Dieser Artikel stammt von Connie.
Sie twittert unter finanzielle Gelassenheit auf Twitter und ihr könnt natürlich gerne Fragen stellen.
Folgende Artikel sind hier schon erschienen:
Vorbereitungen für die Privatier-Phase – Teil 1: Ein erster Erfahrungsbericht
Vorbereitungen für die Privatier-Phase – Teil 2: Langfristige Finanzplanung
Vorbereitungen für die Privatier-Phase – Teil 3: Geld-Töpfe
Start in die Privatier-Phase – Ein erster Erfahrungsbericht
Los gehts:
Einige hatten ja nach mehr Details zu meinem Depot gefragt und ich wollte das in das nächste Privatier-Update mit aufnehmen. Das würde dann aber zu lang und so gibt es diesen Teil schon heute.
Worüber ich nicht schreibe
Mein Depot lege ich – im Gegensatz zu anderen – nicht offen. Ich berichte lieber über mein Vorgehen / meine Denkweise als über einzelne Firmen, weil ich glaube, dass hier der Mehrwert für andere liegt. Mein Depot besteht aus den „üblichen Verdächtigen“, über die mehr als genug online veröffentlicht und diskutiert wird.
Mein Gesamt-Vermögen besteht aus mehreren Komponenten, ich berichte generell nur über das Depot (ca. 60 %).
Anlageuniversum
Ich beteilige mich direkt an Firmen, die Produkte für eher große / größere Teile der Weltbevölkerung herstellen. Ich mag Large Caps mit langer Historie und globaler Präsenz, gerne auch Firmen mit hohen CAPEX-Anforderungen für Produktionsanlagen. Gerät eine Firma in existenzielle Schwierigkeiten, werden Firmenteile / die Firma von anderen übernommen, da die Produkte weiterhin im Markt benötigt werden.
Ich meide Start-ups, IPOs, Hypes und emerging ideas, bei denen unklar ist, welche sich langfristig durchsetzen werden. Ist eine Idee erfolgreich, werden Large Caps (mit entsprechender Money Power) nachziehen. Große Firmen können auch Rückschläge (wie es sie beispielsweise in der Medikamentenforschung immer wieder gibt) besser verkraften als kleine.
Mein Depot ist ein Einzelwerte-Depot, ausgerichtet auf regelmäßigen Cashflow für die Entnahmephase. Ich setze auf Big Player und REITs. Ausgangspunkt für meine Überlegungen ist die Maslowsche Bedürfnispyramide, einen Schwerpunkt in meinem Depot bildet daher die Nahrungsmittelkette. Hierzu hatte ich auf Twitter mal was verfasst (hier klicken).
Sektoren
Da die Firmen entlang der Nahrungsmittelkette an der Börse unterschiedlichen Sektoren zugeordnet werden, ergibt sich hierüber bereits eine Basis-Diversifikation. Weitere Schwerpunkte liegen auf Gesundheit und EDV & High Tech sowie Konsumgüter. Achtung: Ich habe mir die Sektoren teilweise etwas anders eingeteilt als an der Börse üblich.
Wer die Diagramme genau anschaut, sieht, dass ich zwei bisher geplante Sektoren bisher nicht ins Depot aufgenommen habe: Handel und Luxus. Handel ist generell ein schwieriges Umfeld und die Margen sind oft niedrig. Luxus wird oft auch in Krisen nachgefragt, ich zähle auch Reisen und Bekleidung dazu, beides auch eher schwierige Märkte (Stichworte sind Pandemie o.ä. sowie kurzlebige Trends bei Kleidung). Daher habe ich für diese beiden Sektoren die Ziel-Gewichtung auf 0 gesetzt (von je 2 %) und die anderen Sektoren angepasst.
Die Gewichtung habe ich nur für den Kaufwert festgelegt und nur da achte ich auch darauf.
Einige Industrien habe ich ausgeschlossen, z. B. Autohersteller. Indirekt sind diese Sektoren dann aber doch im Depot, denn einige „meiner“ Firmen sind auch Zulieferer bzw. Vorstufenlieferanten.
