Dividenden Blog

17. November 2024

The Last Day

Letzten Donnerstag war mein letzter offizieller Arbeitstag. Jetzt ist erst mal vorbei. Am Ende ist es mir etwas leichter gefallen als gedacht. Das Management der Firma agiert aktuell zunehmend unberechenbar (aus Sicht des normalen Mitarbeiters) und bei einigen Entscheidungen, die ich am Ende mitbekommen habe, musste ich den Kopf schütteln.

Dazu kommt die wirtschaftliche Situation. Die Firma muss sparen und das trifft alle Mitarbeiter und natürlich hebt es die Stimmung nicht wenn man Leuten erzählt, dass Fortbildungen gestrichen sind oder Reisen auf Konferenzen nicht genehmigt werden.

Diverse Kollegen mit denen ich gerne zusammen gearbeitet habe werden die Firma auch verlassen oder machen sich vermehrt Gedanken darüber.

Die letzten Wochen wären mir sicher schwerer gefallen wenn das alles nicht passiert wäre.

Aktuell fühle ich mich erleichtert und es breitet sich eine innere Ruhe aus die ich viele Jahre nicht mehr erlebt habe.

Als ich auf Linkedin geschrieben habe, dass ich bald nicht mehr bei der Firma arbeiten werde hatte ich innerhalb von nem Tag gleich vier neue Job Angebote im Postfach. Keine Angst .. ich habe keins angenommen sondern allen geschrieben, dass ich erst mal ne Auszeit brauche .. wie lange .. wer kann das schon wissen.

Die nächsten Wochen habe ich auch gar nichts geplant und ich werde tun wonach mir ist .. oder eben auch nicht.

Inklusive Ausbildung und Zivi habe ich nun mehr als 25 Jahre ohne Unterbrechung in Abhängigkeitsverhältnissen gearbeitet .. sprich Zeit für Geld. Wenn man Schule noch dazu nimmt wäre es bei mir 39 Jahre (bin einmal sitzen geblieben).

Finde ich habe mir eine Auszeit verdient in der ich rein gar nichts muss.

Am besten dabei finde ich, dass ich nicht mehr über den Job nachdenke. Früher war es oft so, dass ich mir in der Freizeit und am Wochenende Gedanken drüber gemacht habe. Was kann man da verbessern, wie wird dieses Projekt laufen, habe ich bei Kunde X was vergessen usw. Wenn ich der Folgewoche ein Meeting anstand das versprach schwierig zu werden konnte sich das auch auf meine Stimmung auswirken.

Während der Arbeitswoche fühlte ich mich auch verpflichtet anwesend zu sein .. also meine Stunden zu bringen .. selbst wenn ich eigentlich alles für den Tag erledigt hatte. Ich war keiner der die Arbeit hinter sich lassen konnte. Während schwierigen Zeiten habe ich mir dann auch oft nen Job gewünscht wo man keine Gedanken in den Feierabend mitnehmen kann.

All das fällt nun weg und ich freue mich darüber.



Kommentare:

  1. Mike

    Servus Matthias,

    ich gratuliere dir, das du deinen Frieden gefunden hast. Ich drück dir die Daumen das es so bleibt. Du hast es dir auf alle Fälle verdient.

    Ich hoffe sehr du kannst deine Zeit genießen und dir ein paar Techniken aneignen, den Stress nicht so an dich ranzulassen. Aber es ist irgendwie in den „Genen“ das die einen sagen, mir egal, während die anderen sich die Nächte wegen Problemen um die Ohren schlagen die eigentlich aus einem Arbeitsverhältnis kommen.

    Aber jetzt geniess die verdiente „freie“ Zeit.

    Mike

  2. AndreaGe

    Hallo Matthias, herzlichen Glückwunsch!
    Ich freue mich für dich. Ich habe ein paar mehr berufliche Jahre auf dem Buckel und muss sagen, dass es mich auch mehr und mehr nervt. Ich versuche das Beste draus zu machen, bis auch ich mir mehr Freiheit leisten kann.

  3. Lisa

    Hallo Matthias,

    herzlichen Glückwunsch zu diesem Schritt – wenn ich deinen Text lese, wirkt das auf mich sehr reflektiert. Danke, dass du uns mitnimmst und ich bin gespannt, wie es bei dir in ein paar Monaten aussieht; vor allem dann der Rückblick aus deiner Perspektive!

    Viele Grüße,
    Lisa

  4. Alex

    Matthias, ich glaube 90% der Leute die hier schreiben können sehr gut nachvollziehen wie es dir geht und dass du kein Dummschwätzer bist.

