Dividenden Blog

10. Dezember 2020

One For Sorrow

Im Jahr 2011 hatte ich das erste mal 100.000 Euro Depotwert geknackt. Da war ich 33 Jahre alt. Etwas spät wenn ich mir diverse Finanzblogger*innen so ansehe. Sieben Jahre vorher (ich war 26) hatte ich 20.000 Euro auf der hohen Kante. Diese Jahr werden es über 500.000 Euro sein und ich bin 42 Jahre alt (Diesen Meilenstein hatte ich Ende 2019 schon einmal erreicht .. aber dank Corona war das nicht von Bestand).

16 Jahre also.

16 Jahre um von 20.000 Euro auf +500.000 Euro zu kommen.
16 Jahre mit zwei Börsencrashs.
16 Jahre in welchen ich viele Länder bereist habe.
16 Jahre in denen ich zwei (günstige) Autos gekauft habe.
16 Jahre in denen ich unzählige Fahrräder und Zubehör gekauft habe.
16 Jahre in denen ich eine große Renovierung bezahlt habe.
16 Jahre in denen ich zwei mal den Arbeitgeber gewechselt habe.

16 Jahre in denen ich (aus meiner Sicht) auf nichts verzichten musste.
Vielleicht bin ich aus Sicht meines Umfeldes ein Minimalist. Ich selbst fühle mich aber nicht so.

Was war vor 16 Jahren?

  • Zuckerberg hat Facebook gegründet
  • Bush wird zum zweiten mal Präsident der USA
  • Griechenland wird Fußball Europameister
  • Die EU-Osterweiterung tritt in Kraft

Das musste ich allerdings alles googeln.

Vor 16 Jahren habe ich mir das erste mal ein Spreadsheet aufgesetzt und durchgerechnet wie lange ich brauche um nördlich der halben Million zu landen.

Das habe ich nicht aus Langeweile getan. Ich war von meinem Job so gefrustet, dass ich einen Grund gesucht habe den ganzen Scheiss durchzuhalten. Lag vielleicht auch an der Firma damals, die mehr oder weniger so vor sich hin stagnierte, diverse Geschäftsführer in kurzer Zeit hatte und sich gerne einen abgespart hat anstatt zu investieren. Für mich war das damals ein Umfeld der konstanten Ungewissheit, hat man morgen seinen Job noch, muss man wieder unbezahlte Mehrarbeit bringen, wird es wieder Kürzungen und Personalabbau geben etc.

Die halbe Million war damals die „magische“ Zahl: das reicht um dem Laden den Finger zeigen und dieses Hamsterrad zu verlassen.

So ging das los .. damals kannte ich den Begriff der Finanziellen Freiheit aber noch nicht.

2011 (bei einem neuen Arbeitgeber) habe ich dann die 100.000 Euro überschritten. Hat sich geil angefühlt, obwohl ich natürlich wusste, dass ich von meinem Ziel noch ein ganzes Stück weg bin. Die 100.000 bedeuten schließlich das ich jeder Zeit den Job an den Nagel hängen kann und dann diverse Jahre tun kann wonach mir ist (Rad fahren). Das Gefühl zu haben, einige Jahre, von keiner angestellten Tätigkeit abhängig zu sein war gigantisch.

Ich kann mich noch erinnern, dass ich in den folgenden Tagen verschiedene Menschen gefragt habe was sie denn machen würden wenn sie plötzlich zu 100.000 Euro kämen. Diverse Kollegen meinten, dass sie sich erst mal ein Jahr ne Auszeit gönnen würden. Keiner mit dem ich gesprochen habe, hatte so viel Geld zur Verfügung.

2019 habe ich dann das erste mal die 500.000 Euro erreicht und 2020 dann noch einmal 😉

500.000 Euro bzw. einfach mal ein Haus hier in der Gegend bar bezahlen (Nicht das ich das vor hätte).
500.000 Euro die aktuell etwa 17.000 – 18.000 Euro netto Cashflow pro Jahr aufs Girokonto spülen (Dank der Dividenden).
500.000 Euro die es mir erlauben würden meinen Lebensstandard (ohne weitere Einnahmen) mindestens 20 Jahre zu halten.