Positionsgrößen
Ursprünglich war geplant, pro Firma den Kaufwert auf max. 2 % des Depot-Kaufwerts zu begrenzen. Das würde 50 Firmen entsprechen. Mittlerweile sind es ein paar mehr Firmen mit einer Gewichtung von homöopathisch (Spinoffs) bis 2,4 %. Über 2 % liegen die Firmen, deren Positionsgröße voll ist (meine Mitarbeiteraktien bei 3,3 %).
Als maximale Positionsgröße hatte ich 10k Kaufwert festgelegt. War dieser erreicht, habe ich nicht mehr nachgekauft. Diesen hatte ich meist mit 3 – 5 Nachkäufen erreicht. Für die Mitarbeiteraktien habe ich eine etwas höhere Positionsgröße, weil ich die mit Steuervorteil kaufen konnte.
Hauptsächlich für REITs hatte ich als maximale Positionsgröße 5k festgelegt. Hier kam ich mit 2 – 3 Nachkäufen zur maximalen Positionsgröße.
Eine neue Firma hatte ich immer mit einer Einstiegsgröße von 1k bis 1,5k ins Depot aufgenommen und dann erstmal eine Weile beobachtet. Ich hatte grobe Richtlinien fürs Nachkaufen, die ich aber nicht immer eingehalten habe.
Ich nehme seit einiger Zeit keine neuen Firmen mehr ins Depot auf. Einzig Spinoffs kommen gelegentlich noch dazu. Nachkäufe tätige ich seit Sommer 2024 auch nur noch sehr sporadisch.
Geografische Diversifikation
Ich beschränke mich auf Länder mit lang existierendem regulatorischem Rahmen, daher habe ich Firmen aus Diktaturen oder Emerging Markets ausgeschlossen. Das dortige exposure „meiner“ Large Caps ist für mich ausreichendes Risiko.
Der Schwerpunkt meines Depots liegt auf Nordamerika (USA & Kanada) mit 80%, der Rest ist in Firmen mit Hauptsitz in Westeuropa investiert (davon knapp die Hälfte in Deutschland). Da es sich (außer bei den REITs) fast ausnahmslos um Big Player handelt, habe ich hier trotzdem auch andere Weltregionen abgedeckt. Das reicht mir als politisches / geopolitisches Risiko.
Risikotragfähigkeit
Mein Depot soll mein Leben bis zur Rente finanzieren über die Entnahme der Dividenden und ggf. Kapitalverzehr. Da ich hierbei einen längeren Zeitraum überbrücken möchte, schaue ich mir gelegentlich an, was mit meinem liquiden Vermögensteilen passiert, wenn das Depot um einen bestimmten Prozentsatz einbrechen würde. Hierzu habe ich eine Berechnung im Excel hinterlegt, die mir anzeigt, wie lange ich meine Lebenshaltungskosten decken könnte bei verschiedenen Szenarien (ausgedrückt in Jahren). Die Grenze zwischen Rot und Grün liegt derzeit bei 13,8 Jahren.
ETF als Alternative?
Ich hatte früher auch mal ETFs: einen Welt-ETF sowie einen REIT-ETF und verschiedene Dividenden-ETF. Für mich passt es einfach nicht, und daher habe ich diese vor ein paar Jahren alle wieder rausgeworfen. Ich mag die direkte Firmenanlage, ohne dass jemand dazwischen agiert (abgesehen von der Bank). Mich hat auch gestört, dass man über ETFs an Firmen beteiligt ist, in die ich selbst nie investieren würde.
Die Dividenden-ETFs waren in der Performance durchwachsen und hatten schwankende Ausschüttungen, beispielsweise gab es mal eine Reduzierung der Ausschüttung, obwohl die Top-Firmen im ETF alle ihre Ausschüttungen erhöht hatten. Im Laufe der Jahre kann man auch beobachten, dass immer mal wieder ETF verschmolzen oder geschlossen werden. Das löst dann häufig steuerrelevante Transaktionen auf. Aus meiner Beobachtung heraus waren das meist Themen- oder Branchen-ETFs. Wenn man sehr langfristig investieren möchte, sollte man das bei der ETF Auswahl beachten.
Generell rate ich Einsteigern an der Börse immer und ausschließlich zu einem Welt-ETF. Die großen ETF werden eher nicht geschlossen oder verschmolzen. Wer in Einzelaktien gehen möchte, kann das ja als Beimischung und kleinen Positionen probieren und lernen, während der Schwerpunkt Welt-ETF regelmäßig bespart wird. Umschichten kann man später immer noch.
