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5. September 2025

Markus auf dem Weg zu FIRE

Dies ist ein Gastartikel von Markus. Eigentlich nur der erste Teil. In den kommenden Tagen werden noch zwei weitere Berichte folgen. Dann geht es um seine detaillierte Vermögensaufstellung, seine Lebensweise und die Frage was man macht wenn meine seine FIRE Zahl erreicht hat.

Aber nun zum ersten Teil:

Ich bin schon eine ganze Weile großer Fan von Matthias’s Blog und freue mich, dem Aufruf für einen Gastartikel folgen zu dürfen. Aufhänger war ein etwas längerer Kommentar im Artikel „Armselig Leben“, wo ich als „Dorfkind“ kommentiert habe.  Dort habe ich ein wenig beschrieben, dass Geld „richtig“ auszugeben, für mich nicht ganz einfach ist.

Zunächst vielleicht ein paar Worte zu meiner Person. Ihr könnt mich Markus nennen (sollte mal mein 2. Name sein), seit diesem Jahr 35 Jahre jung und wohne in einer Großstadt. Ich möchte gerne anonym bleiben, einfach weil ich mich damit besser fühle. Außerdem möchte ich gleich zu Beginn festhalten, dass was ich hier schreiben und veröffentlichen darf, nur dazu dienen soll, anzuregen, zu motivieren und zu inspirieren. Mir liegt es vollkommen fern, Lebens- und Verhaltensweisen von anderen Menschen zu kritisieren. Mein Motto ist stets: Leben und Leben lassen.

Ich bin derzeit Vollzeit berufstätig mit einer 35 Stunden Woche im Werk eines bekannten Automobilherstellers. Im Allgemeinen könnte ich mich schon immer schwer motivieren 110% als Angestellter für einen Arbeitgeber zu geben, ganz egal welche Tätigkeit. Mein Gedanke ist und war immer, dass ich ja nicht für mich arbeite, sondern für jemand anderes. Nicht immer, aber sehr oft ist es ja so, ob du jetzt das Minimum machst oder alles gibst, spielt für das Gehalt oft keine Rolle. Vor allem in Konzernen, wo alles nach Tarif geregelt ist und viel nach strikten Prozessen vorgegeben wird. Das Einzige was es vielleicht bringt, dass es einen evt. auf der Karriereleiter weiter hoch trägt, wenn man dies denn möchte. Mein Ding war und ist die Karriereleiter allerdings nicht. Viel lieber wollte ich schon immer mein eigenes Ding machen, selber entscheiden, was ich wie und wo tue. Spricht ja eigentlich viel für eine Selbstständigkeit, ich weiß. Gleichzeitig habe ich aber auch ein relativ hohes Sicherheitsbedürfnis, was halt blöd ist. Also war dann die Überlegung, ich muss mich irgendwie unabhängig machen von einem Angestelltenjob und kann dann ohne großes Risiko mein Ding machen, was auch immer das sein mag. Das war dann der erste Gedanke in Richtung FIRE.

Mein Weg zu FIRE, Meilensteine und sich verändernde Ziele

Mit 20 Jahren im Jahr 2011, kurz nach meiner Berufsausbildung, hat mich dann schon irgendwie die Idee begeistert, es wäre doch cool so viel Geld zu haben, dass man von den Zinsen/Erträgen leben könnte. Dann habe ich mich an Excel gesetzt und verschiedene Varianten durchgerechnet und überlegt. So nach dem Motto, wie viel Geld brauche ich bei Rendite X% usw. Hat glaube ich ja jeder hier schon mal gemacht. 

So ein konkretes Ziel hatte ich da noch nicht wirklich. Und ich war auch noch der Meinung, wenn ich also genug Geld im Monat zur Verfügung hätte, hätte ich ein super Leben, müsste nie mehr arbeiten und wäre super happy. So ist ja auch die generelle Meinung der meisten Menschen. Naja, jung und naiv aus meiner persönlichen heutigen Sicht. Ich verdiente damals knapp unter 2000€ netto im Monat und nahm mir das so als grobes Ziel vor. Sprich ich rechnete 2.000€ im Monat mit 4% macht 600.000€, die ich brauche und es wäre alles gut. Ich war direkt voll begeistert von dieser Idee. Mein Plan war erst, das über vermietete Wohnungen zu realisieren. Über die Familie habe ich viele Jahre als Kind und Jugendlicher mitbekommen, dass Vermietung eigentlich ganz gut klappt, man dadurch Geld anlegen kann und Miete kassieren kann, es aber auch viel Arbeit macht. Das Problem hier ist, man braucht relativ viel Kapital, um den ersten Schritt zu machen.