    Viele die hier investieren sind froh mit dir jemanden zu haben der tatsächlich nix verkaufen möchte und oft in ähnlicher Situation zu stecken…ich kann dich so fühlen.

    …heisst: Oft zuviel F***You Money bereits angespart und gleichzeitig relativ sparsam ohne dass es sich negativ anfühlt….aber noch viel zu wenig um „guten Gewissens“ auszusteigen oder auch nur ruhiger zu machen.

    Die Gehaltszahlung alleine ist für mich nichts was mich wirklich „motiviert hält. Ja wäre denn nicht das gemeinsame Ziel und der feste Plan monatlich in Einzelaktien und ETFs zu sparen, gerade wenn man mehrere Einkommensströme sich erarbeitet hat (Mieteinnahmen + Angestelltengehalt + Nebengewerbe). Und wenn man jetzt die 40 überschritten hat, kommt man natürlich ins Nachdenken (Stichwort „One more Year“).

    Es ist wirklich krass wie stark da das eigene Mindset ist und der Wille, der mich den aus mancher Sicht gut bezahlten erweiterten Halbtags-„Bullshit“ Job weitermachen lässt um die ETF Einzahlungen und alles stabil beizuhalten lässt.

    Auch ich frage mich, warum traue ich mich nicht bereits jetzt auszusteigen….reicht doch ein schlechter bezahlter Job der einen dafür FullRemote ermöglicht…..und man zahlt dann eben nur 1000€ statt 2500€ monatlich in ETFs ein und gibt sich mit einem Depot zwischen 250 und 500k zufrieden….

    …zumal aussteigen ja nicht bedeutet ab sofort nicht mehr arbeiten zu dürfen. Aber man ist oft so in seiner Rolle und wünscht sich manchmal das Mindset von einem „Surferboy“ der mit paar Tausend Euro in der Tasche wegzieht und im Zweifel den gutbezahlten Job einfach kündigt, sich im Ausland was aufbaut, seine gut Laufende aufgebaute Tauchschule einfach wieder hinschmeisst und es wieder und wieder schafft….

    Ich könnte vermutlich selbst einen Blog machen, schätze aber die gewisse Anonymität weil ich sehr gut verstehen kann was Neid, Mißgunst usw in Deutschland bedeutet – und was es bedeutet zwar viele Leute um sich zu haben, aber das Mindset der Leute (oft Beamte oder schon immer im ÖD) wirklich herausfordernd ist in den jetzigen Zeiten.

    Ich arbeite an sich schon immer, hab mit 13/14 meine ersten Internetprojekte nebenher gemacht …..

    Ich hab die letzten 5 Jahre, speziell die letzten 12 Monate viel geändert (Vollselbstständig freiwillig geändert in Nebengewerbe+gut bezahlte Teilzeitstelle im IT Bereich im ÖD).

    Ich war vor einigen Wochen das erste mal alleine ne Woche im Urlaub und war noch nie länger als 1 Woche raus aus dem Alltag. Ich bin alleine, ungebunden, dennoch hat man immer noch das Gefühl falls sich doch eine Familie ergibt, wäre so ein „sicherer Job bei dem nix erwartet wird und man sich fast alles erlauben kann im ÖD“ doch gut noch zu behalten.

    Ich musste die letzten 4 Jahre in DE schon lernen auch mal ne Stunde ruhig auf einer Parkbank zu sitzen. Corona war da für viele von euch nicht nur der Startschuss fürs Depot sondern auch der Startschuss für Umdenken, bei mir …. Die aktuelle Regierung hat es mir jedoch leichter gemacht sich etwas von der übermäßigen Leistungsbereitschaft und der Verbissenheit zu verabschieden…ich reduziere jetzt bereits, meine Motivation ist eigentlich nur in Bezug auf das oben genannte Setting vorhanden. Viele meiner IT Kollegen ticken ähnlich, fahren teils Ihre Leistungsbereitschaft zurück weil Sie es können….

    Dennoch: Die Woche im Oktober lässt einen noch weiter nachdenken und nachdem mich mein AG nochmals erinnerte doch meinen kaum genutzten Jahresurlaub abzubauen…habe ich jetzt einfach letzte Woche spontan fast 4 Wochen Kanaren gebucht über den Jahreswechsel bis in den Januar hinein.