Depot-Erträge
Ich tracke nur die Netto-Dividenden im Detail, diese decken meine Fixkosten komplett und mittlerweile auch einen Großteil meiner variablen Kosten (für die kleine Lücke sowie Sonderausgaben wie größere Anschaffungen und Reisen habe ich ausreichend Rücklagen). Für die Brutto-Dividenden habe ich lediglich eine Abschätzung, damit ich grob meine Krankenkassen-Kosten kalkulieren kann.
Die FWD-Dividenden 2025 betragen derzeit 15,9k netto bzw. pro Monat ca. 1,3k durchschnittlich. Die Dividenden verteilen sich natürlich unterschiedlich über die Monate. Der Mai sticht durch ein paar deutsche Firmen heraus, April und Oktober sind deutlich unterdurchschnittlich.
Vor kurzem habe ich nun angefangen, mir die Dividenden auszuzahlen. Ich überlege derzeit, ob ich ab nächstes Jahr die Dividenden erstmal ansammele und dann 2026 einmal an mich auszahle oder ob ich das weiterhin monatlich mache.
Wer mir auf Twitter folgt, weiß, dass ich gerne die Erträge in Rentenpunkte umrechne (dort poste ich 1x monatlich meine Netto-Erträge). Derzeit erziele ich mit den Dividenden ca. 34 Rentenpunkte durchschnittlich pro Monat, also ungefähr ¾ des Eckrentners. Die Berechnung ist natürlich nicht ganz exakt, weil ich die Netto-Dividenden verwende, aber den Bruttowert eines Rentenpunktes. Das heißt, brutto erziele ich vermutlich eher so 44 – 45 Rentenpunkte an Dividenden, das entspricht dem Eckrentner.
Krankenkasse & Pflegeversicherung
Meine aktuell erwarteten Netto-Dividenden für 2025 von 15,9k dürften etwa 21k brutto entsprechen. Darauf werden bei meiner Kasse derzeit für beide Versicherungen 20,4% Beiträge fällig, d.h. pro Jahr etwa 4,3k (monatlich ca. 360 Euro). Derzeit zahle ich allerdings gar nichts, weil ich im 1. Quartal eine 3-Jahres-Vorauszahlung geleistet habe (ich bin quasi in Vorleistung gegangen). Dieses Vorgehen habe ich in früheren Beiträgen bereits erläutert.
Steuern
Nach wie vor wird mir die Abgeltungssteuer von 25 % sowie der Soli von 5,5 % auf die 25 % abgezogen. Da meine Einkünfte nun deutlich unter meinem Arbeitseinkommen liegen, wird mir die Günstigerprüfung hier eine jährliche Rückzahlung einbringen, und zwar ab dem Steuerjahr 2025.
Die derzeit geschätzten 21k Brutto- Dividenden ergeben laut aktueller Steuertabelle ca. 2k Steuern (da kommt dann noch etwas Soli drauf) und der Steuersatz dürfte um die 10 % liegen. Voraussichtlich liegt meine Steuer sogar etwas darunter, weil ich ja noch Beiträge zur Altersvorsorge und Krankenkassenbeiträge steuerlich geltend machen kann – beides reduziert das zu versteuernde Einkommen.
Status Depot
Ich bin mittlerweile bei >70 Firmen im Depot, einige davon sind als Spinoff reingerutscht. Neuaufnahmen habe ich vorerst nicht geplant.
Generell verfolge ich den Ansatz Buy & Hold & Check. Ich schaue vor allem genauer hin, wenn eine Firma besonders schlechte Quartalszahlen meldet oder wenn die Dividende gekürzt oder gestrichen wird (bekommt man alles auf Twitter schnell mit 😊). Ob ich dann verkaufe, ist eine Einzelfall-Entscheidung (eher selten). Ansonsten lasse ich das Depot einfach laufen, auch wenn sich der Kurs einer Firma mal ne Zeit negativ entwickelt.
Ich verfüge derzeit über einen Cash-Anteil im Depot von 5% (nicht in den Grafiken enthalten). Ob ich diesen noch investiere, weiß ich noch nicht. Mein ursprünglich geplanter Investitionsbetrag ist fast erreicht (es würden ca. 8% fehlen) und eventuell belasse ich es dabei.