500.000 Euro die mir frei verfügbare Zeit kaufen und Freiheit geben.

Es ging nie um das Geld.

Schon damals nicht.

In meiner Utopie kann jeder immer das tun was er möchte, man kann frei und vollständig über seine Zeit verfügen. Man MUSS rein gar nichts.

Wie der Koala auf dem Baum. 16 Stunden schlafen. 8 Stunden essen. Reicht dem Bärchen zum glücklich sein.

Das ist Geld, vollständige und bedingungslose Entscheidungsfreiheit ohne Konsequenzen zum Status Quo.





Alle Beiträge zum Thema Finanzielle Freiheit

Kommentare:

  1. Fuseboroto

    Ausgezeichnet! Für mich ist der größte Vorteil inzwischen eine gewisse Entspanntheit, was Job und Drumherum angeht.

    Wollte ich am Anfang möglichst schnell das Depot in die Höhe treiben, spare ich jetzt einfach jeden Monat automatisch und langsam aber sicher steigt das Depot. Eigentlich gar nicht mal so langsam, aber man muss schon etliche Jahre Zeit mitbringen.

    Gruß
    Fuseboroto

  2. Vroma

    Hey Mad!

    „Euro die mir frei verfügbare Zeit kaufen und Freiheit geben.“ Genau darum geht es. Stehe seit diesem Jahr erst dort, wo Du 2011 gestanden bist, aber dennoch kann ich mir ausrechnen wo ich in ein paar Jahren landen werde. Dennoch spüre ich auch die Lässigkeit welche Fuseboroto angesprochen hat. Primärziel „Keine Altersarmut“ kann man mit 100k und 30 Jahren Restzeit eigentlich schon abhaken. Saugeil 🙂

    Ein persönlicher Erfolg für mich ist, dass ich dieses Prinzip sogar meinen Eltern vermitteln konnte. Nicht, dass diese verschwenderisch gelebt hätten, aber jetzt geht es doch früher mit Abschlag in Rente. Die Kohle der Lebensversicherung wurde vernünftig investiert. Die Dividenden bezahlen nette Reisen, und der Wert der Lebenssparleistung ist in 1,5 Jahren auch schon um 20% gestiegen…

    Ich finde es cool wenn ich mit Leuten darüber Rede, wie viele 1000 Euro in irgendwelchen Firmen stecken und diese dann Schnappatmung bekommen. „Was man sich davon alles leisten könnte…“ 😉

  3. Alf

    Hi Matthias,
    Dein Depot ist so geil und gut diversifiziert und hat den richtigen Punch.
    Du hattest natürlich zwei riesen Asse, die Dich das in recht kurzer Zeit haben schaffen lassen:
    Deine Wohnsituation und Dein super Arbeitslohn (-verdienst).
    Alles in allem kannst Du Stolz darauf sein, was Du bis hierhin geschafft hast.
    Allerdings sollte die erste Million für Dich noch Ansporn sein.
    Was ich so richtig geil finde ist, dass Du immer für 5000 Tacken einkaufst.
    Dies und Dein Depotwert scheint für mich ziemlich unerreichbar.

    Mach weiter so,
    LG Alf

  4. Ruben

    @Mad: vielen Dank für deinen Beitrag und dem Teilen deiner Gedanken, kommt genau zur richtigen Zeit. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Etappenziel! Ich habe dieses Jahr auch eine wichtige Schwelle erreicht und für mich überlegt, was es bedeutet. Ich denke mit 500k ist man trotz der beträchtlichen Summe noch nicht ganz über den Berg und bei den laufenden Einnahmen eher noch auf dem Niveau der eigenen Grundsicherung. Weitere Erfolge sind aber absehbar, selbst wenn man das Depot ohne neue Zuflüsse laufen lässt. Exponentielles Wachstum ist ja gerade durch Corona jedem ein Begriff, in diesem Beitrag wird es aber besonders schön dargestellt wie ich finde: https://fourpillarfreedom.com/the-math-behind-why-net-worth-goes-crazy-after-the-first-100k/

    @Vroma: tolle Sache mit deinen Eltern, wobei sowas kurzfristig ja auch immer nach hinten losgehen und Zweifel wachsen lassen kann. Bei mir gab unerwartet einen ähnlichen Erfolg. Nachdem ich als Aktionär ggü meinem Vater jahrelang einen Spießroutenlauf ertragen musste, haben sich meine Eltern nun auch im Frühjahr an mich gewandt und wir konnten das Geld gewinnbringend am Aktienmarkt anlegen. Mittlerweile dämmert es doch auch dem Letzten: „There is no Alternative“ (TINA).

