Dividenden Blog

4. Oktober 2022

Hellbent

Im Jahr 2004 war ich 26 Jahre alt. Ich hatte die Ausbildung zum Industriekaufmann im Jahr 2001 abgeschlossen und arbeitete nun das erste mal in meinem Leben so richtig. Die Firma stellte elektronische Bauteile und Schaltschränke her und gehörte einem US Konzern. Die Arbeitslosenquote lag in Deutschland bei über 10% und ich war natürlich froh einen Job zu haben.

Im Laufe des Jahres 2004 wurde Kurzarbeit angekündigt und Ende des Jahres 2004 gab es die Vorgabe 10% der Belegschaft abzubauen. Mir ging der Arsch auf Grundeis. Damals war es dank der hohen Arbeitslosenquote nicht sicher wieder schnell einen Job zu finden und ich sah mich schon auf der Straße stehen.

Damals sind zwei Excel Tabellen entstanden.

Die erste war eine Tabelle meiner kompletten Ausgaben. Also monatliche Kosten, einmalige Ausgaben, wiederkehrende Rechnungen usw.

Die zweite Tabelle war ein Plan. Ich hatte Ende 2004 genau 19.500 Euro Vermögen und ich habe ausgerechnet mit welcher Sparrate und mit welcher jährlichen Verzinsung ich etwa eine halbe Million Euro Vermögen erreichen kann.

Die halbe Million war so mein Ankerpunkt. Ein monetäres Ziel wo ich nicht mehr von den Launen der Konjunktur oder des Arbeitgebers abhängig bin.

Beide Tabellen führe ich noch heute (wenn auch als Google Spreadsheet).

Das ist nun 18 Jahre her und ich bin von mir selbst überrascht, dass ich das durchgehalten habe.

Aber vielleicht war es auch gar nicht so schwer?

Jedes mal wenn ich im Job demotiviert war oder eine auf den Deckel bekommen habe, jedes mal wenn es Kurzarbeit oder eine Entlassungsrunde gab habe ich diese Tabellen geöffnet.

Ich habe geschaut wo ich z.B. die Kosten noch etwas optimieren kann und das dann umgesetzt.

Oder ich habe reingeschaut und mir gedacht: Wenn es so weiter geht sind es nur noch ein paar Jahre bis zur halben Million.

In sehr stressigen Phasen habe ich drauf geschaut und mir gesagt: Da ist soviel Geld, da kann ich auch mal 2-3 Jahre Auszeit machen (wenn mir alles wieder zu viel war).

Die Tabellen haben mich irgendwie motiviert.

Motiviert mehr zu sparen, mehr anzulegen, mehr Geld zu verdienen oder einfach auch dran zu bleiben und nicht aufzugeben.

Sie haben mir auch immer gezeigt was ich mir leisten kann wenn ich mal wieder ein Fahrrad kaufen wollte oder ein Urlaub notwendig war.

Ist interessant was einen so über die Zeit begleitet.

Hier noch ein Screenshot der Ausgaben von 2006:



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Kommentare:

  1. erwin

    servus, gehört nicht zum aktuellen thema aber was ist mit dem invest in diese aktie cytosorbents passiert? in deiner excel vom depot ist es nicht mehr drin?
    hast du verkauft? aber es gibt dazu keine info.

  2. Andrea Ge

    Hi Mad,

    Super, dass Du es durchgezogen hast. Hellbent = unerbittlich (auf Rache) aus sein? Raser? Oder musikalische Anspielung?

    Wenn ich bedenke, dass der Adel als etwas besonderes oder „edles“ angesehen wird, weil die nicht arbeiten müssen… und somit unabhängig sind – aber leider eben auf Kosten anderer, und streng genommen sind die heute natürlich abhängig davon, dass man sie weiter schmarotzen läßt.
    Aber ursprünglich kommt das „Edle“ wohl genau daher – jemand zu sein, dem der Laden (das Land und die zugehörigen Einkünfte) gehört, kein Sklave sein, sondern der Herr.

