Dividenden Blog

30. Juli 2019

A Million

Eine Episode aus meinem Berufsleben, welche mich wohl maßgeblich geprägt hat.

Mit zuckersüßen 22 Jahren arbeitete ich für eine Firma, im Prinzip einen US Konzern welcher im S&P 500 gelistet ist. Ich schätze der Konzern hatte damals 15.000 bis 20.000 Angestellte auf der ganzen Welt. Ich arbeitete in Deutschland und zwar ziemlich genau 10 Jahre lang. In diesen 10 Jahren wurden alle drei Jahre 10% der Mitarbeiter abgebaut (nur um einige dann wieder einzustellen). Die Argumentation war immer die selbe. Die „Zahlen“ stimmen nicht. Die US Zentrale erwartet bessere Renditen. Die Wirtschaft schwächelt und die Auftragslage ist schlecht. You name it.

In den ganzen 10 Jahren wurde ich nie darüber informiert wieviel Umsatz und wieviel Gewinn/Verlust die deutsche Niederlassung machte .. nur als Anmerkung. Ich musste den Ansagen des Managements glauben / oder auch nicht. Machen konnte ich sowieso nichts.

Der Ankündigung erfolgte dann die Angst, die der Kollegen und Meine. Die Angst auf der Liste der Menschen zu stehen welche man los werden wollte. Diese Liste nannte man Sozialplan.

Im Grunde musste jede Abteilung (bis auf wenige Ausnahmen) 10% kleiner werden. Teilweise wurden Abfindungsangebote gemacht und auch angenommen. Wenn aber jemand partout nicht gehen wollte wurde die Kündigungszeit ausgesessen. Ein Kollege war sage und schreibe noch 9 Monate im Betrieb nachdem er entlassen wurde.

Allerdings ging es auch anders .. und das ist was ich eigentlich erzählen will:

Zwischen 12:00 und 12:30 war fixe Mittagspause. Diese halbe Stunde wurde auch pauschal von der Stempelzeit abgezogen. Passt soweit und ist logisch. Einige Kollegen mussten jedoch zwischen 12:00 und 12:30 Telefondienst schieben (Vertrieb). Auch diese bekamen erst mal die Pausenzeit abgezogen.

Nun gab es neben der Personalabteilung auch Mitarbeiter welche ebenfalls auf das Zeiterfassungssystem zugreifen konnten. Besonders Sekretärinnen welche für ihre Chefs oder die Abteilung ab und zu Zeiten nachgetragen haben.

Eine Sekretärin hatte nun (freiwillig) eine Doppelrolle. Die machten den Telefondienst und konnte Arbeitszeiten im System abändern. Da sie keine Mittagspause hatte und diese teilweise auch nicht nachholen konnte, buchte sie sich selbst an diversen Tagen diese 30 Minuten auf ihr Arbeitszeitkonto. Das war mit ihren Chefs abgesprochen und wurde über Jahre so praktiziert.

Als dann die Entlassungsrunde kam wurde dieser Sekretärin gekündigt. Als Grund wurde die Manipulation am Zeiterfassungssystem genannt. Da sie nichts schriftlich hatte konnte sie sich nicht wehren und bekam auch keine Abfindung.

Damals hatten wir ne Arbeitslosenquote in Deutschland von um die 10%. Es war also alles andere als sicher recht schnell nen neuen Job zu finden.

Ich habe das Szenario damals (ohne Grund) auf mich adaptiert. Das erzeugte Angst. Und Angst führt bei mir immer zu Handlung. Ich habe mir überlegt wieviel Geld ich brauche damit mir das Beschriebene egal sein kann. Heute würde man es Fuck You Money nennen. Ich habe mein Nettovermögen aufgeschrieben und angefangen ein simples Haushaltsbuch zu führen. In einer Tabelle habe ich mehrere Szenarien durchgerechnet. Also wieviel kann ich im Jahr sparen, wie verzinst sich das Geld, wo lande ich damit in x Jahren.

Das sah so aus:

Theoretische Verzinsung und der jährliche Sparbetrag, hochgerechnet auf 10 Jahre. Hinten noch eine Spalte in welcher ich nicht spare und quasi nur die Zinsen habe.

Die Unterschiede sind massiv. Aber solange das Kapital eher gering ist hat man den größten Hebel über die Sparquote. Das wurde mir recht schnell bewusst.

In den folgenden Jahren habe ich meine Ausgaben reduziert und auf die ganzen sinnlosen Lifestyle Ausgaben verzichtet.

So ging das Ganze mit der Idee der finanziellen Freiheit los ..



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