Dividenden Blog

17. Juli 2023

Warum ich kein Jobbike mehr habe

Jobbike? Für viele ein Nobrainer .. sämtliche Leasingrechner spucken eine dicke Ersparnis gegenüber dem Kauf aus.

Ich hatte zwei Jobbikes. Das Erste war ein guter Deal, weil mein AG den Gebrauchtkaufpreis übernommen hat und ich das Bike am Ende der Leasing Zeit geschenkt bekam.

Das zweite Bike war .. naja .. lest selbst.

Anbei ein Beispiel wie die Berechnung auf der Seite von Jobbike erfolgt:

  • Gehalt: 3000 Brutto im Monat
  • Steuerklasse 1
  • Anschaffungspreis des Bikes: 3000 Euro
  • Screenshot stammt vom Rechner von Jobbike

Am Ende steht eine recht dicke Ersparnis von knapp 30% gegenüber dem Privatkauf des Bikes.

Hier nun meine Rechnung:

Vorab muss ich sagen, dass ich seit 25 Jahren regelmäßig Fahrräder kaufe und ab und zu auch von Freunden und Verwandtschaft gebeten werde beim Kauf mitzugehen.

Beim Barkauf erhält man (wenn man nett fragt) immer 10% Rabatt, eher mehr.
Alternativ legt der Fahrradladen Dinge wie Bike Computer, Schutzbleche, Flaschenhalter usw. oben drauf. Der erste Service ist dabei immer kostenlos.

Die berechnete Leasingrate ist immer von der UVP.

Die wenigsten schließen eine Bike Versicherung ab, ebenso sieht das Rad den Laden erst wieder wenn die Schaltung oder die Bremsen zicken. Um diese Kosten kommt man beim Leasing aber nicht rum. Man muss sie bezahlen. Die Versicherung war bei mir weit höher als im o.g. Beispiel, die Servicepauschale für Wartung (pro Monat) kann man zwar abwählen, beim Abschluss des Vertrags ging das bei mir allerdings nicht mehr.

Oben wird von ca. 18 – 19 Euro brutto ausgegangen (Versicherung und Wartung), bei mir lag sie bei etwa 30 Euro. Ich weiß nicht ob sich hier was geändert hat, darum ignorieren wir mal diesen Nachteil.

Es wird ein Gebrauchtkaufpreis von 540 Euro „erwartet“.

Dieser lag bei mir bei 840 Euro (zweites Jobbike), die Preisklasse war im 3000+ Euro Bereich.

Die Standardrechner sind so eingestellt, als ob der AG z. B. Servicepauschale und Versicherung für den Arbeitnehmer übernimmt. Ich kenne allerdings keinen AG der dies tut.

Wenn man dies alles berücksichtigt sieht die Rechnung nicht mehr so gut aus.

Wenn man meine Annahmen zu Grunde legt:

  • Bike Neupreis UVP: 3000 Euro
  • Keine Versicherung bei Barkauf
  • Barkauf: 2.700 Euro (10% Rabatt) + 150 Euro Wartung in 3 Jahren (wenn man nicht selbst schrauben kann, was wirklich einfach ist) = 2.850 Euro
  • Leasing: 36 Monate * 61 Euro Nettobelastung = 2.196 Euro + „erwarteter Gebrauchtkaufpreis“
  • tja .. der lag bei mir 300 Euro über dem der „erwartet“ wurde, darum rechnen wir mit irgendwas zwischen 540 und 840 Euro
  • dann sind die Kosten des Leasings zwischen 2.736 – 3.036 Euro
  • das ist dann nicht mehr so ne große Ersparnis und je nach Gebrauchtkaufpreis kann man auch ins Klo greifen

Natürlich ist das hier ein sehr beschränktes Beispiel.

Wenn AG tatsächlich Wartung und Versicherung übernehmen sieht die Rechnung ganz anders aus und man macht selbst ein gutes Geschäft.

Wenn man das Bike nach den drei Jahren nicht behalten will und wirklich viel gefahren ist, ist man vielleicht froh wenn man es direkt wieder abgeben kann usw.

Ich wollte nur aufzeigen, dass ein Jobbike sich nicht immer lohnt und man sehr genau rechnen sollte.

Auch stellt sich die Frage: Kauft man ein Bike in einer Preisklasse, welche man beim Privatkauf als zu teuer erachten würde?

Kommentare:

  1. Florian

    Du fasst hier wunderbar zusammen, warum auch ich vor zwei Jahren lieber ein Fahrrad direkt gekauft habe als es per JobRad zu leasen.
    Zudem schränkte es zumindest damals die mögliche Auswahl an Räder unnötig ein. Sodass ich effektiv ein gleichwertiges Rad von einem anderen Hersteller bekam zu einem geringeren Preis als per Leasing.