  5. Mad

    @N. Hunt

    Danke 😉

    Du hast natürlich recht .. ohne die Möglichkeit viel Geld ins Depot zu stecken wäre ich nicht da wo ich bin. Und ja .. der einzige Hebel um das zu tun bist du selbst. Ob du mit ner guten Ausbildung nen gut bezahlten Job bekommst bzw. es schaffst ein Nebengewerbe aufzubauen .. alles braucht Fleiß und Disziplin.

    Meine klassische Ausbildung (ich bin ausgebildeter Industriekaufmann ohne Studium) hätte das aber wahrscheinlich nicht zugelassen .. Web Development, Backend Programmierung und SEO habe ich mir selbst beigebracht .. ja .. verschenke deinen 4K 70 Zoll Fernseher und mach was sinnvolles mit deiner Zeit 🙂

    Das Phillips 66 Datum war komplett falsch .. habs korrigiert 🙂

  6. Kuma

    Wenn Du die 100.000 € im Jahr 2011 in einen Nasdaq ETF gelegt hättest, ständest Du jetzt bei über 600.000 € Depotwert. OHNE weitere Einzahlungen im ganzen Zeitraum.
    Wenn Du sie in einen S&P500 ETF gesteckt hättest, wäre Dein Depot jetzt ohne weitere Einzahlungen 350.000 € groß. Mit „nur“ 570 € monatlicher Einzahlung von 2011 bis jetzt hättest Du auch mit dem S&P500 die halbe Million erreicht. Bei gleicher Einzahlung im Nasdaq ETF wären es dann aktuell aber schon 835.000 €…
    Ich will Deine Leistung nicht kleinreden, sie ist großartig. Aber dieser Fokus auf Dividenden versaut einem so dermaßen die Performance, dass man das nicht oft genug sagen kann.
    Ich würde mich mit Deiner Aktienauswahl nicht zukunftsfähig fühlen, weil Du eigentlich an keinem Megatrend teilnimmst.
    Werbung verschwindet aus Zeitungen und Analogfernsehen ins Digitale, Bargeld geht zurück, Tinte wird zum unterschreiben nicht mehr benötigt, immer mehr Daten werden sortiert und ausgewertet etc. etc. Zu all diesen Trends gibt es wunderbare Aktien mit sehr hohem Umsatzwachstum, mit denen man eigentlich nichts falsch machen kann. Klar sind die gefühlt immer „zu teuer“, aber das hat seinen guten Grund.
    Lustig ist, dass Du Dich zu einer CTSO hast hinreißen lassen, aber dass solche sicheren Dinger wie Mastercard, Microsoft, Amazon oder Netflix nie den Weg in Dein Depot gefunden haben.
    Fun Fact: Ein Depot mit MA, MSFT, AMZN, NFLX gestartet in 2011 mit 100.000 € und 570 € monatlicher Einzahlung stünde jetzt bei über 2 Millionen.
    Ich weiß, rückblickend ist man immer schlauer. Nichts für ungut. Trotzdem kann man generell empfehlen Wachstum zu kaufen und nicht Dividendenrendite.
    Oder eben nicht darüber nachzudenken und gleich einen ETF zu nehmen.

  7. Egon

    „…, muss man wieder unbezahlte Mehrarbeit bringen,…“
    Muss man nicht und sollte man nicht …
    Diese Dienstbeflissenheit wird uns leider von klein auf eingeredet.
    Wenn man der eine ist, der unter den ganzen Lemmingen dazu nein sagt, ist man der Bösewicht.

  8. Mad

    @Kuma

    klar .. danach ist man schlauer

    ich habe 2011 auch noch fette Fehler gemacht und Aktien gekauft welche ich heute nicht mal mit der Kneifzange anfassen würde .. ich mache auch heute noch nicht alles richtig …

    2014 war übrigens Steve Ballmer noch der Chef von MS .. und der Laden hat 10 Jahre stagniert. Das selbe würde ich für Netflix behaupten. Megatrends wie Cloud usw. entstanden erst danach.

