Vor etwa 6 Monaten hatte ich meinen letzten Arbeitstag. Seit dem 01.01.2025 bin ich auch nicht mehr angestellt. Spielt zwar keine Rolle wie man rechnet .. aber seit nem halben Jahr kann ich frei über meine Zeit entscheiden.
Wer hier schon länger mitliest weiß, dass ich mir da viele Gedanken gemacht habe. Mich nicht so richtig getraut habe, Zahlen gedreht habe, rumgerechnet habe, überlegt habe ob das alle so hinhaut .. One More Year Syndrom .. Was ist wenn X passiert .. reicht das Geld .. bla bla blubb usw.
Seit ich nicht mehr arbeite habe ich an oben genanntes kaum einen Gedanken verschwendet. Nur ganz kurz, als die Kurse im April eingebrochen sind, kam etwas Unsicherheit auf. Die war aber dann auch irgendwie schnell wieder weg.
Warum das so ist .. darüber kann man diskutieren.
Vielleicht weil man nun „drin“ ist und die Gedanken an „was ist wenn“ keine Rolle mehr spielen.
Vielleicht auch, weil das Geld auf dem Girokonto trotzdem nicht weniger wird.
Ich kanns nicht sagen.
Nicht mehr die besten 40 Stunden der Woche in einen Angestelltenjob zu verschwenden ist jedenfalls die beste Entscheidung die ich getroffen habe. Da kann der Job noch soviel Spaß machen. Es geht einfach nix drüber nach dem Aufwachen zu entscheiden was man machen will. Oder ob man halt nix machen will.
Es geht auch nix drüber so früh oder so spät ins Bett zu gehen wie man will. Weil man eben am nächsten Morgen nicht um 8 Uhr im Meeting sitzen muss.
Dieses wöchentliche Meeting auf das man keinen Bock hat, das mit Leuten stattfindet die man nicht so mag, wo man ab und zu schlecht vorbereitet aufgetaucht ist – es findet nicht mehr statt.
Auf jeden Fall ist die Zeit wie im Flug vergangen und sie war entspannter und ausgeglichener als die 25 Jahre davor. Nicht zu Müssen, sondern nur zu Wollen also die absolute Entscheidungsfreiheit über nahezu alle Lebenslagen zu haben ist für mich persönlich unbezahlbar.
Und natürlich bin ich nicht nur faul rumgelegen. (Dazu demnächst mehr).
Aber plötzlich machen auch Dinge Spaß die früher eher Pflichtaufgaben waren.
Beispiel:
Das Haus ich dem ich wohne hat einen ziemlich großen Garten am Waldrand .. Grundstück ist so 1000 qm und davon sind wahrscheinlich 750 qm Garten. Irgendwer muss das in Schuss halten sonst wird es zum Urwald. Da kann man viele Stunden pro Woche investieren und früher hab ich mich da eher gedrückt. Mittlerweile habe ich Bock drauf, Schneide Bäume zurück, stutze Hecken, grase aus usw.
In den Supermarkt kann ich nun gehen wenn absolut nix los ist, das Auto wurde nach 11 Monaten auch mal wieder gewaschen und es ist entspannter wenn man nicht Abends noch ne „schnelle“ Runde auf dem Bike drehen will sondern schon am Mittag los kann.
Die Nichte vom Kindergarten abholen, mal den Chauffeur machen für irgendwen der zum Flughafen muss, Arzttermine dann legen wann man schnell einen bekommt ..
Der Wunsch nach Fernreisen um hier mal rauszukommen ist dagegen etwas abgeebbt. Früher konnte ich nicht schnell genug den Kontinent verlassen .. heute verspüre ich gar nicht den Drang.
Das mal zu allgemeinen Lage der Nation.
Das fast und irgendwie aus der Überschrift kommt daher, dass ich mich doch zu ein paar kleinen Projekten habe breitschlagen* lassen wo ich mit anderen Leuten zusammenarbeite. So habe ich die letzten Monate an einer Website gebaut die demnächst veröffentlicht wird. Es war aber meine freie Entscheidung und ich hatte Lust drauf.
*breitschlagen = ich mache gerne und freiwillig mit
Hi, ich lese seit langem hier mit und will Dir nun mal ein Kompliment da lassen, für diesen Blog und dafür, dass du den Ausstieg geschafft hast!
Ich bin ebenso am rumrechnen wie du es beschreibst, vermutlich werden meine Dividenden in diesem Jahr erstmals reichen um meine Ausgaben zu decken. Im nächsten Jahr will ich noch nicht vom Depot leben… Puffer aufbauen.
Aber was du schreibst, ermutigt mich, auch vor 50 noch die Reissleine zu ziehen.
Lass uns gerne weiter an deinen Erlebnissen teilhaben.
Viele Grüße!