Dividenden Blog

29. Januar 2023

Reproduzierbarkeit

Ich glaube ich bin ein schlechter Trader. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Das letzte mal habe ich vor mehr als 10 Jahren (kurzfristig) Aktien gehandelt. Ich verstehe darunter, Wertpapiere zu kaufen um in wenigen Tagen oder wenigen Wochen einen Trading Gewinn einzufahren.

Wenn ich das in der Vergangenheit gemacht habe ging das eher schief. Ich hatte zwar ein paar kleine Erfolge aber die Mehrzahl der Trades war ein Verlustgeschäft oder ein Nullsummenspiel.

Trotzdem habe ich es viele Jahre probiert ohne mir einzugestehen, dass ich entweder nicht das Talent oder das Wissen dazu habe.

Trading war für mich nicht erfolgreich reproduzierbar.

Vielleicht hätte ich mehr üben sollen oder mir eine erfolgreiche Strategie aneignen müssen aber am Ende war mir das wahrscheinlich zu aufwändig.

Erfolgreich in einem Feld wird man nur wenn einem die Arbeit darin leicht fällt. Wenn man bei der Formulierung des Ziels schon die Lösung im Kopf hat und wenn man diese mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreich umsetzen kann.

Ich könnte vielleicht ein Auto reparieren, aber es würde mich sehr viel Zeit kosten, ich würde viele Fehler machen und der Erfolg wäre nicht garantiert. Darum gibt es die KFZ Werkstatt und den KFZ Meister der das kann.

Klar, man kann sich vieles selbst beibringen oder beibringen lassen aber das ist nur der Anfang. Man muss viele Fehler machen, viel üben und viel Erfahrung sammeln um wirklich ein Meister in einem Fach zu werden. Das ist zeitintensiv und man zahlt Lehrgeld.

Eine Abkürzung gibt es nicht.

Da draußen sind viele Berater unterwegs, Menschen die Seminare für alles mögliche anbieten und damit Erfolg versprechen. Das ist aber in etwa so effektiv wie wenn man eine Fitness Club Mitgliedschaft abschließt.

Nämlich gar nicht.

Du musst dich jeden Tag selbst überwinden, du musst jeden Tag die Disziplin haben dort hin zu gehen und du darfst auch nicht aufgeben wenn es anstrengend oder schwierig wird. Wenn sich dann trotzdem kein Erfolg einstellt brauchst du Frustrationstoleranz und musst herausfinden warum es nicht klappt. Dann musst du das ändern und weitermachen.

An den Wertpapiermärkten ist es genau so.

Ohne eine reproduzierbare (für dich einfach umzusetzende) Strategie verlierst du Geld. Da kannst du noch so viele Bücher lesen, Seminare besuchen oder Coaches beschäftigen. Es wird nicht funktionieren.

Nur wenn du einen Trade immer und immer wieder durchziehen kannst und dabei Geld verdienst solltest du traden. Nur wenn du genau weißt warum ein Trade schief gegangen ist und du dementsprechend deine Strategie anpassen kannst bist du auf dem Weg zum Meister.

Das investieren in Dividendenaktien ist für mich einfach und bis dato auch erfolgreich. Trotzdem habe ich Fehler gemacht und nicht jede Aktie hat das gehalten was ich mir davon versprochen habe.

Ich habe in Hochdividenden Aktien investiert und Dividenden wurden gestrichen oder die Bude ist gleich insolvent gegangen. Ich habe mich mit dem Turnaround bei Intel verschätzt und habe in Business Modelle investiert die auf dem absteigenden Ast waren (Pitney Bowes).

Ich werde auch weiter Fehler machen. Aber mehr als 75% der Aktien im Depot waren kein schlechter Kauf, auch wenn es vielleicht noch bessere Käufe gegeben hätte.

Viel wichtiger ist aber .. mir fällt dieser Weg leicht, ich muss mich nicht anstrengen und es läuft seit Jahren (mit überschaubarem Aufwand) ganz gut.

Als ich mit dem Optionshandel angefangen haben wusste ich nicht was auf mich zukommt. Mir war nicht klar wieviel Zeit ich investieren muss und wie anstrengend es wird damit erfolgreich zu sein.