In 2025 ist eine kleinere Aufräumaktion geplant, einmal um Kleinstpositionen wie z. B. Spinoffs, zu bereinigen und um die Steuer für 2025 zu optimieren. An der Grundstruktur wird sich aber voraussichtlich nichts ändern.
Nicht zu unterschätzen ist allerdings der Aufwand für die Strategieentwicklung und Firmenauswahl. Das ist gerade zu Beginn natürlich ein erheblicher Zeiteinsatz. Seit das Depot feststeht, ist der Arbeitsaufwand gering und besteht darin, die Dividenden zu tracken. Dazu kommt gelegentlich der Check aus Buy & Hold & Check. Für die Steuererklärung bekomme ich von meinen beiden Depot-Banken jeweils eine Aufstellung. Das addiere ich entsprechend und trage es in die Steuererklärung ein.
Interessanter Beitrag und Einblick.
Ich finde es aus meiner persönlichen Sicht durchaus „mutig“, mit Ende 40 und einem passiven Einkommen von „nur“ ca. 1.300 EUR netto / Monat in den Status „Privatier“ zu wechseln auch vor dem Hintergrund dynamisch steigender Lebenshaltungskosten in den letzten und kommenden Jahren.
Übersehe ich da etwas oder sind die Dividenden ihr einziges Einkommen?
Der tatsächliche Rentenbezug ist noch in relativ weiter Ferne. Anspruch auf eine Betriebsrente scheint bei Connie nicht zu bestehen, wenn ich richtig informiert bin.
Klar wenn man „mietfrei“ lebt, mag das schon gehen (wobei auch für Sanierungsmaßnahmen und die laufenden Unterhaltskosten des Eigentums Rücklagen zu bilden und Ausgaben zu stemmen sind) aber ich würde auf dem Niveau nicht leben wollen.
Der Status allein stehend ohne Kinder macht dies sicher möglich aber große Sprünge sind damit wahrlich nicht drin.
Mir wäre ein Leben auf dem finanziellen Niveau mit zu vielen Entbehrungen und Kompromissen verbunden, einige größere, internationale Reisen pro Jahr (die Freizeit will und muss ja gefüllt und genutzt werden) sind damit kaum machbar, wenn man nicht noch Cash im hohen fünf- oder sechsstelligen Bereich für Entnahmen hat. Vor allem wenn ich von meinem aktuellen Einkommen (Job + Dividenden) ausgehe, wären 1.300 € ein regelrechter „Absturz“. Viele Wünsche und Träume lassen sich damit nicht mehr realisieren.
Abgesehen davon würde mir vermutlich spätestens nach 2 Jahren gänzlich ohne Job bzw. berufliche / intellektuelle Herausforderung und das dazugehörige, soziale Umfeld ziemlich langweilig zumal ja nahezu alle Freunde und Bekannte selbst im Berufsleben stehen und Familie haben.
Was also Tag für Tag allein machen? Vermutlich wäre die weitgehende finanzielle Freiheit um die 50 und ein kleiner Nebenjob im Home Office, der Spaß macht und ein paar € in die Kassen spült, meine Wunschlösung. 2.500 € – 3.000 € pro Monat bei Mietfreiheit wären meine Wunschvorstellung bzw. Untergrenze um finanziell flexibel zu sein und gut leben zu können.
Ansonsten wäre mit das Einkommen zu knapp kalkuliert vor allem, wenn man davon ausgeht, noch gut 30 Jahre zu leben.
Zudem sind Dividenden keine Zinsen. Bei soliden Blue Chips sind diese zwar recht zuverlässig und werden i.d.R. auch kontinuierlich gesteigert aber es wird ja kaum noch Depotzuflüsse bzw. Aktienzukäufe geben können. Dividenden können auch gekürzt oder ausgesetzt werden.
Letztlich ist die Diversifikation hier zwar ein wichtiger Risikobaustein aber die Abhängigkeit allein von Dividenden finde ich ähnlich kritisch wie die von einem Erwerbseinkommen.
Auf jeden Fall weiterhin alles Gute und viel Spaß in der Privatier Phase 🙂
Servus, ich habe eine nachfrage, um die gesamtsituation besser einschätzen zu können?
