Dividenden Blog

27. Januar 2024

Der nächste Tenbagger

Viele Anleger investieren in Aktien von denen sie starkes Wachstum erwarten. Der 10xDNA Fonds von Frank Thelen ist ein prominentes Beispiel. Schon der Name des Fonds gibt die Richtung vor. Gesucht wird der nächste Tenbagger. Also eine Aktie die sich am besten verzehnfacht.

Am liebsten hätte man das nächste Google, Apple, Facebook (Meta), Microsoft oder Amazon im Depot .. nur eben bevor alle auf den Zug aufspringen.

Doch so leicht ist das nicht.

Was oben genannten Firmen gemein ist, sie haben mehr oder weniger Monopole oder zumindest Oligopole in ihrem Bereich:

  • Google: Google Suche und Android
  • Baidu in China
  • Apple: iPhone, iOS und das ganze Apple Ökosystem in das kein anderer rein kommt
  • Meta: Facebook, Instagram, WhatsApp
  • Amazon: Shop und AWS
  • Alibaba
  • Microsoft: Windows, Office, LinkedIn, Azure, Xbox
  • SAP und Oracle: Business Software
  • TSMC, Samsung und Intel für FABs
  • ASML für Lithographiesysteme
  • Nvidia und AMD für Grafikkarten

Das Ökosystem ist es dabei nicht mal, du kannst ein soziales Netzwerk erstellen, du kannst eine Spielkonsole bauen oder einen Clouddienst hochziehen. Jeder kann das.

Der Lock In ist das Problem für andere Marktteilnehmer.

Bist du einmal auf AWS kommst du da nur schwer weg. Wieso solltest du ein anderes soziales Netzwerk nutzen wenn da deine Freunde nicht sind? Schon mal versucht WhatsApp los zu werden? Du kegelst sich quasi aus der Kommunikation mit Familie und Freunden hinaus. Android und iOS? Wieso sollten Entwickler für dein neues Betriebssystem Apps bauen wenn 99% aller User sowieso nicht bei dir sind. Und im Umkehrschluss kommt kein User zu dir wenn du nicht die Apps hast die sie wollen.

Genannt wird das Plattformökonomie.

Einmal etablierte Plattformen lassen sich nahezu nicht aufbrechen.

Alternativ sind die Eintrittshürden so hoch (teuer) das sich keiner traut das Geld in die Hand zu nehmen (z.B. bei Verkehrsflugzeugen wie Airbus/Boeing).

Oder die technologische Hürde ist quasi nicht zu überwinden: ASML, TSMC, Nvidia und AMD

Daneben spielt auch noch die Größe des Marktes eine Rolle.

Nehmen wir Palantir:

Die Software wird von westlichen Regierungen und Militärs eingesetzt. Die zahlen sehr viel Geld dafür. Aber damit hat es sich auch schon. Für die meisten Firmen ist das Produkt zu teuer oder sie brauchen den Leistungsumfang nicht. Ggf. kommen sie mit günstigerer Software an ihr Ziel. An China, Russland, Iran usw. kann man nicht verkaufen weil es sonst von der US Regierung aufs Dach gibt. Jede Regierung die Palantir will hat die Software.

Nehmen wir Lilium:

Der Markt für Hubschrauber (weltweit) ist pro Jahr etwa 100 Milliarden USD groß. Davon sind aber 70% für militärische Anwendungen. Bleiben 30 Milliarden. Problem ist nun das der Lilium Jet etwa 10 Millionen USD kosten soll. Einen vergleichbaren konventionellen Hubschrauber bekomme ich aber schon für 30% des Preises. Wo soll da Wachstum herkommen? Wer von euch kann sich heute einen Hubschrauberflug leisten? Und wieso soll das beim Lilium Jet billiger sein?