Für mein damaliges Alter schon eher untypische Gedanken, ich weiß, und so richtig kann ich nicht sagen, warum mich das damals so begeistert hat. Wahrscheinlich lag es daran, dass mein erster Job nach der Ausbildung zwar gut bezahlt war, aber mir nicht wirklich gut gefallen hat. Ich habe halt gemerkt, dass arbeiten gehen, ja doch voll anstrengend sein kann und das fand ich damals irgendwie doof und habe nach einem Ausweg gesucht. So habe ich zumindest damals gedacht. Heute sehe ich das anders und kann mir ein Leben ohne Arbeit nicht so recht vorstellen.

Damals 2011 hatte ich einen guten Arbeitskollegen, der schon einige Jahre mit Aktien und Co. zu tun hatte. Den habe ich dann jeden Tag auf der Arbeit Löcher in den Bauch gefragt und mir alles Mögliche erklären lassen. Gleichzeitig habe ich mich im Internet schlau gemacht, was damals nicht so einfach war wie heute. Es gab nicht hunderte Websites, Youtube-Kanäle usw. Also habe ich viel gelernt, durch „Try and Error“. Zum Beispiel hatte ich 2011 einen sehr großen Teil meines Vermögens in eine Aktie gesteckt, damals 21.000€. Natürlich mit der Idee, schnell Gewinne zu machen. Dann ging es, wie kann es anders sein, richtig bergab mit der Aktie und ich war in der Spitze 60% im Minus. Es dauerte fast ein Jahr, bis ich meinen Kaufkurs wieder erreichte und ich mit großer Erleichterung alles verkaufte und natürlich den weiteren Anstieg der Aktie nicht mitgemacht habe. 

In der Zeit bin ich dann auf einen Blog aufmerksam geworden, der nannte sich „Dividendensammler“. Dort bin ich das erste Mal mit der Dividendenstrategie in Berührung gekommen. Und war direkt begeistert. Ich investierte dann mit Einmalkäufen in bekannte Dividenden-Titel: AT&T, GlaxoSmithkline, Shell waren die ersten: Mein Plan war dann folgender:

  • 300.000€ in Dividendenaktien
  • 300.000€ in vermietete Wohnungen
  • Das würde mir 2.000€ im Monat bringen

Ein erster großer Meilenstein war Dezember 2014 und was bis heute meine beste Investmententscheidung war. Zu dem Zeitpunkt habe ich meine erste Immobilie gekauft, da war ich 24 Jahre alt. Bis zum Kauf habe ich mich viel in den gängigen Portalen umgeschaut und auch einige Wohnungen besichtigt. Bei dieser passte dann alles:

  1. 31qm 1-Zimmer Appartement
  2. Sicher vermietet an eine ältere Dame (Wohnt heute immer noch dort)
  3. Gute Lage
  4. Damals 77.000€ inkl Nebenkosten
  5. qm-Preis von knapp 2500€ 
  6. Kaltmiete damals 300€ im Monat

Es war damals natürlich sehr aufregend und spannend für mich. Und bis heute habe ich es nicht bereut. Für das Eigenkapital habe ich meine Ersparnisse zusammengekratzt und auch ein paar Aktien verkauft. So hatte ich 37.000€ zusammen und ich bekam den Rest aus der Familie geliehen, also 40k. Hatte ich da jetzt Glück bzw. war privilegiert? Wahrscheinlich ja und das ist mir natürlich bewusst. Dennoch habe ich mit Anfang/Mitte 20 viel dafür getan, überzeugt und mir diese Möglichkeit erarbeitet. Das geliehene Geld habe ich innerhalb von 5 Jahren zurückgezahlt.