    Aber ich will mich gar nicht rechtfertigen sondern einfach sagen das ich vor 10 Jahren nicht so viel wusste wie heute und in 10 Jahren über meine Entscheidungen von 2020 lachen werde ..

    btw. ein paar habe ich dann doch … Adobe, Qualcomm, Broadcom, Cisco usw. 🙂

    Außerdem sehe ich das glaube ich etwas facettierter als du.

    Firmen haben in den letzten 20 Jahren gesehen was passiert wenn sie globale Trends verschlafen .. das passiert vielen einfach nicht nochmal in der heutigen Zeit .. VW und Daimler investieren wahnwitzige Summen um Tesla in Schach zu halten .. Allianz und Deutsche Bank haben eigene Startup Inkubatoren aus welchen sie ich bedienen. Danone kommt mit ner ganzen veganen Produktpalette um die Ecke … usw.

  9. Mad

    @Egon

    und wer will schon der Buhmann sein wenn alle mitmachen

  10. Kuma

    Aber auch wenn wir die Megatrends erst im Rückblick oder zu spät erkennen, werden sie doch anhalten. Es macht doch eigentlich keinen Sinn mit vielen Aktien auf Öl zu setzen, wenn die Cloud jetzt da ist, wächst und auch länger bleibt als Öl. Ist es nicht sogar ein hohes Risiko die Cloud gar nicht (oder sehr gering) im Depot zu haben?
    Will sagen, MSFT, AMZN, GOOG, BABA sind doch immer noch gute Investments, egal ob der Zug schon gestartet ist oder nicht.
    Dein Ansatz ist also, dass sich Deine Firmen vor Disruption schon irgendwie, mit Investitionen, schützen werden? Oder ist es doch besser, gleich mit den im Grunde innovativeren Disruptoren zu gehen?
    Schon mal über Docusign, Fastly, Crowdstrike oder The Trade Desk nachgedacht? Einfach mal ein Fuß in die Tür stellen und schauen was passiert?
    Wenn an der Aktie dann grün +300% steht, hat man auch keine Angst mehr vor dem nächsten Crash.
    Am Ende zählt die Gesamtrendite. Bevor ich da dem Markt hinterlaufe, was auf Dauer extrem teuer wird, würde ich immer auf ETFs gehen.

  11. Mad

    Ja die Megatrends werden anhalten, aber viele etablierte Firmen lassen sich nicht mehr so überrumpeln wie noch vor 15 oder 20 Jahren. Eher im Gegenteil .. einige der etablierten Großen haben volle Kriegskassen und kaufen dann einfach die Newcomer auf … siehe z.b. die Acquis. von Nestlé oder Unilever Läden gekauft haben die Bio Tierfutter und veganes Zeug herstellen.

    Auch beschränkst du dich auf Technologie .. wo ich zugegebenermaßen viel verpennt hab .. aber hier immer die Spreu vom Weizen zu trennen ist im nachhinein einfacher gesagt als getan .. wie entwickelt sich Delivery Hero, Uber, Volocopter, We Work usw. ich weiß es nicht .. die Skalierung von Software lässt sich aber offensichtlich nicht so einfach auf andere Bereiche übertragen ..

    Was war mit Theranos (ok keine AG), Wirecard usw.

    Würdest du im Zuge von ARM und Apple SIlicon noch in Intel oder AMD investieren?

  12. torsten

    servus,

    hast du dein depot eigentlich bei einem oder bei mehreren brokern und warum? beste grüße und weiterhin beste rendite 😉