    Bis auf die ersten paar Tage in einem Surfer/Hippie ähnlichen Camp (was hier schon undenkbar vorher für mich war und noch immer ist…aber ich schau einfach was passiert) hab ich absolut nichts geplant…auch früher undenkbar. Ich werde schon eine weitere Unterkunft zum Buchen finden, vielleicht fahre ich mit der Fähre auf die nächste Kanareninsel wie El Hierro…ich weiss absolut nichts – vielleicht „langweile“ ich mich auch..

  5. Alex

    …ergänzend wollte ich in meinem Monolog noch die Atmosphäre im Lokalen LIDL heute beschreiben:

    Fast 4 Wochen raus, kann ich sowas überhaupt? Aber dann war ich heute bei LIDL einkaufen, war für meine Verhältnisse positiv gestimmt und bin mit meinem eher dürftig aber bewusst bemüht freundlichen Blick dort den Leuten bereits aufgefallen als käme ich vom Planeten von Alf.

    Kurzum: diese depressive Stimmung in diesem deutschen Lidl ist dermaßen runterziehend gewesen. Leute schleichen umher, nehmen 5 x das Produkt aus dem Kühlregal und überlegen ewig….das Surren der Kühlregale an sich schon.

    Am Süssigkeiten-Regal sah ich die bekannten „Schoko-Waffeln“ der Eigenmarke (eine Seite Schoko, eine Waffel) die mittlerweile von ganz früher 99 Cent, auf 1.29 und mittlerweile auf 2.89€ gestiegen ist…und ahnte warum die Stimmung mitunter so ist, nebst schlechtem Wetter und ganzen Tag Negativ Meldungen.

    Eine hübsche Mitarbeiterin, Sie würde auch gut in einen Lidl Werbespot passen, war wie immer auch dort…vor einigen Monaten hab ich sogar mal freundlich Hallo gesagt und Sie schaute einen nur mit leeren Blick an und ging weiter, sichtlich gezeichnet, ich kanns Ihr nicht verübeln und man würde Sie am liebsten einfach mal in den Arm nehmen…….

    Kurzum…man freut sich dann fast auf den Lidl in Spanien mit vielen Offertas, vieles auch nicht billiger, aber die Stimmung ist besser…auch wenn die Verkäuferin sicherlich nicht soviel Verdient.

    Generell:
    Dauerhaft leben in Spanien will ich nicht, aber das Gefühl mit Full Remote (bei meinem AG noch nicht erlaubt in meinem Bundesland, der Kollege aus dem anderen Bundesland hat nen Zweitwohnsitz in Italien für seine IT Stelle bis 180 Tage im Jahr vom Chef genehmigt) flexibel einfach weg zu können, den günstigen Flug zu nehmen und in 2 oder 5 Wochen flexibel nach Lust zurück zu kommen nach DE….hat eben schon seinen Reiz.

  6. Rainer

    Hallo Matthias,
    alles Gute für deine Zukunft. Ich warte gespannt auf deinen nächsten Blogeintrag.
    Ursprünglich war ich auf der Suche nach Erfahrungen zu Stillhaltergeschäften, vor allem zu den steuerlichen Aspekten (Stichwort: Währungsumrechnung für die Steuern). Dann bin ich auf deine Berichte als Stillhalter gestoßen. Ich muss sagen, deine Berichte haben mir schon weiter geholfen als viele andere im Netz. Das hat mich dann doch neugierig gemacht und so habe ich in den letzten Tagen dein komplettes Blog gelesen. 😀 Sehr unterhaltsam und in einigen Dingen auch lehrreich.
    In den nächsten Wochen widme ich mich deinen Podcasts und höre was du und deine Gäste zu erzählen haben.
    Vielen Dank und weiter so!

  7. Roderik Engelhardt

    Spannender Einblick in deinen letzten Arbeitstag! Es klingt, als wäre die Entscheidung genau zur richtigen Zeit gekommen. Ich kann gut nachvollziehen, wie erdrückend das Arbeitsumfeld werden kann, wenn ständige Unsicherheit und Managemententscheidungen das Klima vergiften. Hut ab, dass du nun den Mut hast, eine Pause einzulegen. 25 Jahre durchgehende Arbeit ist definitiv eine starke Leistung und die Auszeit hast du dir wohlverdient. Bin gespannt, was die Zukunft bringt, aber wichtig ist, dass du dir selbst treu bleibst und die Erholung genießt. Alles Gute für die kommende Zeit der Entspannung!

  8. Vroma

    Glückwunsch MAD 😀

    Jetzt komm mal zur Ruhe und höre in Dich rein. Bin gespannt was kommt 🙂

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