Dividenden Blog

17. November 2023

Darf es ein bisschen Scheisse sein?

Schon Nauru wusste, dass man mit Scheiße viel Geld verdienen kann.
Irgendwann war die Scheiße weg und das Land pleite.
Diese Scheíße war wenigstens nützlich.

Mit der Scheiße (die ich meine) konnte man aber auch schon immer Geld verdienen oder (und vor allem) Aufmerksamkeit erzeugen.

Das Rezept dabei ist immer das selbe:
Angst erzeugen, Panik machen und im Idealfall die Lösung dazu verkaufen.

Unsere Psyche scheint dafür anfällig zu sein.

Wir schenken schlechten Nachrichten, Problemen und Krisen immer mehr Aufmerksamkeit als guten Nachrichten.

Wen interessiert schon dass nach 60 Jahren der Attenborough-Langschnabeligel wieder entdeckt wurde. (Ja echt!)

Spannend ist aber wer gerade wen umbringt, wer was gegen die Wand gefahren hat und wer sich wieder wo blamiert.

Spannend sind auch Gefahren bei denen ich annehme, dass sie mich direkt betreffen oder betreffen könnten.

Angst will genährt werden, Angst braucht Brennstoff, Angst braucht vor allem immer mehr Scheiße.

Und so gibt es eine ganze Angstindustrie in den sozialen Medien.

Tausende Angstmacher buhlen um die Aufmerksamkeit der Anfälligen.

Der Ertrag für diese Angstmacher: Klicks, Likes, Follower und Umsatz.

Die Opfer merken gar nicht wie ihnen geschieht und wie sie immer tiefer in den Kaninchenbau hineingezogen werden.

Nehmen wir als Beispiel Gewaltkriminalität.

Wenn man den falschen Menschen in sozialem Medien folgt, die falschen Nachrichtenseiten liest usw. könnte man oft meinen, dass unsere Städte immer unsicherer werden, dass man Angst haben muss von einen „Messermigranten“ oder nem Islamisten Nachts weggestochen zu werden etc.

Die Statistik sagt, dass die Anzahl der Gewaltverbrechen in Deutschland konstant um die 200.000 Fälle pro Jahr pendelt. Seit 20 Jahren.

Ein Vorfall über ein Gewaltdelikt ist als reine Nachricht komplett neutral.

X hat Y zusammengeschlagen.

Betrifft mich nicht, das passiert, wird immer passieren usw.

Den Drall bekommt der Vorfall durch Medien, Influencer und Nachrichten die sich ihre Details auswählen und dann berichten.

Die Nazis gucken ob ein Ausländer beteiligt war, die Islamhasser ob Allahu Akbar gerufen wurde, die Klimaschützer ob einer der Beteiligten am Boden klebte, die Linken ob einer ein Polizist war usw.

Das Narrativ bleibt dir überlassen.

Wenn du Migranten und Asylsuchenden kritisch gegenüberstehst, wirst du gezielt Nachrichten und Shitfluencer bevorzugen die deine Weltanschauung befeuern. Und dann führt eins zum anderen. Jede neue Nachricht die gewisse Parameter erfüllt bestätigt dich in deiner Ansicht und Schritt für Schritt beginnst du den Kaninchenbau zu erforschen.

Denn da ist doch noch so viel was in dein Weltbild passt und noch mehr Aspekte die du lernen kannst und vor denen du Angst haben kannst.

Realitätsabgleich? Drauf geschissen.

Selektive Suche nach Dingen die DEINE Wahrheit stützen? Immer her damit.

Bringen tut es dir nichts.

Im Gegenteil: Immer Angst haben ist ein schlechtes Fundament für dein Leben.

Es haben nur die Leute was davon die Öl in dein Feuer gießen.

Da kann man mit den ganzen Crashpropheten wie Max Otte, Mark Friedrich oder Dirk Müller anfangen.
Die freuen sich natürlich wenn du ihre Bücher kaufst, in ihre Fonds investierst und ihre Vorträgen besuchst.

Weiter gehts das mit mehr oder wenigen bekannten YouTubern die ihre Werbeeinahmen duch dich steigern und mit deiner Angst Geld verdienen.

Am Ende sind dann noch ein paar Twitterer deren Belohnungszentrum einen kleinen Kick bekommt wenn die Anzahl der Follower steigt und die Likes einschlagen.

Das dein Leben dadurch zur Hölle wird merkst du wahrscheinlich gar nicht mehr.

Es verändert dich immer Angst zu haben, es macht das Leben unerträglich überall die Gefahr zu sehen überall wen zu sehen der dir was wegnehmen will.

Die Krönung am Ende? Du verbreitest den Mist weiter und wirst zum Fearmonger für andere Menschen.

Herzlichen Glückwunsch. Du hast das Ende des Kaninchenbaus erreicht.

Du hast dir deine eigene persönliche Hölle geschaffen, du hast dir jede Chance genommen die Dinge an jedem neuen Tag von verschiedenen Seiten zu betrachten.

Kommentare:

  1. Thomas

    sprichst Du aus eigener Erfahrung?

