Dividenden Blog

26. Mai 2023

Der Mord

Letztes Jahr im Sommer geschah in einem Nachbardorf hier im Nordschwarzwald ein Mord. Eine ältere Frau wurde am 21.07.2022 tot in ihrem Haus aufgefunden. Sie war zum Zeitpunkt der Tat 68 Jahre alt und die Geschäftsführerin einer kleinen Firma. Die Tat selbst geschah am 20.07.2022 .. einem Mittwoch.

Da ich kaum Nachrichten lese oder höre, bin ich eher durch Zufall auf die Geschichte gestoßen. Das Haus in welchem der Mord geschah liegt an einer Straße wo wahrscheinlich einmal pro Woche mit dem Rad vorbei komme. Und mir ist das Haus schon vor vielen Jahren aufgefallen. Einerseits weil es ein paar ungewöhnliche Anbauten hat und weil recht teure Fahrzeuge in der Einfahrt standen.

Das Dörfchen war natürlich in heller Aufregung und die Polizei hat sofort eine Soko gegründet. Etwa zwei Wochen später wurden zwei Tatverdächtige festgenommen. Eine 38-jährige Frau und ihr 30-jähriger Lebenspartner.

Nach Angaben der Polizei führten Spuren am Tatort und Hinweise von Zeugen zu den zwei Personen die aus dem Nachbarlandkreis stammen.

Dem Opfer wurden mit einem Messer tödliche Verletzungen hinzugefügt.

Das Motiv war bis dahin noch unklar.

Recht schnell kam dann heraus, dass die 38-jährige Verdächtige in der Firma des Opfers angestellt ist.

Sie ist/war dort wohl die kaufmännische Leiterin und hat gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Geld veruntreut. Der Lebensgefährte hat dazu fingierte Rechnungen nicht existierender Firmen erstellt und seine Lebensgefährtin soll diese dann freigegeben haben. Insgesamt soll es sich um sieben Rechnungen gehandelt haben.

Irgendwann kam es wohl zu internen Streitereien in der Firma und die Tatverdächtige hat befürchtet, dass ihr Betrug ans Licht kommt.

Daraufhin muss das Paar den Plan entwickelt haben sich der Chefin zu entledigen. Die Angestellte organisierte sich Haustürschlüssel und Alarmanlagentransponder zum Haus des Opfers und ihr Freund konnte damit ohne weiteres das Gebäude betreten. Außerdem hat sich die Tatverdächtige vom Tod der Chefin eine „Gehaltserhöhung und einen Karriereschritt“ versprochen.

Der Tod der 68-Jährigen erfolgte unter „erheblicher Gewalteinwirkung“.

Die Anklage lautete für beide Verdächtigen auf gemeinschaftlichen Mord aus Heimtücke und Habgier und zur Verdeckung einer Straftat.

Die Verhandlung fand im März 2023 am Landgericht Tübingen statt.

Ende März wurden beide Verdächtigen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

Das heißt beide sitzen mindestens 15 Jahre im Gefängnis und erst dann kann entschieden werden ob die Strafen zur Bewährung ausgesetzt werden.

Bis dahin ist sie 53 und er 45.

Das Absurde daran:

Bei den sieben Rechnungen ging es um insgesamt 41.000 Euro oder etwa 6.000 Euro pro Rechnung.
Dafür und für die Aussicht einer Beförderung hat das Paar die Frau ermordet.

Wenn ich unterstelle, dass man als kaufmännische Leiterin einer (wenn auch) kleinen Firma nicht ganz auf den Kopf gefallen ist frage ich mich was die Zwei geritten hat.

Jemanden um 41.000 Euro zu betrügen ist zwar kein Pappenstiel .. aber wahrscheinlich kommt man mit ner Bewährungsstrafe davon.

Es ist mir so völlig unverständlich wie man zu der Entscheidung kommt wegen so etwas jemanden umzubringen.

Kommentare:

  1. Hanna

    Wenn man Gelder veruntreut muss man mit den Konsequenzen rechnen – nichts rechtfertigt da einen Mord, auch wenn es um mehr als die hier besagten 41.000€ geht.
    Es ist immer super erschreckend, wenn man mitbekommt dass soetwas in der eigenen Nachbarschaft geschieht..

  2. Andy

    Ja schon sehr seltsam, bei 41.000 Euro. Das ist ein recht überschaubarer Betrag.

  3. Malte

    Tja, wer weiß welcher Film im Kopf der beiden abgelaufen ist:
    Neben der wie du schon sagst vermutlich eher geringen Strafe, Verlust des Jobs, Reputationsverlust, ggf. Verlust von Beziehungen innerhalb der Firma.

    Ich bin großer Fan vom Podcast Zeit Verbrechen und da gibt’s auch immer wieder Beispiele für Kapitalverbrechen, die aus eher Kleinigkeiten heraus passieren.

    Fazit: wenn für den einzelnen die richtigen Dinge zusammenkommen, ist jeder zu allem fähig. Was diese Dinge sind, ist aber höchst unterschiedlich

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