  13. Mad

    @torsten

    bei einem Broker (Comdirect) .. da bin ich schon 20 Jahre und war bisher immer zufrieden

    damals gabs nur zwei Online Broker in D .. das war noch consors

  14. Kuma

    Nein, weder Intel noch AMD. Was Halbleiter angeht, wäre ich bei TSM (weil die für fast alle bauen), ASML (weil die ein Monopol auf Geräte haben, die alle brauchen) und allenfalls bei NVIDIA als tatsächliche Marke, weil die wirklich innovativ sind und bei KI ganz vorne mitspielen.
    Aber generell würde ich immer zum Übergewicht bei Software tendieren und nicht zu Hardware. Und warum sollte man nicht mit MSFT anfangen? Ansonsten denke ich , dass DOCU, NOW, ADBE, SHOP, CRM, OKTA, DDOG, FSLY, TTD u.a. langfristige Gewinner sind und bleiben. Den Software-as-a-Service-Trend darf man nicht verschlafen.
    Wenn Du in 10 SaaS-Firmen gleichgewichtet investierts und meinetwegen 6 davon insolvent gehen, hast Du immer noch mehr Peformance als der breite Markt bietet. Das sortiert sich ganz alleine hin. Nur nicht die Verlierer nachkaufen…
    Ansonsten besteht mein Depot hauptsächlich aus zwei Branchen: Tech und Gesundheit. Beides bietet Innovation und Wachstum und sie ergänzen sich gut bei Sektorrotationen. Aus meiner Sicht sind es stand heute auch die krisenfestesten Branchen.
    Jeder mit 10 Jahren oder mehr Anlagehorizont sollte in die Zukunft schauen. Wenn ich den Markt unterperformen will, könnte ich über Unilever nachdenken. Die schaffen das, konstant schlechter zu sein. Aber das will ich ja nicht. Wenn aber die Marktperformance reicht (fair enough) – dann mit minimalem Risiko und maximaler Diversifikation, also mit ETFs.

  15. Vroma

    @Ruben: Die Idee von Ihnen ist, nach Möglichkeit das Depot zu vererben. Ansonsten werden eben die Dividenden verbraucht. Mutter- und Vatertier sind jetzt durch den Coronacrash abgehärtet 😉

    Wenn hier jemand einen 40 Zoll loswerden will: Ich nehm‘ den Schrott! Egal ob 4 oder 8k 🙂

  16. torsten

    @kuma
    klingt alles ein bissl nach kritik von dir aber wer sagt denn dass dein weg der richtige oder besser als der weg von mad?
    eine weitere frage ist, ob man performance und wachstum will oder regelmässiges wachstum oder beides.
    ich will beides also hab ich auch eine apple oder microsoft aber auch eine att oder ibm im depot.
    ich habe auch eine waltdisney, die ich aber zeitnah verkaufen will. was nützt es mir wenn ich eine aktie jahrelang im depot habe und keine rendite damit mache bzw dividende bekomme? unrealsierte kursgewinne bringen mich nicht weiter. und die große frage ist doch bei deinen geliebten wachstumswerten: wann verkaufst du die damit du was vom gewinn hast?

  17. torsten

    leider ein schreibfehler:
    richtig:

    eine weitere frage ist, ob man performance und wachstum will oder regelmässiges einkommen oder beides.

  18. Kuma

    @torsten
    Ich will hier niemanden bekehren. Deswegen habe ich ja oben ein paar simple Rechnungen durchgeführt, um einfach mal Zahlen sprechen zu lassen. Dafür habe ich im Übrigen Portfolio Visualizer benutzt. Tolles Tool.
    Im Ergebnis habe ich darauf hingewiesen, dass das Portfolio von Matthias über Jahre hinweg nicht die durchschnittliche Marktperformance erzielt hat. Das kann man natürlich als Kritik auffassen, aber ich meine es als wertfreien Hinweis, weil wir hier von jemandem sprechen, der eine große Sparleistung geschafft hat und über das Niveau Tagesgeld weit hinausgekommen ist.
    Trotzdem ist in meinem Augen das gut, was förderlich für die Gesamtrendite ist. Das Depot von Matthias hat ein Non-Tech-Risiko, was sich auch schon manifestiert hat.