Nehmen wir Tesla:

Der Markt für Automobile ist riesig. Das Problem ist nur, es gibt dutzende Marktteilnehmer die auch gute Produkte haben. Tesla hat keinen Lock In, nichts was mich an dem Produkt hält (außer eine emotionale Bindung). Ganz im Gegenteil: die meisten Käufer haben kein Problem die Marke zu wechseln wenn BYD, Great Wall, Porsche oder Fiat ein besseres Angebot macht. Der Käufer entscheidet über Preis und welche Leistung er dafür bekommt.

Viele Firmen versuchten in der Vergangenheit eine Plattform aufzubauen:

Uber für Taxiersatz, Lieferdienste wie Lieferando oder Gorillas, Airbnb usw.

Ja, die Märkte sind groß, ja sie haben Plattformen geschaffen, aber es gibt keinen Lock In. Wenn ich auf Airbnb nicht finde was ich suche gehe ich halt zu Booking. Wenn mir Uber nicht passt dann nehme ich MyTaxi. Lieferando und Gorillas doof? Gehe ich halt zu Fuß.

Um Facebook, iOS oder Windows komme ich aber nicht drum rum .. ich kann halt nicht auf StudiVZ abhängen wenn ich grad Facebook blöd finde. Ich kann meine SAP Software nicht los werden wenn die die Preise erhöhen.

Klar ich kann meine Chips anstatt bei TSMC bei Global Foundries fertigen lassen .. nur sind die dann 20% langsamer und brauchen 20% mehr Strom .. ist dann auch doof.

Wenn man also eine Plattform geschaffen hat (in einem großen Markt) und der Lock In da ist .. dann ist das ne Lizenz zum Geld drucken.

Hat man die unangefochtene technologische Marktführung und kann diese auf Jahre gegen andere Firmen verteidigen .. auch ne Lizenz zum Geld drucken.

Alle die das nicht haben, mögen natürlich trotzdem Geld verdienen und auch gute Produkte haben aber ein zwei Innovationen vom Wettbewerb, Preisreduktionen und es kann eng werden.

Noch was zum Thema Bitcoin:

Auf Twitter habe ich das Gefühl, das Bitcoin für einige Menschen eine Art Religion geworden ist. Es gibt da keine objektive Betrachtung mehr und Leute „predigen“ regelrecht den Bitcoin.

Ich finde alles gut an Bitcoin. Keine staatliche Kontrolle, begrenzte Coin Menge, Dezentralität, Zugang für Jeden usw.

ABER es gibt bis auf wenige Experimente keine wirklichen Anwendungen für mich als Privatperson. Ich kann nicht beim Aldi damit bezahlen .. alles wird immer wieder in FIAT Währung getauscht und wir „bemessen“ Bitcoin in FIAT Währung.

Beispiel:

Ein Euro ist ein Euro. Jeder in Europa weiß was er dafür bekommt. Ich rechne nicht um. Okay manchmal wird der Kaffee etwas teurer und ich gewöhne mich dran.

Ein Bitcoin ist aber kein „Bitcoin“ er ist heute 20.000 Euro wert und morgen 40.000 Euro. Und nahezu alle Leute die ich kenne haben Bitcoin nur als Anlageinstrument (die hoffen, das er mehr Wert wird).

Das Ziel für Bitcoin sollte doch aber eine alternative Währung sein, die neben normalen Währungen existiert. Bitcoin sollte sich als alternative Bezahlmethode etablieren.

Und genau das sehe ich nicht. Darum hat Bitcoin auch (für mich) keinen Wert. Keiner braucht ihn. Er löst (aktuell) kein Problem und dient nur als Spekulationsinstrument.

Kommentare:

  1. Stephan

    Deine Betrachtung zum Bitcoin kann ich zu 100% unterschreiben – deshalb war und werde ich nicht in Bitcoin „investieren“, da wie du schreibst es reine Spekulation und daher auch keine echte Investition ist.

    Da sind mir Aktien viel lieber, wo ich weiß, was dahinter steckt mit all Ihren Chancen aber auch ihren Risiken.

  2. Thomas

    Hi,

    ich habe Bitcoin und ETH im Vergleich zu meinem sonstigen Invest in homöopathischer Dosis. Ich habe es nur deshalb, weil wenn die Story in einigen Jahren aufgeht, dass ich mich nicht ärgere. Aber so pessimistisch bin ich nicht.
    Ich bin dabei, dass der Bitcoin keinen inneren Wert hat. Und als Zahlungsmittel nicht taugt. Aber trotzdem ist er auf heute 40.000€ gestiegen völlig ohne Grund, außer dass im doch viele als Wertspeicher vertrauen. Warum sollte er nicht noch deutlich mehr steigen? Bitcoin hat bisher keinen Grund gebraucht zu steigen, es wird, aus meiner Sicht, auch zukünftig keinen Grund (außer Vertrauen) benötigen für weiteren Anstieg.

    Viele Grüße
    Thomas

  3. Matthias

    Hallo Matthias,

    ich bin Fan von Aktien UND Bitcoin. Das BTC-Netzwerk ist ja gerade aufgrund der von dir genannten Eigenschaften so wertvoll. Was aus meiner Sicht bei vielen für Verwirrung sorgt, ist die Beschreibung im Whitepaper als „peer-to-peer electronic cash system“. Dies kann aber aufgrund der beschränkten Verarbeitungskapazität des Netzwerkes (max 2-4MB alle 10 Minuten) gar nicht global analog Visa/MC funktionieren. Dafür muss es Layer2 Lösungen geben. Was Bitcoin wirklich ist, kann man heute nur erahnen. Rational betrachtet kristallisiert es sich als die bessere Alternative zu Gold heraus – hart begrenzt und global versendbar ohne staatliche Eingriffsmöglichkeiten. Daher gehe ich auch davon aus, dass BTC zeitnah mit der 1+x-fachen Market Cap von Gold bewertet wird. Bis dieser Fall eintritt kann man es sicherlich Spekulation nennen – ich bevorzuge Unterbewertung des Marktes.

  4. Bergfahrten

    Hallo Matthias,

    ich stimme zu deinem Beitrag und deinen Aktienanteil zu. Betreffend Bitcoin hakt der Vergleich mit Unternehmen? Persönlich lege ich mir eine Reserve von Bitcoin und Gold ins Portfolio um meine Anlageklassen zu diversifizieren.
    Wer zu 100% in Aktien investieren will der braucht das eben nicht tun.

    Liebe Grüße
    Christian

  5. auch Thomas

    Schade, nach der Überschrift dachte ich, hier gibt es eine heiße Empfehlung 😉
    Scherz.
    Zur Zeit finde ich, das z. Bsp. Vertiv Holdings und Arista Networks gute Wachstumskandidaten sein könnten.
    Der Gedanke, dies auf den Lock In zu fokussieren, ist mir noch nicht so bewußt gewesen und in soweit hat mich das Lesen hier schon wieder ein Stück weiter gebracht. Danke dafür.
    Einen bequemeren Weg zum screenen für Tenbagger als sich die jeweiligen Geschäftsmodelle und -Ideen einzeln anzuschauen, gibt es wahrscheinlich nicht.
    Selektives investieren in junge Firmen, gucken, was an Neuemissionen auf dem Markt auftaucht und schauen, ob das jemand braucht, ist der einzige Weg neben Glück,
    daran teilzunehmen. Wie es aussieht.

  6. Andi

    Hi, erstmal danke für deine offene Herangehensweise an das Thema Finanzen.
    Grundsätzlich bin ich bei Dir, was BTC angeht. Ich würde aber noch den Aspekt der Nachhaltigkeit hinzufügen wollen. Langfristig sehe ich nicht, wie sich BTC mit Proof-of-Work halten soll. Erste Ansätze, dass z.B. Transaktionen langsamer werden sieht man m.E. jetzt schon.
    Daher wäre BTC für mich auch raus.

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