Dividenden Blog

29. Juli 2022

Tagebuch eines Bärenmarktes #7 – 996

Heute an Sammelsurium von Themen.

US Wirtschaft:

Technisch betrachtet befindet sich die USA nun in einer Rezession. Warum? Die US Wirtschaft ist mit den gestern veröffentlichten BIP Zahlen des Frühjahrs ein zweites mal in Folge geschrumpft. (Quartal 1/22: -1,6% und Quartal 2/22: -0,9%).

Die FED hat abermals den Leitzins erhöht und das hat kurioserweise nicht zu fallenden Kursen an den US Börsen geführt .. weil es wahrscheinlich alle Marktteilnehmer sowieso erwartet haben, da die Inflation im Juni bei über 9% lag. Weitere Zinssteigerungen dürften wahrscheinlich sein.

Die US Arbeitslosenquote liegt bei 3,6% was mehr oder weniger Vollbeschäftigung bedeutet. In Deutschland liegt sie aktuell bei 5,2%.

Bitte mehr arbeiten .. danke:

In Deutschland diskutieren wir eine Erhöhung der Arbeitszeit, in diversen Bereichen der Wirtschaft können Stellen nicht besetzt werden. Es fehlen besonders Fachkräfte.

In der Gegend wo ich wohne gibt es eine Hausbrauerei mit drei Lokalen (in drei verschiedenen Orten), die machen nun sog. „Schließtage“ .. bedeutet .. jedes der Lokale macht an einem Tag der Woche zu, weil sie nicht genug Personal finden können. Interessanterweise sind das eigentlich keine Jobs für die man eine lange Ausbildung benötigt (Bedienungen, Küchenhilfen, Zapfer).

Die Chinesen haben das übrigens schon gelöst: Stichwort 996

Märkte:

Seit Mitte Juni haben wir keine neuen Tiefs an der Märkten mehr gesehen. Ist der Bärenmarkt also schon vorbei? Das weiß ich natürlich nicht und es wird auf die Wirtschaftsdaten der nächsten Monate ankommen. Aber es ist nicht ungewöhnlich das es auch mal Verschnaufpausen gibt.

Mein Depot:

Sagen wir so .. es fühlt sich komisch an. Ich kassiere Dividenden wie noch nie (dank des starken Dollars). Alle Verluste sind mehr oder weniger ausgeglichen (auch dank des starken Dollars und der Kursentwicklungen seit Mitte Juni). Aber so ganz traue ich dem Braten noch nicht. Gestern hatte ich einen neuen Höchststand von knapp über 900.000 Euro. (850.000 Euro Depotwert und 50.000 Euro Cash). Mein Fokus auf Dividenden hat natürlich dafür gesorgt, dass ich nichts verkaufe und so investiert bin wie Anfang 2022 .. ich will ja den Cashflow weiter haben.

Finanzwesir und Democratic Alpha:

Vor etwas über einem Jahr habe ich einen Blogpost über den Finanzwesir und sein Engagement bei Democratic Alpha geschieben. Danach habe ich das Thema mehr oder weniger vergessen oder ignoriert und mich auch nicht weiter damit beschäftigt. Nun gibt es zwei neue Aspekte.

Der Geschäftsführer von Democratic Alpha (Dr. Norbert Mittwollen) hat einige Kommentare hier hinterlassen. Und Hartmut Walz hat einen interessanten Post zum Finanzwesir und Democratic Alpha geschrieben. Beides möchte ich euch nicht vorenthalten, spare mir aber einen eigenen Kommentar.

Kommentare:

  1. Thomas

    Nur mein Gefühl: Der Markt ist nach unten zu müde. Er will nicht mehr runter und kennt alle
    schlechte Nachrichten.
    Angesichts der galoppierenden Inflation müßte ich verrückt sein, auch nur eine Aktie zu verkaufen.
    So wie kann, kaufe ich Stück für Stück dazu.
    Habe bei Robert Halver was lustiges gelesen:“ „Auch wenn es ein Kalauer ist, aber an der Börse wird zum Einstieg nicht geklingelt.“

  2. Andy

    Servus, danke für den Link. 🙂 Sind schon seltsame Zeiten, mein Depot hat inzwischen auch wieder zugelegt. Aber ich weiß da auch nicht so richtig, einiges dürfte wohl mit der Währung zu tun haben.

    Investieren tue ich normal weiter und fertig.

    Was die Arbeitskräfte angeht, gibt es hier einen Artikel:

    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/fehlende-arbeitskraefte-foerdert-der-staat-die-personalnot-18205757.html

    Leider inzwischen ein Plus-Artikel, heute morgen war er noch frei. These ist hier, dass die Politik zu viele soziale Wohltaten über die Leute ausschüttet (Kurzarbeitergeld, Bürgergeld) und diese dann keinen Grund haben sich einen neuen Job zu suchen.