    Die Marktrendite können wir alle recht einfach über ETFs abgreifen. Wenn man in Krisenzeiten nachkauft, schafft man sogar mit ETFs eine Überrendite zum Markt. ETFs bieten eine maximale Diversifikation und damit ein geringes Risiko. Im Übrigen zahlen sie auch aus und können eine sehr hohe Yield on Costs bieten, wenn man sie nur lange genug hält.
    Wenn man sich für das aktive Stockpicking entscheidet, hat man das Ziel einer Überrendite zum Marktdurchschnitt. Alles andere macht keinen Sinn, weil man ja ein höheres Risiko eingeht, welches sich lohnen sollte.
    Ich selbst betreibe aktives Stockpickung und vergleiche mich mit den Marktindizes. Wenn meine Performance im Vergleich schlechter wird, schichte ich lieber in ETFs um.
    Der „richtige“ Weg bemisst sich an der Gesamtrendite. Alles andere ist Augenwischerei.
    Es stellt sich auch nicht die Frage, wann ich Wachstumsaktien verkaufen will. Ich betreibe kein Markettiming. Ich kaufe die Aktien, lasse Gewinner laufen und gehe auch davon aus, dass Gewinner weitere Gewinne erzielen und der Kurs langfristig weiter steigt. Ich halte keine Hype-Aktien, sondern Aktien mit guten Produkten für die tatsächlich eine starke Nachfrage existiert. Deshalb der langfristige Horizont. Mein Geld bleibt also in den Aktien, solange wie ich es nicht brauche. Ich verkaufe dann, wenn ich in die Entnahmephase komme. Bis dahin haben ganz sicher auch einige meiner Aktien mit der Auszahlung von Dividenden begonnen.

    PS: Und bist Du Dir sicher, dass AT&T ein besseres Investment ist als Disney? Wie kommst Du darauf? Die Daten auf Sicht von 1, 5 oder 10 Jahren sprechen da eine sehr deutliche Sprache pro Disney. Performance inklusive Dividende für 10 Jahre: AT&T +80%, Disney +428% (ein Jahr: AT&T -16% Disney +18%)
    Nur weil Dir AT&T eine fette Dividende zahlt, heißt das nicht, dass Du kein Verlust machst. Kannst mir auch 1.000 € geben und ich zahle Dir 100 € im Jahr zurück. Nach 10 Jahren streiche ich dann die Dividende. Zumindest hast Du dann keinen Verlust gemacht… 🙂

  19. Alexander

    @Kuma

    Ich hatte auch viele Jahre nur Aktien die eine Dividende zahlen, Aktien wie PepsiCo, Allianz, Altria, AT&T, Johnson&Johnson, T Rowe Price, Snap-On, Münchener Rück, Main Street, BAT, W.P. Carey, Ares Capital, Prudential Financial, General Dynamics, Lockheed Martin, Unilever, Royal Dutch, Diageo, UnitedHealth, Blackrock, Caterpillar, Discover Financial, Hormel Foods, Kering, Store Capital, Iron Mountain, Lowe’s, Home Depot, IBM, Cisco, Broadcom, Texas Instruments, Bristol Meyer, AbbVie usw.

    In den letzten Jahren habe ich meine Strategie erweitert und hab mir auch einige Wachstumswerte ins Depot gelegt. Werte wie Nvidia, ASML, TSMC, TradeDesk, Magnite, Kubient, DocuSign, Okta, Cloudflare, Fastly, Amazon, MercadoLibre, Sea Limited, Square, Paypal, Crowdstrike, Zscaler, Twilio, SolarEdge, MongoDB, Splunk, DraftKings, Digital Turbine, Facebook, ServiceNow, Veeva Systems, Roku, Pinterest, Palantir, HubSpot, Etsy, Elastic, Carvana, Fiverr, Datadog, Dynatrace, Epam, Synopsis, Cadence, Vertex Pharmaceuticals, Alibaba, Tencent, usw.

    Aber ich hab immer noch über 80% meines Portfolios in Dividendenaktien und daran wird sich niemals etwas ändert. Ich fülle mich einfach wohler dabei. Meine Rendite ist mir „egal“ und ich möchte mich nicht ständig mit anderen vergleichen oder versuchen den S&P 500 oder Nasdaq zu schlagen.

