Dividenden Blog

1. Juli 2022

Tagebuch eines Bärenmarktes #5

Einen Nachtrag zum letzen Beitrag:

Thomas hat natürlich einen Aspekt erwähnt welcher mir durchgegangen ist. Der Kurs des US Dollars im Vergleich um Euro. Hier der Chart der letzen 6 Monate.

Anfang 2022 stand der USD bei etwa 87 Euro Cent und aktuell steht er bei 95 Euro Cent. Ein Zuwachs von 10% der über 80% meines Depots betrifft.

Warum ist der Dollar so stark?

Ich würde behaupten: Er ist es nicht, der Euro ist eher besonders schwach. Das liegt einerseits wahrscheinlich daran, dass man im Euroraum mehr Angst vor einer Rezession hat (Energiepreise, Ukrainekrise, Konjunkturprobleme) und das die FED konsequenter die Zinsen erhöht hat.

Dass der Euro so schwach ist, hat mehrere Konsequenzen:

  • Energiepreise werden noch stärker steigen, da Öl und Gas usw. in der Regel in USD bezahlt werden
  • Importe nach Europa werden teurer (Rohstoffe) .. Firmen haben höhere Ausgaben wenn sie Rohstoffe in USD bezahlen müssen
  • Exporte aus Europa werden günstiger (Maschinen, Autos) .. Firmen verdienen mehr Geld wenn sie in USD bezahlt werden
  • Käufe von z.b. US Aktien werden teurer
  • aber dafür gibts höhere Dividenden von US Aktien

Was war sonst noch?

Die Inflationsrate ist natürlich nicht wirklich gesunken (aber auch nicht mehr gestiegen) und liegt im Juni bei 7,6% in D (vergleich zum Juni 2021). Ob wir hier den Gipfel überschritten haben wird sich zeigen. Ich auf den Start der Heizperiode im Herbst gespannt.

Die Konjunkturdaten in Europa und den USA sind schwach, das war zu erwarten. Allerdings haben wir derzeit NUR einen Bärenmarkt mit hoher Inflation und steigenden Zinsen. Das MUSS nicht zu einer Rezession führen. Ob es so kommen wird wird sich aber in den nächsten Monaten entscheiden.

Bisher kommt es nur in der Tech- und Startup Branche zu Entlassungen bzw. Einstellungsstopps und hier sind die Zahlen tatsächlich stark gestiegen. (Quelle) Ob diese auch andere Branchen erfassen wird, sehen wir auch in den nächsten Monaten.

Der Bitcoin fällt immer wieder unter die Marke von 20.000 USD und die ganze Branche leidet. Diverse Entlassungen bei Cryptounternehmen. Miner werfer ihre BTC auf den Markt und für viele lohnt sich das Mining aktuell nicht mehr.

Man kann natürlich auch sagen, dass eine Rezession notwendig ist. Wir hatten nun viele Jahre „billiges“ Geld. Firmen bekamen fast zinsfreie Kredite, ebenso wie Privatpersonen und das führt dazu, dass sich viele Firmen damit (künstlich) am Leben gehalten haben.

Ich kenne aus meiner Branche auch diverse Startups welche sich seit 10 Jahren von einer Finanzierungsrunde zur nächsten hangeln .. ohne halt mal selbst auf die Beine zu kommen. Wenn du permanent nen volle Kriegskasse hast dann wirst du auch leichtsinnig und schaust vielleicht nicht so sehr auf die Kosten.

Ähnliches kann man natürlich auch für Häuslebauer sagen welche sehr knapp kalkuliert haben oder mit wenig Eigenkapital zur Immobilie gelangt sind.

Und bei mir so?

Ich sitze auf > 40k Bargeld. Soviel hatte ich noch nie auf dem Girokonto rumliegen und eigentlich will ich das auch nicht. Aktien kaufen will ich aber gerade auch nicht. Also wetze ich die Messer und finde neue Unternehmen für meine Watchlist.

Die Dividenden Einnahmen sind auf Rekordkurs. Bis Ende Juni hatte ich alleine in 2022 knapp 12.000 Euro netto kassiert. Es werden zwar keine 24.000 Euro bis Ende des Jahres weil der Mai natürlich ein Ausnahmemonat ist, aber alles über 20.000 Euro wäre höchst erfreulich.

Das Depot ist weiterhin „stabil“ und overall mit 35% im Plus. Klar .. es waren mal 45% .. aber nur auf dem Papier 😉

Kommentare:

  1. Dividenden Markus

    …40k auf dem Konto, das würde ich nicht aushalten. Ich finde es gibt jetzt schon so einige gute (Nach)Kaufchancen. Aber gut, die gibt es eigentlich fast immer…

  2. ziola

    Hallo Zusammen,

    heute war Dollar/Euro bei 1.0071 – fast Parität.
    Einerseits – US-Aktien sind dadurch teuer. Für mich persönlich ist es aber kein Drama – ich bin >90% in USA investiert. Rest ist einem Welt-ETF zu verdanken.
    Ich habe vor einigen Jahren festgestellt, dass das Leben in der EU und Investieren in USA eine sehr gute Kombination darstellt – von einer Seite gibt es hohe Lebensqualität und breites Sozialsystem hier, von der anderen Seite investiere ich das Geld in einem gewinnorientierten System.
    Durch das passive Einkommen kommt noch ein weiterer Vorteil hinzu – wenn die EU mir zu „bunt“ wird, kann ich woanders ziehen – das Einkommen kommt dann mit. Es wäre mit Sicherheit hart für mich, aber – es wäre machbar. Falls jemand nach der Definition des Zeitpunktes fragen möchte – ich bin weg sobald EU versuchen wird mein passives Einkommen in der EU per Gesetz zu fixieren oder weiter einzuschränken. Wenn ich die Entwicklung so betrachte (siehe MiFID II), wird es die EU irgendwann mal versuchen.
    Da wir hier gerne über Risiken schreiben – den Punkt sollte man ernst betrachten.

    Gruss

    ziola

  3. Andrea Ge

    Hi Mad,

    danke für diese Reihe.

    Ich hatte mir auch schon Gedanken über € und $ gemacht und auch, in welche Richtung die USA steuern könnten – Stichworte Trump/Supreme Court, Abtreibungsurteil (also ein Rückschritt) und die aktuellen Diskussionen um Moore vs Harper, also potenziell eine Aushöhlung der Demokratie.

    Also lieber in Europa einen Anlageschwerpunkt setzen? Es widerstrebt mir etwas, aber ich denke langfristig und da habe ich derzeit Zweifel, was die USA angeht. Andererseits sind sie eine große Wirtschafts- und Militärmacht. Wobei sich solche Dinge auch ändern können (Klima, Kriege….).
    Auch Europa kann vor die Hunde gehen – ethisch als auch finanziell/militärisch – und ist vielleicht noch verletzlicher als die USA, siehe Ukraine.

    Was meint die Runde dazu?

  4. Thomas

    Hallo alle,

    Auch ich bin zu über 80% in US Aktien und ETFs investiert. Man hat damit natürlich ein Währungsrisiko welches aber aktuell einen Vorteil darstellt wenn man viele Dividenden in Dollar kriegt.

    Und dann habe ich mich durchaus durch einen simplen Satz von Warren Buffett leiten lassen: “ Wer die letzten 200 Jahre gegen die USA gewettet hat, hat schlussendlich immer verloren.“

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