant und existentiell, ne Pleite kann man sich nicht leisten und dann der alte sportliche Aspekt, unter seinem Monatsbudget zu bleiben, obwohl man es nicht müsste.

    Die (perfekte) Lösung für ne Balance und meine Ausgabeblockaden hab ich noch nicht. Einmal-Ausgaben sind ok, kontinuierliche ein Graus.

    Mit dem Ausstieg vor 1,5 Jahren hab ich mir ein 100k€ Wohnmobil geleistet und gurke damit durch die Gegend. Aber ich stehe vor allem autark und frei, weil ich die laufenden Campingplatz-Gebühren scheue ): Und die Enge. Freistehen ist cool!
    Auf der Autobahn schleiche ich mit den LKWs mit, denn Diesel sparen ist auch geil. Und Zeit hab ich ausreichend.

    Ich kaufe am liebsten Lebensmittel mit dem 30%-Bepper: Lebensmittel retten, Budget schonen und dann ne Scheibe Wurscht mehr drauf packen.

    Für Extrareisen hab ich einen Spartopf. Wenn ich den für Zug/Flug, Skipass und Unterkunft anzapfe, dann tut es nicht weh.

    Ich könnte locker 500€ und mehr pro Monat ausgeben – aber wofür? Garderobe, feine Restaurants, schneller fahren, high-tech Outdoorklamotten oder ein FlatScreen statt meines Röhren-TV bringen mir so gar keinen Lustgewinn. Dafür aber im Mobil ausschlafen, Frühstück um 11h, Wandern, Sport, in die Sonne gucken, Blogs lesen…

    Super, dass Du dieses „Problem“ mal angesprochen hast! Lass mal hören, wie Du damit weiter umgehen wirst.

  5. Niklas

    Danke Matthias
    …für deine Gedanken und den Beitrag!

    Super reflektierte Kommentare mit psychologisch guten Ansätzen.
    Beim Geldausgeben ist es so wie beim Sport treiben. Wer nie sportlich war wird im Rentenalter kein Sportler mehr, auch wenn er das gerne wäre.

    Geld und Sparen sollte kein Selbstweck sein und nicht zwanghaft werden. Dann stimmt was nicht.

    Ich denke auch -Du Matthias- bist etwas verkopft, willst die Dinge rational herleiten. Lass Dich mehr treiben.

    …und schreibe hier weiter. Das ist toll!

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