Aktuell kann ich, einigermaßen reproduzierbar, jeden Monat ein paar hundert Euro verdienen. Ich weiß was ich am Montag Abend tue, ich kann das Risiko abschätzen, es stresst mich nicht, es macht mich nicht nervös und wenn die Gefahr besteht eine Aktie angedient zu bekommen ist das okay.

Viel wichtiger aber .. es läuft mehr oder weniger auf Autopilot, es kostet mich pro Woche 20-30 Minuten Zeit und ich muss meinen Kopf nicht sonderlich anstrengen um hier etwas Geld zu verdienen.

Ich bin Jahre davon entfernt ein Meister zu werden und will es vielleicht auch gar nicht, weil mir der aktuelle Return ausreicht.

Was ich aber sagen will:

Investieren und Geld an den Wertpapiermärkten zu verdienen ist ein Langstreckenlauf. Am Ende gewinnt nicht der, der die 100m am schnellsten rennen kann, sondern der, der ankommt und danach nicht tot umfällt.

Es geht nicht ums gewinnen oder ums besser sein.

Du hast nichts davon wenn du jeden Kilometer auf dem Zahnfleisch gehst nur um 10 Plätze weiter vorne zu sein.

Du musst so rennen, dass du in der nächsten Woche die selbe Distanz wieder und wieder zurücklegen kannst. Du musst herausfinden was in der Vorwoche schlecht war und daran arbeiten es zu verbessern.

Immer und immer wieder.

Kommentare:

  1. Peter

    Hallo Matthias,

    GENAU SO IST ES PUNKT

    Beste Grüße
    Peter

  2. DerFinanznomade

    Genau so ist es!

    Mitunter ein Grund, warum ich sehr stark auf ausschüttende ETFs setze (Psychologie).

    Genauso das Thema Optionshandel. (Habe zu zwei Trades übrigens Artikel veröffentlicht, wäre cool, deine Meinung dazu als Kommentar zu lesen) Auch hier kommt es, wie von dir beschrieben, auf Konstanz, Geduld und Durchhaltevermögen an.

    Gerade auch in Deutschland braucht man diese Eigenschaften ja schon, wenn man nur in die Börse investiert. Ist für die meisten leider ja immer noch Teufelszeug…

    Und am Ende zählt immer das persönliche Lebensglück am Meisten, nicht die höchste Renditezahl.

    Grüße,
    DerFinanznomade

  3. Alf

    Moin Matthias,
    sehr wahre und schöne Worte!
    That´s it!

    LG Alf

  4. SpieltKeineRolle

    Also ich glaube das Thema Trading wird von vielen einfach falsch verstanden oder sind durch die Blender auf YT mit ihren Laptop am Strand kurz ein paar Trades machen und dann ab mitn Lambo ins Fitness-Studio düsen geblendet. Die Heinies arbeiten aber auch oft mit Demokonten und jede Menger geleasten/gesponsorten Gütern. Hauptsache die Clicks & Views kommen rein und möglichst große Summen erscheinen da mit den Trades.

    So sieht die Realität leider nicht aus. Richtig ist das Trading auch kein Sprint ist, sondern ein Marathon und die dickeren Gewinne der mit dem entsprechenden Kapital kommen.

    Im Endeffekt ist einfach relativ einfach, man muss gucken das man weniger Verliert als man Gewinnt. Dafür gibt es ja das sog. Risikomanagement in praktischer Anwendung dann als Stop-Loss.

    Das wichtigste ist einfach sein Risikomanagement, nicht das Gewinnen spielt die entscheidene Rolle, sondern dein Handeln im Fall eines Verlustes. Das lässt sich leider nicht vermeiden und daher ist es unabdingbar seine Verluste zu begrenzen. Ohne das wird man nicht profitabel!

    Viele Anfänger verwenden die sog. 1% Regel – niemals mehr als 1% des Depots pro Trade riskieren. Meistens liegt das eingesetzt Risiko unter 1%. Das heißt dann je nach größe deines Depots aber auch das je nach CRV (Chancen-Risiko-Verhältnis) dein Gewinn dann auch nur 50-300€ beträgt.

    Die Summe der Erfolgstrades macht es dann hinterher erst interessant! Ein einzelner Trade sagt überhaupt nichts aus und sollte auch keine große Beachtung bekommen.

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