1. du hast jetzt circa 16000 netto einnahmen p.a. und das wars oder hast du noch andere einnahmen und die 16000 euro sind „nur“ die einnahmen aus dividenden?
falls das alle einnahmen sein sollten: hast du schon einen beitrag zu deinen ausgaben veröffentlicht? da würde mich in erster linie natürlich deine wohnsituation (miete/eigentum) und die anfallenden kosten dafür interessieren? vielen dank. sobald ich deine antwort hier lese, würde ich mich noch mal ausführlicher und dann auch mit etwas kritik bzw meiner persönlichen meinung melden.
viele grüße
torsten
Hallo Martin
Danke für Deinen ausführlichen Kommentar. Die Punkte, die Du ansprichst, beantworten sich durch das Lesen meiner ersten 4 Beiträge hier. Wenn darüber hinaus weitere Fragen bestehen, melde Dich gerne nochmal.
Viele Grüße
Connie
Hallo Torsten
Auch Dir empfehle ich das Lesen der anderen Teile. Da die Infos sehr ausführlich sind, ist das Wiederholen hier in den Kommentaren nicht praktikabel.
Matthias hat diese oben verlinkt.
Viele Grüße
Connie
leider fehlt mir die muße, nun deine vorhergehenden beiträge zu studieren. im groben und ganzen kann ich mich aber martin anschließen. ausnahme: die sache mit dem (neben)job. man gewöhnt sich sehr schnell ans „nicht mehr arbeiten“ und sucht sich dann andere hobbies (wenn man diese nicht schon hat) problematisch sehe ich tatsächlich die frage: wie wirst du dein leben gestalten mit 100% zeit aber nur wenig geld. (fast) alle arten von beschäftigungen kosten (immer mehr) geld.
meine kritik lasse ich nun außen vor, weil jede lebenssituation individuell ist und objektive kritik da kaum sinnvoll bzw. machbar ist.
viele grüße
torsten
vielleicht noch eine ergänzung: mein damaliger plan der depotzusammenstellung ähnelt sehr dem plan von dir. allerdings habe ich in diesem jahr von einzelaktien auf ausschüttende etfs umgestellt. ausschlaggebend waren 2 punkte: mein einzelaktiendepot war nicht besser/schlechter als ein dividenden-etf. die vola auch bei den big playern oder dividendenaristokraten wurde mir zu hoch: ich mag es einfach nicht, wenn eine aktie von heute auf morgen -10 bis -20 prozent macht. ich wollte noch mehr „sicherheit“ für mein aktienkapital. somit habe ich aktuell 15 einzelaktien und 5 etf und ich werde die einzelaktien noch weiter reduzieren. nur am rande: wenn ich das richtig einschätze, dann ist mein depot ähnlich groß wie deins. nachteil aktuell: ich verzichte gerade auf dividenden da ich zwar einzelaktien verkauft habe aber nicht im gleichen gegenwert etf anteile gekauft habe, d.h. mein cash ist so hoch wie noch nie. da ich aber nicht auf die dividenden angewiesen bin, warte ich geduldig bei 3% tagesgeldzinsen auf fallende kurse.
Moin,
sieht fast aus wie bei mir. Reduziert die Krankenkasse deine Steuern nicht gewaltig? Also ich rechne aktuell bei 21500€ Brutto Dividende mit Steuern von 5% ? Habe ich einen Denkfehler?
21500
– 1000 Freibetrag
– 4080 ca. Krankenkasse / Pflege
= 16420€ (laut Grundtabelle 2024 – 5%)
@ 6. Torsten – ich kenne auch einige Anleger, die von Einzelaktien auf ETF umgeswitcht sind. Es spricht allgemein nichts gegen den ein oder eben anderen Weg. Wichtig ist doch, dass man mit dem zufrieden ist, was man da macht. Und ob man damit seine Ziele erreicht. Ich drücke Dir die Daumen, dass Dein Market-Timing-Versuch gelingt! Und 3 % Zinsen mitzunehmen, ist auch prima.
