Dividenden Blog

10. April 2024

Aber Dividenden haben doch nur Nachteile

Das Thema Dividendenstrategie scheint besonders auf Social Media immer wieder Menschen zu triggern und auch wenn ich mich vielleicht wiederhole hier nochmal ein paar Gedanken dazu.

Vorab:

Ein MSCI World ETF dürfte die risikoärmste Geldanlage sein wenn man sein Kapital in Aktien stecken will. Von 1975 bis Ende 2023 hat der MSCI World im Schnitt eine jährliche Rendite um die 9 Prozent erzielt. Es gab bessere Jahre (2018), es gab schlechtere Jahre (2008).

Für Anleger die sich nicht wirklich mit Aktien beschäftigen wollen mit unter die beste Möglichkeit (Risiko vs. Rendite) um dem Sparbuch zu entfliehen.

Dividenden:

Wenn man nun, trotz des oben genannten Wissens, Dividenden kassieren möchte sollte man sich um das „Warum“ im Klaren sein.

Ich kann diese Frage nur für mich selbst beantworten:

Mir geht es um Cash Flow. Die Dividenden sollen dazu beitragen meine fixen Kosten zu decken (wie ein Gehalt).

Ob ich dabei 9% Rendite im Jahr mache interessiert mich nicht wirklich.

Mich interessiert:

  • ich habe 2.000 Euro Kosten pro Monat
  • ich will also > 2.000 Euro netto Dividenden pro Monat
  • bestmöglich läuft der Bums auf Autopilot

ABER – und das ist wichtig – das Portfolio soll bis ans Lebensende durchhalten.

Ich will also nicht entsparen, ich will mir keine Gedanken machen wann ich welche Aktienposition reduziere oder wann der beste Zeitpunkt ist Geld aus dem Depot zu entnehmen.

Daraus leiten sich diverse Probleme ab und über ein paar bin ich hier gestolpert.

Ich habe Lehrgeld bezahlt und eine wichtige Lektion erhalten.

Ein reiner Fokus auf Dividenden ist falsch.
Eine Aktie nur wegen der hohen Dividende zu kaufen ist falsch.
Genau so falsch wie nen Pennystock zu kaufen weil der Kurs bei 2 Cent steht und die 4 Cent ja so ein kleiner Sprung sind.

Vielmehr achte ich darauf ein gutes Unternehmen zu kaufen, dass aber AUCH Dividende bezahlt.

Gut im Sinne von: solide Margen, verdient Geld, ggf. ein Moat, starke Brand, nachhaltiges Geschäftsmodel ..

Dieses Unternehmen (Aktie) möchte ich dann eigentlich gar nicht mehr verkaufen. Also wirklich NIE.

Nur wenn sich Parameter ändern, das Geschäftsmodel wider meiner Annahme nicht mehr erfolgreich ist etc. werfe ich den Wert aus dem Depot. Ich hab schließlich keine Glaskugel und weiß auch nicht was die Zukunft bringt .. Fehler passieren mir und werden immer passieren.

Glücklicherweise schließen sich gute Firmen und Dividendenzahler nicht aus. Es gibt hunderte von Firmen die solchen Kriterien entsprechen. Nicht wenige davon haben neben den Dividendenausschüttungen auch erhebliche Wertzuwächse in den letzten 10 Jahren erzielt.

Natürlich ist das kein kompletter Selbstläufer, wie alle Stockpicker muss man den Laden im Auge behalten und ab und zu nachjustieren.

Viele Wege führen nach ..

Nichts wird in der Finanzbubble so hart diskutiert wie die Frage ob die eigene Strategie den Vergleichsindex schlägt.

Dazu sollte man sich aber auch nach dem Ziel fragen. Warum legst du Geld an und was willst du damit erreichen?

Auch das kann ich wieder nur für mich beantworten: Cashflow (siehe oben).
Ich brauche also ein Depot das bei 4-5% netto Dividendenrendite > 2.000 Euro im Monat abwirft.

Wenn ich damit keinen Vergleichsindex schlage kann ich damit sehr gut leben.

Wenn monatlicher Cashflow nicht dein Ziel ist, dann macht ein thesaurierender ETF mehr Sinn. Wenn du mit wenig Kapital schnell reich werden willst bringen dir Dividenden nix. Wenn dein Ziel ist, denn Index zu schlagen taugen Dividendenzahler wahrscheinlich auch nicht.

  • Gibt und gab es vielleicht bessere Wege meine Ziele zu erreichen? Wahrscheinlich schon!
  • Hätte ich mehr Asche wenn ich Anfang 2002 einen Sparplan auf den MSCI World eingerichtet hätte und bis heute bespart hätte? Keine Frage!
  • Könnte ich hier und da noch optimieren? Sicher!
  • Bin ich der schlauste Mensch der Welt? Das bezweifle ich stark!

Aber für mich funktioniert das UND ich bin dahin gekommen wo ich hinwollte UND ich musste mich dafür nicht anstrengen, nicht verbiegen und hatte keine schlaflosen Nächte.

Kommentare:

  1. Langun0

    Macht alles Sinn. Danke, dass du deine Ansichten teilst.
    Grüße von einem thesaurierer 🙂

  2. Wolfi

    Schön geschrieben. Keine schlaflosen Nächte 🙂 Das hört sich gut an! Ich befinde mich auf demselben Weg. Hohe Dividenden sind jedoch immer noch sehr verlockend. Da drücke ich schon ab und zu mal ein Auge zu bei der Bilanz.

  3. HHB

    Hi,
    ich hab mir zur Altersvorsorge seinerzeit zur besseren Diversivizierung auch mal einen Russland-ETF ins Depot gelegt. Thesaurierend selbstredend – auch wegen der Steuer ;-). Seitdem der ETF nach > 10 Jahren kürzlich wertlos ausgebucht worden ist finde ich regelmäßige Dividenden/Ausschüttungen auch gar nicht mal mehr so unsexy… – schützt gewissermaßen vor Totalverlust.
    VG

  4. Jonny

    Hi Mad,

    danke für deine Gedanken – nüchtern und aufrichtig wie immer.

    Ich habe auch viel lernen müssen. Geld verdienen an der Börse ist Schmerzensgeld – erst kommen die Schmerzen, dann das Geld.

    Mein Ziel ist Vermögensaufbau, da Vermögen wiederrum Einkomen generiert. Mein learnings:
    Ich folge dem Markt!
    Ich bin nicht klüger als der Markt!
    Ich kaufe was funktioniert (Stärke)!

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