    Sich das selbst zu erarbeiten ist somit viel „edler“ (wenn man so will). Wie auch immer, hauptsache man kann gut schlafen und sich im Spiegel ins Gesicht sehen können, ohne das K… zu kriegen. Was viele nicht von sich behaupten können (Politiker-Schmarotzer z.B. – also solche, die auf der Payroll von Lobbyisten u. Schlimmerem stehen und sich ähnlich „adelig“ vorkommen/verhalten wie die erblichen Schmarotzer)

  3. Matthias

    @Andrea

    eher „wild entschlossen“

    @erwin

    siehe hier: https://www.getmad.de/cytosorbents-ctso-garnix-auffangbecken/

    Hab CTSO Ende September komplett verkauft

  4. Thomas

    Es ist eine einfache, ganz simple Angelegenheit. Aber man muss erst mal dahinterkommen. Entweder man kontrolliert seine Ausgaben oder man wird von seinen Ausgaben kontrolliert. Ich hab mich früher auch geärgert, wenn die Kreditkartenabrechnung höher als geschätzt ausgefallen ist. Ich führe heute ( und werde das bis an mein Lebensende tun, solange ich noch einen Finger bewegen kann, )
    ein digitales Haushaltsbuch, wo alle E/A‘ s reinkommen. Bloß Barbeträge werden auf ganze Euro gerundet. Seitdem ich das tue, ging es bei mir auch planmäßig und linear aufwärts.
    Ich habe festgestellt, das es wie eine Reise an einen neuen Ort ist. An einen neuen Standort. Wer sich viel mit Botanik beschäftigt, kennt die Pflanzenwelt immer besser. Wer sich viel mit Segelfliegerei beschäftigt, wird ein immer besserer Pilot. Wer immer Schulden hat, kennt viele Schuldner und kennt sich in dem Milieu gut aus. Wer sich diszipliniert mit Finanzen beschäftigt, wird dann auch immer besser darin und versteht dann, warum Zentralbanken immer zuerst die schon Vermögenden retten.
    Ich habe als 1. Grundsatz no Debt und brauch niemand zu fragen , wenn ich mir was leisten will.
    Bin noch erwerbstätig, die Rente ist in Sicht und alles, was über ist, geht mit Dividenden in neue Dividendenaktien.Spekulieren ? Siehe gerade erst Credit Suisse oder die britischen Pensionsfonds. Nein danke. Liebe Grüße an alle Leser.

  5. Hanna

    Eine halbe Million ist ein recht sportliches Ziel – wäre es nicht leichter, mit etwas zwischen 100 und 200.000 anzufangen, da das Ziel dann schneller in die Nähe rückt? 😉

    Ich habe Respekt davor, dass Du in dem Moment auf die Idee mit dem Haushaltsbuch gekommen bist und die Tabellen über so viele Jahre fortgeführt hast! Finde es selbst auch sehr hilfreich, Ausgaben zu dokumentieren.

  6. Dagoberts Nichte

    Hast du im Dezember 2006 nur 24€ für Lebensmittel ausgegeben? Das ist ja extrem spartanisch Bohnen und Reis?!
    Viele Grüße
    Jenni

  7. Thomas

    @Dagoberts Nichte,
    damals war die Inflation noch nicht so hoch. Da hat der Einkauf noch für den ganzen Monat gereicht.

  8. Thomas

    😉

  9. Matthias

    @Jenni

    gute Frage .. ggf. habe ich dem Monat bei meinen Eltern den Kühlschrank leergefuttert 😉

  10. Frau Zaster

    Hi Matthias,
    Ich finde es auch immer wieder interessant in meine alten „so soll mein leben in x jahren aussehen“- Excel zu schauen. Davon habe ich so einige und interessant wird es immer dann, wenn es ganz anders kommt.

    Ich muss mich hier noch ein bisschen durchklickern, aber bist du auf dem Weg dein Ziel zu erreichen (oder hast dies sogar schon?)

    Ich grüße dich
    Alexandra

  11. Matthias

    @Alexandra

    theoretisch nicht mehr einer Arbeit nachzugehen habe ich erreicht. Aktuell schwebt mir als Ziel vor die Million im Depot voll zu machen

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