@ 7. Sparta – ja, so ungefähr dürfte das laufen. Ich plane immer mit dem Brutto-Einkommen und der aktuellen Steuertabelle, ohne Reduzierung des zu versteuernden Einkommens durch Sozialversicherungsbeiträge. So erhalte ich eine Mindest-Schätzung für die zu erwartende Steuererstattung, alles darüber hinaus ist ein Puffer 🙂
Hallo Connie,
Vielen Dank für diese Einblicke. Ich finde deine Struktur und Stringenz beeindruckend, auch aus den vorherigen Beiträgen konnte ich viel mitnehmen.
Ich bin derzeit noch beim Depotaufbau, denke aber schon an die Gestaltung für die Entnahme. Das wird allerdings noch ein paar Jahre dauern.
Dass du die REITs mit 5k pro Position gewichtet hast, ergibt sich vermutlich daraus, dass du in einer Eigentumswohnung lebst.
Hattest du getrackt, ob die Dividenden-ETF-Ausschüttungen in Summe niedriger sind, als die Dividenden, die du vereinnahmst, wenn du dir selbst einen Korb aus Einzelaktien zusammenstellst?
Schließt du auch Banken aus?
Gab es Überlegungen, abgesehen davon, dass die Unternehmen Large Caps sind, möglichst eine lange Historie haben und Produkte, die auch in Zukunft gefragt sein werden, eher auf Hochdividendenwerte zu setzen oder auf Dividendenwachstumswerte oder war das eher zweitrangig?
Viele Grüße,
Kaugirl
Hallo Kaugirl
Vielen lieben Dank für Deine Rückmeldung! Freut mich, dass mein Geschreibsel nützlich ist
Ich habe ebenfalls bei der Gestaltung des Depots von vornherein die Entnahmephase berücksichtigt. Irgendwann will man ja was von dem Depot haben. Deswegen fand ich die Dividenden(wachstums)strategie für mich sehr passend, für meine Psyche ist der regelmäßige Geldeingang positiv. Klar könnte man das auch mit Anteilsverkauf erreichen, aber ich mag es, Gestaltungsspielraum zu haben (ich kann zusätzlich was verkaufen, muss es aber nicht).
In der Tat wohne ich in einer (bezahlten) Eigentumswohnung. REITs habe ich ins Depot aufgenommen, weil ich weitere Immobilien haben wollte, aber kein Vermieter sein möchte. Die 5k pro Position bei REITs kommen daher, dass das für mich anfangs eine komplett neue Art von Firmen war und ich das Risiko begrenzen wollte. Ich hab das dann einfach bis heute beibehalten, weil es gut für mich passt und so die Diversifikation größer ist (für 10k habe ich dann zwei Firmen im Depot statt einer in diesem Sektor).
Finanzen sind auch so ein Thema. Ich habe eine kanadische Bank, einen Rückversicherer und zwei BDCs. In diesem Sektor sind die Bilanzen anders zu lesen als in der Industrie und ich bin kein Finanz-Experte. Daher habe ich auch hier die 5k maximaler Positionsgröße festgelegt (bis auf Rückversicherung). Generell haben Banken für meinen Geschmack zu viele Skandale produziert im Laufe der Jahre.
Ich habe gemischt zwischen Firmen mit hoher Eingangsdividendenrendite und Firmen mit sehr guter Dividendensteigerungsrate. Anfangs habe ich eher auf höhere Eingangsrendite gesetzt und diese Dividenden dann der Sparrate zugeschlagen, um damit dann auch Firmen mit sehr guter Steigerungsrate ins Depot aufzunehmen.
Vergleiche zu anderen Anlageformen wie ETF mache ich generell nicht. Wichtig ist mir, dass ich nicht ständig das Gefühl habe, im Depot was machen zu müssen, und dass ich mich direkt an den Firmen beteiligen kann. Damit bin ich seit der Umstellung auf ein cashflow-orientiertes Depot (2015) sehr zufrieden. Wenn ich die aktuelle Ausschüttungsrendite eines meiner ehemaligen Dividenden-ETFs mal in Beziehung setze zu meinem Depot-Kaufwert, komme ich auf eine ähnlich hohe Brutto-Ausschüttung wie mit meinem Depot. Die TER des ETF liegt bei sage und schreibe 0,46% – pro Jahr. Ich habe kostenlose Depotführung und zahle entsprechend nur Gebühren, wenn ich Aktien kaufe / verkaufe. Mit meinen Käufen dieses Jahr liege ich sehr deutlich unter den 0,46 % und wird nächstes Jahr noch weniger werden, da ich nun kaum noch was kaufe / verkaufe.
