Dividenden Blog

23. Juni 2020

Wirecard

Jetzt muss ich auch noch meinen Senf dazu abgeben .. aber irgendwie fasziniert mich das Geschehen rundum den Laden.

Ich habe/hatte nie Wirecard Aktien und bin auch tatsächlich nie in die Versuchung gekommen welche zu kaufen. Das ganze Geschäftsmodell habe ich zwar grob verstanden aber irgendwie erinnert mich das an nen chaotischen Gemischtwarenladen. Ein bisschen hier, etwas von dem und dann machen wir auch noch das.

Das Wachstum der Firma war in den vergangenen Jahren massiv, die Prognosen für die Zukunft rosig und warum sollte man dann auch nicht zugreifen wenn das Unternehmen sogar in den DAX aufgenommen wird.

Wir sind schließlich in Deutschland und nicht in irgendeiner Bananenrepublik. Ich meine wir verlassen uns drauf, das Aufsichtsgremien, Wirtschaftsprüfer, Presse, Märkte usw. ihre Arbeit machen.

Scheinbar war das aber nicht der Fall.

Seit 2008 gab es immer wieder Verdachtsfälle von verschiedenen Seiten gegen Wirecard. Der Höhepunkt waren die Berichte der Financial Times Deutschland aus dem Jahr 2019.

Nun gibt es immer wieder Berichte über Probleme oder illegale Praktiken in börsennotierten Unternehmen (z.B. Aurelius). Diese werden aber von wenig bekannten / renommierten Analysebuden veröffentlicht und dahinter wahrscheinlich von Shortsellern lanciert.

Wenn sich aber ein bekanntes, großes und wohl auch renommiertes Blatt mehrfach soweit aus dem Fenster lehnt und Wirecard massiv angreift .. ja dann ist da offensichtlich mehr im argen als unsereiner sehen kann.

Wie soll man das auch erkennen?

Kein normaler Aktionär recherchiert Monate lang und interviewt Beteiligte oder Whistleblower. Wir lesen allenfalls die Bilanz, den Geschäftsbericht und recherchieren etwas im Web.

Wir verlassen uns auf die Wirtschaftsprüfer.

Diese prüfen die ordnungsgemäße Buchführung und den Jahresabschluss. Und ich verstehe durchaus das man hier nicht jede Buchung usw. exakt prüfen kann und muss.

Aber ich finde man sollte etwas Sachverstand walten lassen.

Wirecard gibt an etwa 2 Milliarden Euro (was einem Drittel der kompletten Bilanzsumme entspricht) auf Treuhandkonten auf den Philippinen liegen zu haben.

WTF?

Entweder die machen dann auch ein Drittel ihres Geschäfts dort oder irgendwas ist faul …

Das fliegt mir immer wieder durchs Hirn …

Und ich verstehe es ehrlich gesagt nicht.

Wie kam das Geld auf die Philippinen? Ist das Geschäft dort so groß? Zahlen alle dort mit virtuellen Kreditkarten von Wirecard?

Irgendwie wohl nicht.

Im Jahresabschluss 2018 wird eine Niederlassung auf den Philippinen erwähnt (E-Money Philippines). Allerdings hat die 2018 einen Verlust von einer halben Million gemacht und das EK ist ebenfalls negativ (-2,5 Mio).

Alles keine Dimensionen die zu den 2 Milliarden passen.

Sowas würde ich mich als Wirtschaftsprüfer dann doch fragen …

So eine Masse an Geld taucht nicht sporadisch auf und verschwindet wieder.

Bin gespannt wie es weiter geht ..

Kommentare:

  1. Fuseboroto

    Absolute Zustimmung, was da passiert lässt einen schon mit Erstaunen zurück. Auf der anderen Seite sieht man auch beim Beispiel der deutschen Bank, dass Dax, Bankenaufsicht und Co oftmals nichts bedeuten. Die habe ich auch noch als vermeintliches Schnäppchen im Depot. Mit dieser Lehre halte ich mich nun auch von solchen Werten fern. In diversen Finanzblogs, Foren und Instagramm liest man ja derzeit noch, dass Wirecard aktuell zwar Zockerei ist, aber man durchaus ein Schnäppchen machen kann.
    Schauen wir mal, ob Wirecard die Sache überlebt.

  2. chn

    Wirecard ist ein Finanzdienstleistungsunternehmen, und die haben offensichtlich ihre eigenen Bücher nicht im Griff oder haben phänomenal besch*ssen oder beides. Wer will dem Laden jemals wieder vertrauen? Ich sehe da kein Schnäppchen, nur einen Zock.

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