  2. flo

    fear is the mind killer

  3. Domi

    Hi,
    ich bin nicht sicher, ob dieses Mal die Panikmacher alle falsch liegen, wobei ich es mir wünsche. Jedenfalls bin ich mehr als froh schuldenfrei, eine Immobilie, der eine massive Abwertung droht oder schon erfahren hat, 2021 überteuert gekauft zu haben. Noch kann man mit fettem Depot einfach gehen wenn es zu bunt wird. Hoffentlich bleibt es so.

    Grüße

  4. Kaio

    Manchmal muss man das große Bild betrachten und da hilft dieser Vortrag ungemein:

    https://youtu.be/FACK2knC08E?feature=shared
    (Gut investierte Zeit)

    Schöne Grüße

  5. Dragomir

    Ich habe schon viele tolle Beiträge von getmad gelesen, aber dieser hier gefällt mir außerordentlich. Vielen Dank.

  6. Queen All

    Man kann es sich in der eigenen Blase halt so schön gemütlich einrichten. Warum sollte man sich dann noch mit anderen Meinungen, neutralen Informationen und alternativen Fakten beschäftigen 😉

  7. Daniel

    Ich lass mir doch nicht meine Vorurteile durch gute Argumente Kaputt machen.

  8. Steffen

    Danke für diesen Beitrag, er entspricht genau meiner Sichtweise. Ich kann das Buch von Hans Rosling „Factfulness“ sehr empfehlen. Es zeigt, wissenschaftlich fundiert, wie sich Dinge auch ins Gute entwickeln aber die Medien sich hauptsächlich auf die schlechten Nachrichten fokussieren getreu dem Song der Ärzte „Lasse redn“.

  9. Daniel Deutsch

    Einfach einen Blick in die Kriminalstatistik des BKA für 2022 werfen und man weiß, dass die Zahl der Gewaltverbrechen sehr wohl steigt, dass der Anteil der Nichtdeutschen überproportional ist. Polizeinachrichten lesen, auch die Fahndungsbilder ansehen, TV-Sendungen mit Fahndungsaufrufen ansehen, die Gesuchten betrachten, in einem Gerichtsgebäude die Namen der Angeklagten an den Gerichtssaalltüren durchlesen, und die Belegungsrate von deutschen Gefängnissen checken. Auch da gibt es Aufschlüsselungen nach Nationalität. Soviel zum Thema Realitätsabgleich.

  10. McFly

    Super Beitrag! Vielen Dank. Ich sehe es ganz genauso.

    @Daniel:
    Aber du machst doch genau dass was Matthias meinte. Du pickst dir speziell 2022 heraus. Wenn man jetzt nach dem besagten BKA Bericht sucht…
    https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/sicherheit/pks-2022.pdf?__blob=publicationFile&v=4

    …und auf Seite 35 geht, sieht man den krassesten Anstieg seit 14 Jahren von 2021 auf 2022.
    Und im Gegensatz dazu, hätte man als Verfechter, dass die Gewaltkriminalität nur am sinken ist, 2020 auf 2021 herausgepickt.

    Auf Seite 33 siehst du alle Straftaten von 2008 bis 2022. Und insgesamt ist eine sinkende Tendenz, bei leicht wachsender Bevölkerung, zu erkennen, oder? Es bleibt natürlich abzuwarten, ob der Trend ab 2021 anhält.

  11. Thomas mit T

    Wer einmal pro Woche mal nur gute Nachrichten lesen will, kann hier einen ganz netten Newsletter abonieren:
    https://futurecrun.ch/

    Medizinischer Fortschritt, Armutsbekämpfung und Umweltschutz sind so die Hauptthemen. Ich lese den wirklich gerne.

  12. Christoph

    Danke für die Seite von Futurecrunch

  13. Dibro

    Es hört sich sehr gut solange es nur Statistik ist. Leider hatte ich schon vor ein paar Jahren auf dem Nachhauseweg eine Begegnung mit drei Fachkräften mit Messer. Es ist schon ein einschneidendes Erlebnis. Wenn ich jetzt eine Gruppe von Schwarzen sehen, dann Wechsel ich schon vorab auf die andere Straßenseite und bereite mich innerlich auf einen Angriff vor. Ich habe mich in Deutschland nicht mehr sicher gefühlt und habe Deutschland verlassen.

    Was sagst du den Juden, die in Deutschland leben, und jeden Tag angegriffen werden? Die Kinder können nicht mehr in die öffentlichen Schulen gehen. Leben sie auch alle im Kaninchenbau?

  14. Stefan

    Sehr guter Beitrag, sprichst mir aus der Seele.
    Als ich Anfang Mitte der neunziger als Jugendlicher in den neuen Bundesländern andere mit Springerstiefeln Bomberjacken usw zur Schule hab gehen sehen,war es anders aber halt auch doch nicht anders wie heute.
    Im Gegenteil die Leute waren noch verzweifelter , hohe Arbeitslosigkeit usw.
    Da es damals kaum Ausländer gab , wurden sich halt andere Feind Bilder gesucht um die eigene Unzufriedenheit zum Ausdruck zu bringen.

    Ich glaub es ist alles genauso wie du es gesagt hast, jede Generation hat seine Krisen und Kämpfe, und das hat sich in der Intensität nie viel genommen.

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