Viel Erfolg bei Deinen finanziellen Plänen und auch darüber hinaus!
Connie
Hallo Connie,
vielen Dank für deine Antwort. Ich schwöre weder hundertprozentig auf ETF noch bin ich ein reiner Dividendenaktien-Fan. Im Moment habe ich einen Gemischtwarenladen. Die ETFs sind keine Themen-, Länder- oder Dividenden-ETFs sind.
Tatsächlich finde ich Ausschüttungen sehr motivierend, daher habe ich auch einige Dividendenaktien.
Mein Ziel ist, ein paar Jahre bis zum Renteneintritt mit Dividenden bzw. Entnahme aus dem Depot zu überbrücken. Wenn dann die Rente gezahlt wird, sollte die Rente + Dividenden zum Leben reichen. Das restliche Vermögen kann in ETFs/Tagesgeld verbleiben. Daher strebe ich einen Mix an.
Einige Sektoren habe ich zumindest als Einzelinvest ausgeschlossen, gut – über die Welt-ETFs sind die dann trotzdem drin.
Ich werde mir in Zukunft mehr Gedanken zu einer für mich sinnvollen Aufteilung nach Sektoren machen, im Moment ist ziemlich viel in Tech, aber mit Blick auf den vorgezogenen Ruhestand möchte ich einige Werte in Nahrung/Konsum/Medizin/Versorger umschichten.
Vielen Dank für deine Hinweise und Gedanken.
Ich freue mich auf weitere Artikel.
Viele Grüße,
Kaugirl
Liebe Connie
Was bin ich froh, dass du nicht deine Einzelaktien genannt hast. Der gesamte Kommentarbereich wäre vermüllt mit müßigen Detaildiskussionen.
Zu deiner KV: Für die nächsten 3 Jahre dürften da wegen der Vorrauszahlung keine Abschreibung möglich sein.
Nach was hat sich der Betrag der Vorrauszahlung denn bemessen? Dem letzten Gehaltsjahr? Wie auch immer, die tatsächliche Höhe in der Privatierszeit dürfte von der Vorrauszahlung abweichen. Gibt es dann eine Erstattung/Nachzahlung?
BDCs hatten mir gefehlt, sind ja wie REITs eine andere Assetklasse. Passt aber gut in deine Strategie.
Steuer: Bin gespannt was die Günstigerprüfung bewirkt. Bei deinem US lastigen Depot bekommst du allerdings nur den deutschen Anteil angerechnet.
Ich vermute du kriegst alles erstattet.
Vielleicht kannst du das hier nach der ersten Steuererklärung mal schreiben oder zu Steuern in der Privatierphase einen Beitrag machen.
Drawdowns: Wenn du bei 90% Einsturz 53% Vermögensverlust hast, bedeutet dies dass dein Aktienanteil zu RK1 entsprechend gering ist? Oder hab ich einfach nur einen Denkfehler?
Wegen den zaudernden Gedanken von Martin und Torsten kann ich das nachvollziehen. Ich bin auch eher ein Schisser.
Aber die Argumente sind rein angstgetrieben und nicht rational. Deine Dividendensteigerungen über das gesamte Depot werden wohl die Inflation mehr als auchgleichen.
Den benötigten Bedarf kann man nicht diskutieren. Der eine ist mit 2k glücklich, der andere fühlt sich mit 10k zu knapp bemessen.
Von daher alles richtig gemacht. Dein Mut wird sich auszahlen. Du bist noch jung und kannst dich drucklos dem Flow hingeben. Vielleicht treibt es dich aus Interesse irgendwo hin wo du dein Engagement vergütet bekommst. Wenn nicht findest du erwerbslos dein Glück.
Enjoy! … und danke für deine tolle Reihe hier!
@ 11. Kaugirl
Der Depot-Mix ist immer individuell, wichtig ist, dass man einen Plan hat und diesen auch durchzieht. Bin gespannt, wie Du umschichten wirst – vielleicht berichtest Du mal darüber
@ 12. Niklas
Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar!