  2. Robert

    Richtig erkannt – von dem Modell profitieren v.a. die Anbieter/Leasingfirmen.
    Ist ja klar das es nicht so ein richtig guter Deal sein kann, die müssen das Ganze ja auch finanzieren und haben dann doch noch ein paar Kosten, z.B. für Vertrieb (ich bin in unserer Firma für das Angebot zuständig und die machen schon wirklich ordentlich Werbung – an Personalabteilungen, Betriebsräte, Arbeitsmediziner, Nachhaltigkeitsbeauftragte etc.).
    Was man aber auch merkt, haufenweise Arbeitnehmer wollen das unbedingt und kaufen dann ein sauteueres E-Bike/Rennrad/MTB was sie ohne die „Abstotterung“ im Leben nicht kaufen würden…
    Das der Händler auch den vollen Preis verlangt den bei einem, gerade teureren, Rad hoffentlich niemand in der Praxis zahlt kommt noch dazu…
    Meiner Meinung nach lohnt sich das wirklich nur wenn man wirklich viel Steuern zahlt und ein teures Rad auch wirklich so kaufen würde – trifft bei uns auf kaum jemanden zu, tortzdem haben wir haufenweise Jobräder…

  3. Gerry

    Das „Jobrad“ oder „Businessbike“ lohnt sich exakt für zwei Beteiligte: die Leasingfirma und den Arbeitgeber.

    Verlierer sind dabei der Arbeitnehmer und die Sozialsysteme.

    Neben dem meist zu erwartenden Händlerrabatt beim Direktkauf führt in den Modellrechnungen vor allem der angesetzte Betrag für Service und Versicherung in die Irre. Kein Mensch würde beim Direktkauf eines 3.000 Euro-Bikes weitere knapp 818 Euro für Zusatzkosten ausgeben. Beim Leasingvertrag allerdings ein Muss.

    Die Erfahrungen in meiner Firma zeigen, dass fast alle Leasing-Biker zwar vom Totschlag-Argument „Steuern-/Abgaben-Sparen“ begeistert sind, aber kaum einer das Modell genau durchrechnet. Erst viel später dämmert es dem meisten – darum sind die Verträge ja 36 Monate lang unkündbar.

  4. Holsch

    Mein Jobbike habe ich vor kurzem übernommen.
    Ohne jetzt groß nachgerechnet zu haben (was m.E. aufgrund des Steuervorteils nur in Größenordnungen funktioniert) war es vermutlich ein „Nullsummenspiel,“ ebenso wie bei Dir.

    Als Vorteil könnte man noch ansehen, dass man dann das Bike quasi für 0% finanziert hat und den Kaufpreis nicht sofort bar hinlegen musste. Sicherlich gibt es hierzu auch andere Möglichkeiten und führt das Ganze eher dazu, dass man sich ein teureres Bike holt als man es sonst tun würde. Aber Schwamm drüber…

    Neulich kam ich zufällig am nagelneuen Verwaltungsgebäude der Jobrad GmbH in Freiburg vorbei….
    Da wird einem dann schon klar, dass mit dem Geschäftsmodell ordentlich Geld verdient wird. Ist ja auch nicht unlauter 🙂
    Wäre es eine „Jobrad AG“ müsste ich mir überlegen zu investieren 🙂

  5. Chris

    Bei mir kam beim E-Bike Leasing dann auch noch die jährliche Inspektion dazu. 420 Euro Budget für 3 Jahre mit dabei.
    Direkt im ersten Jahr, nach 2050km, wurden die Kassette, Kette und Zahnrad getauscht. Kosten inkl. Inspektion fast 400 Euro.
    Privat hätte ich die Schaltanlage einfach noch 2-3k km weiter genutzt. Über Leasing nicht möglich…
    Wird auch mein letztes Leasing-Bike sein.

  6. Gurki

    Ich war vor 1 Jahr auch am überlegen mir ein Rennrad über Jobrad zu holen. Hab davon dann aber abgesehen, weil ich nicht 3 Jahre bei meinem Arbeitgeber gebunden sein wollte.
    Ersparnis ist wie Du ja schon sagst, eher minimal bzw. eventuell zahlt man sogar etwas drauf.

    @Chris: Nach 2000km ist die Kette, Kassette und Zahnräder durch? Unverständlich. Gerade die Kassette und Kettenblatt sollten doch min 5000km+ halten.

  7. Andy

    Servus,

    selbst bei Ersparnis würde ich mir den ganzen bürokratischen Kram nicht antun wollen.
    Einige Kollegen haben sich darüber ein Rad geholt, ich habe bei einigen eher auch das Gefühl, dass es weniger um die Ersparnis geht, als das ein teures Fahrrad halt mit Raten bezahlt wird und man daheim beim Partner nicht den vollen Preis verhandeln muss. 😉 Man spart ja auch… oder eben nicht.

    Gruß
    Andy

  8. Daniel

    Wenn das Bike noch ein E-Bike ist ,dann lohnt sich das.
    Nach 3 Jahren ist der Akku nicht mehr so leistungsstark.
    Also weg damit .
    Wenn man pendelt lohnt sich das.

  9. ziola

    Bitte auf die Details der Versicherung im Fall vom Diebstahl, achten. Unachtsamer Umgang mit „Sicherung“ des Fahrrades – wie z.B. zwei Fahrräder aneinander gesichert, wird häufig als Fahrlässig gesehen und im Fall vom Diebstahl darf man so ein Leasing weiterzahlen – und das Fahrrad ist weg.

    Gruss
    ziola

  10. Janosch

    Ich habe mein Bike einfach im tiefsten Winter für deutlich weniger Geld gebraucht gekauft.

  11. Michael

    Ich sehe das genauso. Wo zusätzliche Leute/Firmen mit im Boot sitzen, kann es letztendlich nicht weniger Kosten. Für mich schon ein Nobrainer, das gerade eben nicht zu tun!

    Das Gleiche mit IT-Equipment. Greifen auch die Kollegen mit vollen Händen zu…

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