Mike ist Mitte vierzig kommt aus München ist Diplom-Betriebswirt und Bilanzbuchhalter und hat in seinem Berufsleben viel mit Wirtschaftsprüfern zusammen gearbeitet.
Im Jahr 2020 hatte er, kurz vor dem Zusammenbruch, ein Jobangebot von Wirecard und hat den damaligen Chefbuchhalter Stefan von Erffa persönlich kennen gelernt.
In unserem Gespräch bekomme ich Einblicke in die Arbeit von Wirtschaftsprüfern, wir reden über die „Big Four“ (Deloitte, Ernst & Young, KPMG und PricewaterhouseCoopers), den Enron und Flowtex Skandal, die Probleme bei Grenke und so ganz allgemein wie man sich so eine Wirtschaftsprüfung vorstellen muss.
Warum ist Wirtschaftsprüfung keine triviale Angelegenheit, wo liegen die Fallstricke, wie werden Unternehmensvermögen bewertet und wie wandern ausländische Assets in eine deutsche Bilanz.
Ich stelle jede Menge doofe Fragen und Mike kann sehr gut beschreiben wo die Interessenkonflikte zwischen Geschäftsführung und Unternehmen auf der einen Seite und Wirtschaftsprüfern auf der anderen Seite liegen. Ich habe extrem viel erfahren was ich vorher noch nicht wusste und hätte noch ne ganze Weile mit Mike weiter sprechen können ..
Moin,
interessante Folge! Wieviel Gehalt hat Wirecard denn geboten?
Hallo Matthias,
Hallo Mike,
war sehr interessant dass auch noch mal von anderer Seite zu hören.
Ich habe längere Zeit als IT-ler bei 2 Mittelständlern verbracht (Import/Export und Maschinenbauer).
1. Vorfakturierung gehörte bei beiden Firmen zum ’normalen‘ Tagesgeschäft.
2. Mit Lagerwerten wird gern getrickst
Ich erinnere mich daran, dass der Maschinenbauer seinerzeit Rohware aus dem Lager zu Fertigteilen/Halbfertigteilen ‚verbaut‘ hat, die Teile dann wieder ins Lager gebucht wurden. So werden dann aus 300K€ Lagerwert für Rohware mal eben 1,5Mio€ Lagerwert und man bekommt bei der Bank eine höhere Kreditlinie.
Beim Import/Export-Unternehmen lagerte dutzende Euro-Paletten unverkäufliche Ware beim Logistiker. Die Artikel schon lange aus dem Sortiment, ‚konnten‘ aber nicht abgeschrieben werden, weil der Lagerwert ja als Sicherheit für Kredite diente.
Echt krank, jeder Palettenstellplatz beim Logistiker hat rund 4€/Monat gekostet. Einmal im Jahr hat man dann bei der Inventur die wachsende Staubschicht ‚gemessen‘. Ich hatte damals mal überschlagen, dass uns dieser Schrott rund 1200€ pro Jahr für die Lagerplätze gekostet hat.
Gruß
Dirk
@Mike,
Danke für die tollen Einblicke hinter die Kulissen und das du dich getraut hast.
Ich hätte noch zwei Fragen:
Hast du dein Geld bis letztes Jahr komplett in deine Wohnung in München investiert? Oder hast du deine Anlagen vorher schon diversifiziert?
Hat sich bei dir durchs Anlegen das Ausgabeverhalten verändert?
@Matthias,
ich finde das Podcastformat jedes Mal wieder sehr gelungen. Ich hoffe du findest noch mehr Leute die mitmachen. Bin aber schon völlig fasziniert, dass mittlerweile 16 Folgen zusammengekommen sind.
Also um die Fragen kurz zu beantworten:
Das Gehaltsangebot lag zwischen TEUR 68 und TEUR 75 komplett, wobei der variable Anteil sehr klein war.
Mein Ziel war es die Wohnung möglichst schnell abzubezahlen. In meinem Bekanntenkreis gab es einfach ein paar Fälle von schweren Erkrankungen, so das ich die Sicherheit auf der Wohnung haben wollte. Ich war also nur dahingehend diversifiziert, das ich nebenbei einen Bausparer bedient habe. Da schon vor 10 Jahren die Zinsen niedrig waren. Ich kannte aber eben auch andere Verträge wo Wohnungen mit 6 bis 8 Prozent finanziert werden mussten und Gewerbeimmobilien mit bis zu 18%.
Mit Kauf der Wohnung wurden alle unnützen Ausgaben erstmal über Bord geworfen. Ich war aber kein Frugalist, wobei der Urlaub nicht oft vorkam. Ich würde es keinem empfehlen es so zu machen. Auf der anderen Seite, kann ich jetzt in einem weniger stressigen Job arbeiten und habe nicht den Vermieter im Nacken, der alle Jahre die Miete erhöht. Das ist in München, wo alles explodiert, wahnsinnig viel wert.
Gerade ist es so, das ich gut lebe und die Aktien als mein Hobby ansehe. Man lernt ja sehr spannende Menschen kennen, eben wie Matthias.