Über Einzelfirmen rede ich generell nicht gerne öffentlich (alte Berufskrankheit), da muss jeder selbst schauen, und hier hätte das in der Tat den Rahmen gesprengt.
Meinst Du mit Abschreibung bei KV, dass ich die nicht bei der Steuer angeben kann? Richtig, das geht nur in dem Jahr, in dem man die 3 Jahre vorauszahlt. Das macht vor allem Sinn, wenn man eine Abfindung bekommen hat, dann hat man erstens das Geld für die Zahlung und kann das eben bei der Steuer nutzen. In den Folgejahren geht das natürlich nicht.
Die Vorauszahlung legt man selbst fest, ich habe das auf Basis der erwarteten Dividendenerträge geschätzt. Auf die Schätzung habe ich noch was draufgeschlagen.
Nein, Du hast keinen Denkfehler, das Depot macht ca. 60 % des Gesamtvermögens aus und etwas mehr als 70 % des liquiden Vermögens. Hauptgrund ist, dass ich einen sehr großen Tagesgeldanteil habe (zusätzlich zum Cash im Depot). Ich möchte nicht vollständig vom Depot abhängig sein. Würde ich das in mein Depot investieren, würde natürlich auch der Krankenkassenbeitrag weiter steigen. Am Tagesgeld nagt natürlich die Inflation, aber momentan bringen Zinsen etwas ein und ich habe einfach mehr Flexibilität bei meinen Geldtöpfen (siehe Teil 3). Ich will aber nicht ausschließen, dass ich im Laufe der Zeit einen Teil dieser Rücklagen noch in den Markt bringe. Dafür will ich aber erst mehr Erfahrung mit meinen Privatier-Finanzen haben und dann muss sich natürlich auch noch was zum kaufen anbieten, das ist momentan eher nicht der Fall.
Ich denke, jeder angehende Privatier hat ab und zu ein mulmiges Gefühl, nicht nur in Bezug auf die Finanzen. Das gehört aber dazu und ich finde es spannend, ab und zu darüber nachzudenken, wo das mulmige Gefühl herkommt. Ich bin eher sicherheitsbewusst und habe u.a. deshalb einen großen Tagesgeld-Anteil. Ich denke, der ist zu groß, aber man muss sich da rantasten. Rational betrachtet wäre es sicher besser, zu 100 % investiert zu sein, diese Sichtweise ändert sich eben, wenn das Gehalt nicht mehr da ist, um kaputte Dinge zu ersetzen.
Zum monatlichen Bedarf hatte ich ja im Artikel angedeutet, dass die Dividenden nicht vollständig meine Lebenshaltungskosten decken – und das ist der zweite Grund für den hohen Tagesgeld-Anteil.
Ich hab vor, ab und zu mal ein Privatier-Update zu schreiben – solange Matthias mir hier Raum einräumt und kann dann gelegentlich berichten, wie es mit Steuern, Krankenkasse usw. sich entwickelt hat.
Respekt, Respekt
für die Lebensleistung, wenn es zum großen Teil selbst erarbeitet wurde,
habe jetzt nicht gründlich gelesen und lese vlt die anderen Leser-Kommentare noch oder auch nicht,
jedenfalls die Einzeltitel wären doch auch interessant gewesen
(reicht ja als Tortendiagramm ohne weitere Größenangaben)
aber dann eben nicht.
Da Connie oft auch in den Kommentaren was geschrieben hat,
was sinnvoll und „erbaulich“ war
nochmals Respekt.
Grüße an alle
Hallo Connie,
Danke für deine interessante Artikel-Serie. Hast du für deinen Sicherheitspuffer ergänzend zum Tagesgeld schon mal über Festgeld und/oder Anleihen nachgedacht? Damit könntest du die aktuellen Zinsen für einen gewissen Zeitraum einloggen und hättest noch etwas mehr Planungssicherheit.
Viele Grüße
Tim Niklas
Hallo 14. Torsten – danke
@ 15. Tim Niklas
Gerne! Einen kleineren Teil des Tagesgeldes habe ich in der Tat vorübergehend im Festgeld. Ich zähle es bei mir trotzdem zum Tagesgeld, weil das nur für ein Jahr festgelegt ist (und das ist eh bald rum). Mit Anleihen habe ich mich bisher nicht beschäftigt, daher haben die keinen Platz in meinem Vermögen.