Die Cashflow-Rendite war von Anfang an nicht überragend. Im ersten Jahr lag ich bei ca. 3,1% auf den Kaufpreis und aufs Eigenkapital ein wenig über 6%. Dann nahm die Eigenkapital Rendite von Jahr zu Jahr ab, weil ich ja das geliehene Geld zurück bezahlt habe. Einmal habe ich die Miete erhöht im Jahr 2022 auf den aktuellen Wert, 345€ Kaltmiete. Wobei ich natürlich schon viel eher mal hätte erhöhen können. Aber so ein Miethai war und bin nicht. Ein gutes Verhältnis war mir stets auch wichtig. Von der Wertentwicklung kann ich mich natürlich absolut nicht beschweren. Ich habe schon ähnliche Wohnungen für 200.000€ zu kaufen gesehen, was vielleicht etwas viel ist. Aber das Doppelte würde ich vielleicht bekommen, also 150.000€. Da die 10-Jahre Haltefrist vorbei ist, wäre der Gewinn steuerfrei. 

Zwischen 2011 und 2016 (5 Jahre) habe ich aufgehört vollzeit zu arbeiten und habe an der FH studiert. In der Zeit habe ich ein Kleingewerbe angemeldet und verschiedene Online-Projekte gestartet. Schon damals wurde propagiert, man könnte sich dadurch ein passives Online-Business aufbauen. Es hat sich auch gut entwickelt und im Spitzenjahr hatte ich fast 10.000€ Gewinn. Dann hatte ich die Idee, ich könnte ja einfach einen Teil meiner geplanten passiven Einnahmen mit Online-Projekten ersetzen und brauche nicht so viel Kapital für mein Ziel. Mein Plan war also, 1000€ im Monat über Online Projekte zu verdienen. Aber das hatte irgendwann gar nichts mehr mit „passiv“ zutun. Sondern im Gegenteil: Ständig neue Inhalte produzieren, Anfragen beantworten, Website pflegen usw., ich saß quasi nur noch am PC. Etwa genauso, als ob man als Angestellter arbeitet. Dazu kam, weil ich ab Mitte 2016 wieder vollzeit gearbeitet habe, blieb vom Umsatz nur noch die Hälfte als Gewinn übrig. Der Rest ging dann ans Finanzamt, über den Daumen also 50% Steuern. Vorher war das als Student mit nur einem Minijob anders: Umsatz minus Kosten = Gewinn (Kosten hatte ich nicht viele). Darauf hatte ich keinen Bock und habe dann nach und nach alles auslaufen lassen.

Also mein Rat an alle: Achtung bei Online Kursen oder so, wo euch was von Online Projekten mit „passiven“ Einkommen versprochen wird. Meiner Meinung nach, hat das wenig mit „passiv“ zutun.

Ab 2016 habe ich wieder vermehrt in Dividenden Aktien investiert. Ich habe sehr breit gestreut und die klassischen Werte gekauft, die man heute in vielen Depots sieht. Da ich mich schon immer schwer getan habe, einen Einstieg oder auch Nachkauf bei einer Aktie zu finden, habe ich ab 2017 Sparpläne für mich entdeckt. Was zu einem Portfolio inzwischen von um die 90 Titeln geführt hat. Nach dem Motto von Beate Sander (RIP): „Breit gestreut, nie bereut.“ Matthias macht es ja hier auch ganz gut vor.

Meine 10 größten Werte sind aktuell: Realty Income, Microsoft, PepsiCo, BAT, SAP, Amazon, Coca Cola, J&J, P&G, CVS Health

2017 habe ich dann mein Hobby/ Nebenerwerb gestartet, was ich bis heute betreibe. Eine kleine Imkerei. Hier arbeite ich mit Bienen, produziere Honig für mich und Familie und natürlich verkaufe ich auch Honig. Quasi Mini-Selbstständig. Das macht mir richtig Spaß und bringt so inzwischen zwischen 300€ und 500€ netto im Monat. Ist aber auch mit viel Arbeit und Zeiteinsatz verbunden. Wenn ich auf die Stunden bzw. mir den Stundenlohn anschauen würde, wäre ich weit unter Mindestlohn. So sehe ich das aber nicht, denn es ist ja auch Hobby irgendwo.

In 2022 bin ich das nächste große Projekt angegangen und habe zu dritt ein 4-Parteienhaus gekauft. Hierzu könnte ich, wenn Interesse besteht, einiges berichten. Kurzfassung: Darauf läuft ein Kredit bis 2037 in Höhe von ca. noch 270k zu 1,9% Zins. Wir haben 2 Wohnungen mit sehr viel Eigenleistung komplett kernsaniert, u.a. neue Elektroinstallation, Wärmepumpe, Boden & Wände… quasi alles einmal neu. Einen Teil haben wir natürlich auch von Handwerkern machen lassen. Das war bisher das anstrengendste Jahr meines Lebens und hat viele Nerven gekostet. Aber es hat sich gelohnt, viel gelernt und es hat auch viel Spaß gemacht. Von den Mieteinnahmen nach Zinskosten (mein Anteil) fließen ca. 3.000€ p.a. in die Tilgung und ca. 3000€/ 250€ im Monat fließen aktuell als freier Cashflow. Eigenkapital habe ich ca. 70k (mein Anteil) aufgebracht, für Kaufnebenkosten und Sanierung. Darum konnte ich in dieser Zeit kaum etwas ins Depot sparen und habe alle Sparpläne für knapp über ein Jahr gestoppt.

Aktuell ist mein Ziel, in ca. 5 Jahren bei rund 800.000€ eingezahltem Kapital zu sein, sprich ohne Kurszuwächse oder den aktuellen Immobilienwert zu berücksichtigen. Die Idee ist aktuell: 800k sind bei 3% konservativ nach Steuern gerechnet 24.000€/ 2000€ im Monat. Vielleicht oder eher wahrscheinlich sogar etwas mehr. Rechne ich mit meinem netto, nach Steuern Rendite-Schnitt, was im Mittel 4,3% (Schnitt der letzten 13 Jahre) entspricht, wären wir bei knapp 2.900€ pro Monat. Das wäre für mich mehr als genug. Was ja übrigens recht ähnlich zu Matthias passiven Cashflow ist.

Meine Ziele nochmal in der Übersicht:

  • Erstes Ziel: 2010/2011: 2000€ mtl./ 24.000€ p.a. 600.000€ Vermögen
  • 2015/16: 1000€ mtl./ 300.000€ Vermögen + 1000€ mtl. Online Projekten
  • Ziel 2030: min 2000€ mtl./ 24.000€ p.a. 800.000€ Vermögen

400k Portfolio + 400k Immobilien

Teil 2 und Teil 3 folgen in den nächsten Tagen.

Kommentare:

  1. Helmuth

    Respekt Glückwunsch Klasse…

  2. denkfabrik

    Interessanter Einblick, bin schon auf Teil 2 gespannt! 🙂

  3. Invest Info

    Danke für den spannenden Einblick. Eine Rückfrage – was ist gemeint:

    Aktuell ist mein Ziel, in ca. 5 Jahren bei rund 800.000€ ***eingezahltem Kapital*** zu sein

    vs.

    Ziel 2030: min 2000€ mtl./ 24.000€ p.a. 800.000€ ***Vermögen***

  4. Markus alias Dorfkind

    Erstmal danke an Matthias, hier etwas beitragen zu dürfen.

    @Invest Info gemeint ist das gleiche, also die 800k, ich tracke nur die Kaufwerte. Also Vermögen und eingezahltes Kapital, meint das gleiche.

  5. Phototropic

    Hallo,
    Deine Geschichte zu FI ist wesentlich interessanter als meine.
    Ich erkenne mich jedoch in den steigenden FI Zahlen wieder. Vor vielen Jahren schrieb ein deutscher Blogger, mit 600k hätte man es geschafft, was mir schlüssig erschien. Dann kam die Inflation. Wenn die Tariferhöhungen nicht gleichwertig mitziehen, wird es noch ein wenig schwerer.
    Ich würde das nicht als zauderndes One More Year abtun, die Ausgangskriterien wie Lebens- und Gesundheitskosten können sich ändern.
    Von daher bin ich gespannt, ob dein Ziel bis 2030 Stand hält, oder sich noch einmal verändert.
    Ich habe keine konkrete Zahl mehr, klar wünscht man sich bestimmte Meilensteine, doch ob diese wirklich ausreichend sind, kann man erst zum Zeitpunkt des Erreichens beurteilen und selbst dann bleibt die darauffolgende Zukunft unsicher genug. Alles Gute!

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