    Ich möchte einfach dazu lernen und Spaß haben. Und durch die Wachstumswerte habe ich eine ganze Menge gelernt. Über Themen wie maschinelles Lernen, Inferenz, 5G, Internet der Dinge, Edge Computing, Hybrid Cloud, Latenz, Datenanalyse, CDNs, CyberSecurity, EUV-Lithographie, Chip Herstellung, Quantencomputer, DevOps, Kubernetes, Big Data, SaaS, E-Commerce, Digital Payment, digitale Werbung, programmatic advertising, APIs, Cloud Anwendungen, Data Center, Solarenergie usw. Ich als Physiker liebe so ein Scheiß 😉

    Und vorher habe ich viel über andere Bereiche gelernt. Erdöl bzw. Erdgas Industrie, Gold, Silber, REITs, BDCs, Tabak Industrie, Gesundheitswesen, Lebensmittel Industrie, Versicherungen usw.

    Ich will damit sagen, dass es auch Menschen gibt die aus intrinsischer Motivation handeln. Das heißt das Privileg mich mit all diesen Dingen zu beschäftigen ist schon Belohnung genug. Wobei ich auch nichts dagegen hätte irgendwann eine halbe Million zu haben. Und ja, ich wäre in den letzten Jahren mit einem ETF wie „BGF World Technology Fund“ oder „iShares S&P 500 Information Technology Sector“ viellll besser gefahren, aber dann hätte ich niemals so viel gelernt und es hätte nicht so viel Spaß gemacht. Und könnte mich dann auch nicht mehr mit meinem Portfolio identifizieren.

    Ich investiere langfristig und möchte an der Entwicklung meiner Wachstumswerte sowie meiner Value Aktien teilhaben. Auch wenn eine Aktie über 100% im Plus liegt nehme ich keine Gewinne mit und versuche später wieder günstiger einzusteigen. Ich weiß, dass Timing an der Börse nicht funktioniert und wer was anderes denkt macht sich nur Illusionen. Des weiteren versuche ich in Jahrzehnten und nicht in Jahren zu denken. Und ich versuche immer von Leuten zu lernen die viel mehr von der Materie verstehen als ich selbst. 🙂

  20. torsten

    mein depot ist zu 80prozent auf einkommen ausgelegt und zu 20 prozent auf wachstumswerte. daher steht die aktie disney aktuell auf meiner verkaufsliste. und ATT steht auf meiner kaufliste. was nützt mir eine aktie die mir keine dividende zahlt und ich nicht weiss, ob sie weiter steigt oder nicht.
    du sagst du kaufst tolle wachstumsaktien und lässt sie liegen. also hast du ja nie was von dem vermögen oder wie soll ich das verstehen? im worstcase hast du die aktie 30 jahre im depot, hast nie dividende bekommen und aus irgendwelchen gründen steht die aktie tiefer als dein kaufkurs obwohl sie 29 jahre nur gestiegen ist…

  21. Vroma

    Die große Mehrheit der Finanzblogger die es „geschafft“ haben, sind mit einer langweiligen Dividendenstrategie zum Erfolg gekommen. Ist das historisch bedingt, da das Value Investing damals das Maß aller Dinge war, oder ist das nach wie vor der einzig wahre Weg?

    Fakt ist, dass seit 10 Jahren eine Technologierevolution im Gange ist, wobei gleichzeitig die USA ihre Vormachtstellung in der Welt verliert. Deshalb wäre es mMn sträflich NICHT in bestimmte Technologiewachstumswerte zu investieren. Menschen haben aber trotzdem weiterhin einen bestimmten Versorgungsbedarf 😉

    Da mein Depot unserer Rente, bzw. der Absicherung der Familie dient, habe ich ein ordentliches Fundament mit Dividenden-Wachstums-Strategie geschaffen. Somit ist das Primärziel, im Alter versorgt zu sein, schon erreicht. Jetzt wird verstärkt in Wachstumswerte investiert. Zumindest so lange man welche zu so vernünftigen Preisen bekommt.

    @torsten: Findest Du das aktuelle Preisniveau von Nvidia gerechtfertigt? Sieht für mich gnadenlos überteuert aus. Wenn man sonst fragt hört man: Aber die machen KI….