    Gruß
    Andy

  3. ziola

    Hi Mad,

    mir ist nur ein Punkt kritisch aufgefallen – den Vergleich der Arbeitslosenquote zwischen Deutschland (5.2%) und USA (3.6%).
    Der Unterschied erscheint nicht besonders groß – man soll aber nicht vergessen, im Gegenteil zu USA, haben wir in Deutschland eine sehr große „graue“ Zone der Mitbewohner des Landes, die Sozialleistungen „konsumieren“, werden aber nicht in der Arbeitslosenstatistik erfasst. Dies kann man u.A. an den Sozialausgaben des jeweiligen Landes (teilweise) erkennen – so lagen diese in USA (2019) bei etwa 18% BIP, in Deutschland hingegen bei 30% (ebenso 2019). Natürlich sind die Sozialausgaben nicht nur diese „Förderung“ – dennoch es ist schon ein großer Unterschied.
    Zu den Brauereien und deren Personalmangel – die 2 Jahre Corona haben immens diese Branchen beeinflusst und dazu gesorgt, dass das „alte“ Personal längst eine andere Arbeit, die evtl. von Lockdowns geschützt ist, gewählt.
    Dazu kommt, dass bekannter Weise die Gehälter hier eher sehr unterdurchschnittlich sind. Bei einem „leer gefegten“ Arbeitsmarkt sucht man sich einfach bessere Angebote.

    Bei der Marktentwicklung bin ich bei dir – kein gutes Gefühl wenn mein Portfolie durch Währungskurse so „explodiert“.
    Anderseits – die EU scheint gut dabei zu sein, diese Entwicklung zu sichern – also irgendwie „passt“

    Gruss
    ziola

  4. JC83

    Habe jetzt die Kommentare des Alpha-Propheten überflogen: Allein dieses Zuspammen (was eh keiner liest) lässt einen ähnlichen Schluss zu, wie er schon im Wertpapierform vorkam.
    Der muss irgendwo weggelaufen sein 😉 …

  5. Dagoberts Nichte

    Immer wenn ich höre, dass die Gastro oder ähnliche Branchen, für die man quasi keine vorherige Ausbildung braucht, keine Arbeitnehmer finden, muss ich an Krokodilstränen denken. Wie wäre es, wenn man einfach mal mehr Geld zahlt für diesen Knochenjob?! Dann würde sich auch wieder jemand finden, der dort arbeiten möchte. Nur Friedrich Merz und Konsorten denken, dass die Leute Zuhause sitzen, weil sie ja ach so üppige Sozialleistungen bekommen. Aber natürlich geht auch nicht jeder 8+ Stunden in einem körperlich und mental anstrengenden Job wie Kellnern arbeiten, wenn am Ende nicht wirklich mehr Geld in der Tasche ist. Wie die Brauerei das bezahlen soll (mal angenommen, sie hat keine riesige Marge/Gewinn, die abgesenkt werden kann)? Das ist dann ein Grund für Inflation. Geht nicht?
    Zombie-Unternehmen, die nur durch günstiges Geld am Leben gehalten wurden, werden in so einer Wirtschaftsphase eben aussortiert. Das ist ein relativ natürlicher Business Cycle.
    Just my 2 cents
    Jenni

  6. Thomas

    @Jenni Zitat : wie wäre es, wenn man einfach mehr Geld zahlt für diesen Knochenjob? Grundvoraussetzung für das Führen eines Betriebes ist immer ein positiver Ertrag. Sonst macht man es nicht. Mit mehr Lohn / Gehalt ( + 5 oder 10 oder 15% holt man die Leute nicht hinter dem Ofen hervor. Da muss signifikant mehr kommen. Signifikant höhere Lohnkosten bedeuten signifikant höhere Preise. Das kann signifikant weniger Kunden bedeuten…
    Und wenn ich mit H4 die Heizungskosten bezahlt bekomme und die Temperatur mit Fenster öffnen regele, warum soll ich mit geringfügiger Beschäftigung oder knapp über Mindestlohn eine Wahnsinnsheizungsrechnung bezahlen, nach der mir nichts mehr bleibt ?

  7. Dividenden Markus

    996 kannte ich noch gar nicht… Danke fürs Schließen der Wissenslücke!

    Deine Gedanken zum Depot kann ich zu 100% nachfühlen. Jeden Monat neue Rekorddividenden und dem Dividendenaktien-Depot geht’s bestens. Vor dem Hintergrund der aktuellen Nachrichtenlage, fühlt sich das nicht „korrekt“ an.

    Bin auf den Herbst gespannt…

Du hast auch was zu sagen: