Dividenden Blog

15. April 2023

Beyond Oblivion

Die Konjunktur scheint sich abzukühlen. Umsätze von Konsumgüterherstellern stagnieren oder gehen gar zurück. Das Geld sitzt nicht mehr so locker wie in den letzten Jahren. Abzusehen war das mindestens seitdem die Zinsen wieder steigen.

Firmen bauen Arbeitsplätze ab und auch wenn man derzeit nur von Massenentlassungen im Tech Bereich hört wird das auch noch weitere Kreise ziehen.

Wenn die Zinsen steigen spüren das zuerst alle die stark fremdfinanziert sind. Das kann ein Konzern sein, eine Kommune oder auch eine Privatperson. Kredite müssen bedient werden und dann kostet eine Anschlussfinanzierung plötzlich das dreifache.

Bei 500k Immokredit und 1,5% Zinsen kommen in 10 Jahren etwa 70.000 Zinsen zusammen. Bei 4% Zinssatz sinds dann aber schon 195.000 Euro. Das ist heftig und wird viele Menschen treffen die eine Anschlussfinanzierung suchen. Folglich fallen Immopreise, es wird weniger gebaut, die Nachfrage sinkt in diesem Bereich und Firmen müssen sich verkleinern.

Privatkonsum sinkt weil viele den Gürtel enger schnallen müssen und das führt unweigerlich dazu, dass sich die Nachfrage auch in anderen Bereichen abkühlt. Dann kommen unweigerlich weitere Entlassungen und das Rad dreht sich immer schneller.

Da kann allenfalls durch eine große Außennachfrage kompensiert werden oder aber durch einen Rückgang der Zinsen.

Als Privatperson bist du dann besonders gefickt wenn du einen großen Kredit laufen hast und dann noch den Job verlierst oder auf Kurzarbeit gesetzt wirst. Im aller schlimmsten Fall bekommst du (dank fallender Immopreise und wenn du verkaufen musst) weniger für deine Bude als du bezahlt hast.

Zusätzlich wirst du durch steigende Verbraucherpreise belastet.

Kurz gesagt, alles wird teurer, du hast aber nicht wesentlich mehr zur Verfügung und im schlimmsten Fall wäre es möglich, dass du den Job verlierst oder weniger verdienst.

Seit 2008/2009 waren wir an stetiges Wachstum, niedrige Zinsen, fallende Arbeitslosigkeit usw. gewöhnt und viele hielten das für die neue Norm. Konjunkturzyklen ändern sich und auch dieser Zyklus wird vorbei gehen.

Das rächt sich nun für alle die knapp kalkuliert haben oder von Monat zu Monat gerade so mit ihrem Geld auskommen.

Wie lange er anhalten wird .. kann aber keiner sagen.

Früher hätte mich das gestresst.

Nicht das ich einen Kredit bedienen müsste oder mit meinem Geld nicht haushalten kann. Aber ich habe dann auf der Arbeit mitbekommen wie Entlassungen durchgezogen werden und 10% der Belegschaft abgebaut werden. Dabei hatte ich auch immer Angst, dass es mich trifft.

Ich war selbst in Kurzarbeit und (auch wenn mir das Geld gereicht hat) kann mir vorstellen wie es junge Familien trifft wo ein Elternteil sich Vollzeit um die Kinder kümmern muss.

Das Erleben solcher Phasen in einer Firma als Arbeitnehmer hat dann dazu geführt, dass ich angefangen habe an der Finanziellen Freiheit zu arbeiten.

Der Grund war, dass ich nicht von Wirtschaftszyklen, Willkür, einem Vorgesetzten oder einem Management abhängig sein wollte. Auch wenn man aktuell wahrscheinlich recht schnell wieder einen Job findet war das gerade Anfang der 2000er Jahre nicht garantiert. Ebenso muss es nicht bedeuten, dass man soviel verdient wie im alten Job aus dem man gerade gefeuert wurde.

Eigentlich wollte ich nie mehr von einem Aspekt / Arbeitgeber abhängig sein. Ich wollte das Risiko streuen. Eine Einnahmequelle kann immer wegbrechen. Das aber z.B. fünf auf einmal wegbrechen ist extrem unwahrscheinlich und wenn du 100 Dividendenaktien im Depot hast, dann hast du 100 Einnahmequellen.

Heute ist es so

das ich noch arbeite. Aber es mir komplett egal ob die Firma mir kündigt. Ich bin auf das Gehalt nicht angewiesen. Durch Dividenden, Side Hustles, (Stillhaltergeschäfte) usw. verdiene ich mehr als mir der Arbeitgeber netto bezahlt. Ich könnte vielleicht mein Depot nicht weiter so schnell aufbauen wie die letzten Jahre .. aber wahrscheinlich ist dieser zusätzliche Puffer (den ich immer denke zu brauchen) gar nicht notwendig.

Vielleicht wäre es auch der finale tritt in den Arsch um das One More Year Syndrom zu überwinden.





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Kommentare:

  1. Andy

    Hui das mit den Zinsen ist in der Tat erschreckend. Von 1,5% nach 4% klingt erstmal nicht viel, wenn man konkrete Zahlen dranhängt sieht es anders aus.

    Gruß
    Andy

  2. Alf

    Hallo Matthias,
    Du bist wahrlich in einer guten Situation. Du hast Dir ein kleines passives Imperium aufgebaut und wohnst mietfrei.
    So what.

    Meine Sicht der Dinge, die sich nicht ändert: macht Dir Dein Hauptjob noch mehr als 50 % Spaß, dann mach weiter.
    Musst Du wegen der gerade noch 50% zu lange überlgene, dann höre auch.

    Aber erst eimal dieses Jahr noch zu Ende machen 😉

    Allen ein schönes WE + LG Alf

  3. Vroma

    Hallo Mad,

    freut mich zu lesen, dass Du das kommende Zyklusende mittlerweile so entspannt sehen kannst, und Du angstfrei Dein Leben lebst 🙂

    Komischerweise freue ich mich auf den Abschwung. Für mich fühlten sich die Boomjahre, trotz beruflichem und finanziellen Aufstieg, wie eine Leiter an, bei der Dir einer immer neue Sprossen nachschiebt.

    Ich werde einen Haufen Cash in der Hand haben, da die Immobilie nahezu abbezahlt ist und ich beruflich weiter aufgestiegen bin.

    Ist das unlauter, oder einfach nur die Belohnung dafür die ganze Zeit sparsam&produktiv gewesen zu sein?

  4. Catamaran

    Das klingt nach einem Finanz-Prepper 🙂
    Ich habe eine ähnliche Motivation.

  5. Vroma

    @Catamaran:
    Ich hätte einfach gesagt, dass wir bei finanziellen Verpflichtungen einfach vorsichtig sind.

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