  22. torsten

    vroma: na ja solche aktien wie nvidia sind irgendwie immer zu teuer. wer will der macht einen sparplan auf diese aktie. ich selbst mag keine sparpläne weil ich finde, das sieht doof aus in meiner exceltabelle wenn ich da 3,45345 anteile reinschreiben muss. ich kauf mir 1 bis 2 nvidia damit ich sie im depot habe und dann kauf ich beim nächsten rücksetzer nach aber ich muss eine teure aktie ohne dividende nicht zu jedem preis kaufen. davon hab ich ja nix wenn ich teuer kaufe. problem ist: man weiss nie, ob teuer oder nicht teuer.

    mein depot geht in die richtung wie mad mit einigen unterschieden: ich kaufe nicht jede aktie mit der gleichen gewichtung und ich kaufe keine small oder midcaps. aber 80 Prozent der aktien von mad habe ich auch im depot.

  23. Kuma

    @Alexander
    Glückwunsch zur Strategieänderung, aus welchen Gründen die auch immer kam. Wenn Du die aufgezählten Wachstumswerte (nennen wir sie besser Qualitätsunternehmen, die tatsächlich wachsen und dadurch einen Mehrwert generieren) wirklich im Depot hast und die Gewinner laufen lässt, dann wird sich das Verhältnis Deines Depotanteils zu Gunsten dieser Werte sehr schnell ändern. Viel Erfolg!

    @Torsten
    Dir fehlt vielleicht die Phantasie, was ein Qualitätsunternehmen in 29 Jahren erreichen kann, wenn Du denkst, das im 30. Jahr der Kurs doch plötzlich wieder unter dem Einstiegskurs liegt. Hast Du Tenbagger im Depot? Oder Unternehmen die regelmäßig Aktiensplits durch führen, damit der Wert einer Einzelaktie in handelbaren Größenordnungen bleibt?
    Hättest Du vor 29 Jahren 100 $ in Apple gesteckt, hättest Du jetzt 38.000 $. Wenn der Aktienkurs damals wie heute in ungefähr gleichen Größenordnungen liegt, dann heißt das nicht, dass Apple schlecht performt hat. Es heißt vor allem, dass Du heute statt einer Aktie bereits 112 Aktien besitzt ohne weitere Zukäufe, weil es seit 1991 vier Splits gab.
    Selbst wenn der Kurs von Apple im 30. Jahr um 99% crashen würde, wärst Du immer noch weit über dem Einstiegskurs und hättest ähnlich „viel“ Geld gemacht wie mit AT&T.
    1991 100$ in Apple = 38.000 $ in 2020
    1991 100 $ in AT&T = 400 $ in 2020
    Welcher Anleger hat jetzt mehr von seiner Aktie?
    Fun Fact: Die jährliche Dividendenzahlung von AT&T in 2020 wären 7% von 400 $, also 28 $. Die jährliche Zahlung von Apple wären 0,6% von 38.000 $, also 228 $. Und wer wird die Dividende im nächsten Jahr um 10% erhöhen? AAPL oder T? Selbst wenn T so anheben könnte, wären 10% von 28$ nicht irgendwie mickrig im Vergleich zu 10% von 228 $? Mathematik ist unbestechlich.

    Ich will wirklich niemanden bekehren, auf Wachstum zu setzen, aber wer permanent die durchschnittliche Marktperformance nicht erreicht, sollte das A) wissen und B) sich überlegen, ob er das Leben mit einem breit gestreuten ETF einfacher und lukrativer gestaltet.

  24. torsten

    du hast so herrliche beispiele. und wenn du zu jesu geburt nur einen cent angelegt hättest dann wärst du wahrscheinlich jetzt millardär…denk mal drüber nach und schönes wochenende 😉

  25. Natascha

    Hi Mad,
    das ist wirklich sehr inspirierend, dass du erst mit 33J. angefangen hast. Ich werde in ein paar Monaten 33 J. und habe beim Crash 2020 angefangen. Immerhin ein guter Einstiegszeitpunkt. Ich habe schon so viel Geld in mein Depot gesteckt, manchmal denke ich, das ist verrückt, was mache ich hier überhaupt…? Du bist jedoch das beste Beispiel, dass sich Geduld auszahlt. Ich träume schon davon, dass die Comdirect mir einen persönlichen Berater für mein Depot zur Verfügung stellt 😉

  26. Mad

    Hi Natascha,

    danke für dein Feedback und vor allem viel Erfolg. Ich denke du hast einen guten Einstiegszeitpunkt erwischt!

    Viele Grüße
    Matthias

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